Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
hält sich die Hand hinters Ohr, richtet sich wieder auf. »Nein, ich kandidiere nicht mit. Aber, liebe Abgeordnete im Saal, wenn Sie die Sache mit den getrennten Schulen nicht auch für die Zukunft geregelt kriegen, dann glauben Sie ja nicht, ich würde nicht selbst kommen und es in die Hand nehmen.«
Wieder Gelächter. Senator Whitworth und Gattin, die ganz vorn sitzen, nicken lächelnd. An ihrem Tisch ganz hinten blickt Skeeter auf ihren Schoß. Sie haben vorhin beim Cocktail miteinander geredet. Missus Whitworth hat den Senator weggelotst, ehe er Skeeter ein zweites Mal an seine Brust drücken konnte. Stuart ist nicht gekommen.
Als das Essen und die Ansprache vorbei sind, erheben sich Leute, um auf die Tanzfläche zu gehen, Ehemänner streben zur Bar. Es gibt einen Run auf die Auktionstische, um noch Gebote in letzter Minute abzugeben. Zwei Großmütter liefern sich eine Bieterschlacht um das antike Kinderservice. Jemand hat das Gerücht in die Welt gesetzt, es habe einmal einer Fürstenfamilie gehört und sei per Eselskarren durch ganz Deutschland geschmuggelt worden, ehe es schließlich bei Magnolia-Anti-quitäten in der Fairview Street landete. Im Nu schoss der Preis von fünfzehn auf fünfundachtzig Dollar hoch.
In der Ecke neben der Bar gähnt Johnny. Celias Stirn ist gerunzelt. »Ich verstehe nicht, warum sie das mit der Unterstützung durch Nichtmitglieder gesagt hat. Mir hat sie erzählt, sie bräuchten dieses Jahr keine Hilfe.«
»Na ja, du kannst ja nächstes Jahr mithelfen«, erwidert Johnny.
Celia entdeckt Hilly. Im Moment ist sie nur von wenigen Leuten umgeben.
»Ich bin gleich wieder da, Johnny«, sagt Celia.
»Und dann lass uns machen, dass wir hier wegkommen. Ich bin dieses Affenjäckchen leid.«
Richard Cross, der zu Johnnys Entenjagd-Camp gehört, klopft Johnny auf den Rücken. Sie sagen etwas, lachen dann. Lassen den Blick über die Menge schweifen.
Celia schafft es diesmal fast bis zu Hilly, ehe diese hinter das Rednerpult entschlüpft. Celia tritt den Rückzug an, als traute sie sich nicht, sich Hilly dort zu nähern, wo diese vor wenigen Minuten noch so viel Macht ausgestrahlt hat.
Sobald Celia in der Damentoilette verschwunden ist, steuert Hilly auf die Ecke bei der Bar zu.
»Nanu, Johnny Foote«, sagt Hilly. »Es erstaunt mich, dich hier zu sehen. Wo doch jeder weiß, dass du solche großen Gesellschaften nicht leiden kannst.« Sie drückt seine Armbeuge.
Johnny seufzt. »Ist dir klar, dass morgen die Rotwildjagd angeht?«
Hilly schenkt ihm ein rotbraunes Lächeln. Ihr Lippenstift passt so perfekt zu ihrem Kleid, dass sie tagelang danach gesucht haben muss.
»Ich bin es leid, das von jedem Mann hier zu hören. Du kannst ruhig mal einen Tag der Jagdsaison drangeben, Johnny Foote. Früher hast du das für mich auch getan.«
Johnny rollt mit den Augen. »Celia hätte das hier um nichts in der Welt verpassen wollen.«
»Wo ist deine Frau?«, fragt Hilly. Sie hat die Hand noch immer in Johnnys Armbeuge und drückt ein weiteres Mal zu. »Doch nicht beim LSU-Spiel, Hotdogs verkaufen, oder?«
Johnny sieht sie stirnrunzelnd an, obwohl es stimmt, so hat er sie kennengelernt.
»Ach komm, du weißt doch, ich zieh dich nur auf. Wir waren schließlich lange genug zusammen, dass ich mir das erlauben kann, oder?«
Noch ehe Johnny etwas sagen kann, tippt jemand Hilly auf die Schulter, und sie wendet sich lächelnd dem nächsten Paar zu. Johnny seufzt, als er Celia zurückkommen sieht. »Gut«, sagt er zu Richard, »wir können jetzt nach Hause gehen. Ich
stehe in« – er schaut auf seine Armbanduhr – »fünf Stunden auf.«
Richards Blick ist auf die nahende Celia geheftet. Sie bleibt stehen und bückt sich, um ihre heruntergefallene Papierserviette aufzuheben, bietet dabei tiefe Einblicke in ihr Dekolletee. »Von Hilly zu Celia, das muss ja eine ganz schöne Umstellung gewesen sein, Johnny.«
Johnny schüttelt den Kopf. »Als ob man sein Leben lang in der Antarktis gelebt hat und dann nach Hawaii zieht.«
Richard lacht. »Als ob man im Priesterseminar einschläft und an der Ole Miss aufwacht«, sagt er, und beide lachen.
Dann sagt Richard leiser: »Als ob man als Kind das erste Mal Eis isst.«
Johnny schaut ihn warnend an. »Du sprichst von meiner Frau.«
»Entschuldige, Johnny«, sagt Richard und senkt den Blick. »War nicht bös gemeint.«
Celia ist jetzt bei ihnen angelangt und seufzt, ein enttäuschtes Lächeln im Gesicht.
»Hey, Celia, wie geht’s?«, sagt Richard.
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