Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
geredet habe.
Nach dem Toilettenvorfall haben Elizabeth und ich uns bemüht, Freundinnen zu bleiben. Gelegentlich haben wir telefoniert. Aber bei den League-Treffen sagt sie außer hallo und ein paar leeren Floskeln nichts mehr zu mir, weil Hilly es ja sehen könnte. Das letzte Mal bei ihr war ich vor einem Monat.
»Nicht zu glauben, wie groß Mae Mobley geworden ist«, sagte ich. Mae Mobley lächelte schüchtern hinter dem Bein ihrer Mutter hervor. Sie war länger geworden, aber immer noch pummelig von Babyspeck.
»Wächst wie Unkraut«, sagte Elizabeth und sah aus dem Fenster, und ich dachte, wie seltsam, das eigene Kind mit Unkraut zu vergleichen.
Elizabeth war noch im Bademantel und hatte Lockenwickler im Haar. Sie wirkte nach ihrer Schwangerschaft schon wieder sehr dünn. Ihr Lächeln blieb angespannt. Sie schaute dauernd
auf die Uhr, fasste sich alle paar Sekunden an die Lockenwickler. Wir standen in ihrer Küche herum.
»Hast du Lust, zum Mittagessen mit in den Club zu kommen ?«, fragte ich. In dem Moment kam Aibileen durch die Küchenschwingtür. Drüben im Esszimmer sah ich flüchtig Silber und Battenbergspitze.
»Ich kann nicht, und ich komplimentiere dich ungern hinaus, aber … ich bin mit Mutter im Jewel Taylor Shoppe verabredet. « Ihr Blick huschte wieder zum Vorderfenster. »Du weißt doch, wie Mama ist, wenn man sie warten lässt.« Ihr Lächeln wuchs exponentiell in die Breite.
»Oh, entschuldige, ich will dich nicht aufhalten.« Ich tätschelte ihr die Schulter und steuerte auf die Tür zu. Und da ging es mir auf. Wie konnte ich so dumm sein? Es ist ja Mittwoch, zwölf Uhr. Mein altes Bridgekränzchen.
Ich stieß mit dem Cadillac in der Einfahrt zurück, und es tat mir leid, dass ich sie so in Verlegenheit gebracht hatte. Als ich mich wieder nach vorn drehte, sah ich sie am Fenster meine Abfahrt beobachten. Und da begriff ich: Es war ihr nicht peinlich, mich abwimmeln zu müssen. Elizabeth Leefolt war es peinlich, mit mir gesehen zu werden.
Ich parke in Aibileens Straße, mehrere Häuser vor ihrem, weil ich weiß, wir müssen jetzt noch vorsichtiger sein. Obwohl Hilly nie einen Fuß in diesen Teil der Stadt setzen würde, ist sie nun für uns alle eine Bedrohung, und ich fühle ihren Blick überall. Ich weiß, welch hämische Befriedigung es ihr wäre, mich hierbei zu erwischen. Ich unterschätze nicht mehr, wie weit sie gehen würde, um mich bis an mein Lebensende büßen zu lassen.
Es ist ein frischer Dezemberabend, und gerade setzt Nieselregen ein. Mit gesenktem Kopf eile ich die Straße entlang. Das Gespräch mit Missus Stein heute Nachmittag geht mir immer noch im Kopf herum. Ich habe versucht, alles,
was noch zu tun ist, nach Prioritäten zu ordnen. Aber das Schlimmste ist, dass ich Aibileen nochmal fragen muss, was damals mit Constantine war. Ich kann nicht einfach etwas über Constantine schreiben, wenn ich nicht weiß, was aus ihr geworden ist. Es widerspräche dem Sinn des Buchs, nur einen Teil der Geschichte aufzunehmen. Das wäre nicht die Wahrheit.
Ich stürme in Aibileens Küche. Offensichtlich sagt ihr mein Gesichtsausdruck gleich, dass etwas nicht stimmt.
»Was ist? Hat Sie jemand gesehen?«
»Nein«, sage ich und ziehe Papiere aus meiner Büchertasche. »Ich habe heute Morgen mit Missus Stein telefoniert.« Ich erzähle ihr alles, was ich erfahren habe, über die Deadline und über »den Stapel«.
»Das heißt …« Aibileen zählt im Kopf die Tage, wie ich es den ganzen Nachmittag getan habe. »Das heißt, wir haben noch zweieinhalb Wochen statt sechs. Gott im Himmel, das reicht nie. Wir müssen noch den Louvenia-Teil fertig schreiben und Faye Belle auf die Reihe bringen – und der Minny-Teil ist auch noch nicht richtig … Miss Skeeter, wir haben noch nicht mal einen Titel.«
Ich lege das Gesicht in die Hände. Ich habe das Gefühl zu ertrinken. »Und das ist noch nicht alles«, sage ich. »Sie … besteht drauf, dass ich über Constantine schreibe. Sie wollte wissen … was aus ihr geworden ist.«
Aibileen stellt ihre Teetasse ab.
»Ich kann das nicht schreiben, wenn ich nicht weiß, was passiert ist, Aibileen. Wenn Sie es mir also nicht sagen können … gibt es dann vielleicht jemand anderen, der es kann?«
Aibileen schüttelt den Kopf. »Geben würd’s wahrscheinlich schon jemand«, sagt sie, »aber ich will nicht, dass Ihnen jemand anders die Geschichte erzählt.«
»Dann … würden Sie es also tun?«
Aibileen nimmt die Brille mit dem schwarzen
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