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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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ich zehn Cent ein und rufe Mutter an. Ich weiß, sie wird wach bleiben, bis ich zu Hause bin.

    »Hallo?« Daddys Stimme um Viertel nach acht abends.
    »Daddy … warum bist du noch auf? Was ist los?«
    »Du musst jetzt nach Hause kommen, Schätzchen.«
    Die Straßenlaterne fühlt sich plötzlich grell an, die Abendluft eisig. »Wegen Mama? Geht es ihr schlecht?«
    »Stuart sitzt schon fast zwei Stunden auf der Veranda. Er wartet auf dich.«
    Stuart? Das ergibt keinen Sinn. »Aber Mama … was …«
    »Oh, Mama geht es gut. Sie ist sogar wieder ein bisschen munterer. Komm jetzt nach Hause, Skeeter, und kümmere dich um Stuart, ja?«
     
    Noch nie hat sich die Heimfahrt so lang angefühlt. Zehn Minuten später halte ich vor dem Haus und sehe Stuart auf der obersten Verandastufe hocken. Daddy sitzt in einem Schaukelstuhl. Beide stehen auf, als ich den Motor abstelle.
    »Hey, Daddy«, sage ich. Stuart sehe ich nicht an. »Wo ist Mama?«
    »Schläft. Ich habe gerade nach ihr geschaut.« Daddy gähnt. Nach sieben Uhr abends habe ich ihn nicht mehr wach gesehen, seit vor zehn Jahren die Frühjahrsbaumwolle Frost bekam.
    »Nacht, ihr zwei. Macht die Lichter aus, wenn ihr fertig seid.« Daddy geht ins Haus, und Stuart und ich sind allein. Die Nacht ist so schwarz und so still, ich sehe weder Mond noch Sterne, ja nicht mal einen Hund im Garten.
    »Was willst du hier?«, frage ich, und meine Stimme klingt piepsig.
    »Ich wollte mit dir reden.«
    Ich setze mich auf die Verandatreppe und lege den Kopf auf die Arme. »Sag’s schnell und dann geh wieder. Es fing gerade an, besser zu werden. Vor zehn Minuten habe ich diesen Song gehört und mich fast schon besser gefühlt.«
    Er rückt näher an mich heran, aber nicht so nah, dass wir uns berühren. Ich wünschte, wir würden uns berühren.

    »Ich wollte dir was erzählen. Ich wollte dir sagen, dass ich sie gesehen habe.«
    Ich hebe den Kopf. Das erste Wort, das mir in den Kopf kommt, ist egoistisch. Du egoistisches Arschloch kommst hierher, um über Patricia zu reden.
    »Ich war dort, in San Francisco. Vor zwei Wochen. Habe mich in meinen Pick-up gesetzt, bin vier Tage gefahren und habe an die Tür in dem Apartmenthaus geklopft, das mir ihre Mama als Adresse gegeben hatte.«
    Ich schlage die Hände vors Gesicht. Ich sehe nur Stuart, der ihr das Haar zurückstreicht, so wie er es immer bei mir gemacht hat. »Ich will das nicht wissen.«
    »Ich habe ihr gesagt, dass das für mich das Gemeinste ist, was man einem Menschen antun kann. So zu lügen. Sie sah so anders aus. Hatte so eine Art Präriekleid an und ein Friedenszeichen um, und ihre Haare waren lang und ihre Lippen ungeschminkt. Und als sie mich gesehen hat, hat sie gelacht. Und dann hat sie mich eine Hure genannt.« Er reibt sich die Augen fest mit den Fingerknöcheln. »Sie, die sich für diesen Kerl ausgezogen hat – sie hat gesagt, ich sei die Hure meines Daddys und eine Hure Mississippis.«
    »Warum erzählst du mir das?« Meine Hände sind zu Fäusten geballt. Ich schmecke etwas Metallisches. Ich habe mir auf die Zunge gebissen.
    »Ich bin deinetwegen hingefahren. Nachdem wir Schluss gemacht hatten, ist mir klar geworden, dass ich sie aus meinem Kopf kriegen muss. Und das habe ich auch geschafft, Skeeter. Ich bin zweitausend Meilen hin und wieder zurück gefahren, und jetzt bin ich hier, um dir zu sagen, es ist erledigt. Es ist weg.«
    »Schön, Stuart«, sage ich. »Schön für dich.«
    Er rückt noch näher heran und beugt sich so zu mir, dass ich ihn ansehen muss. Und mir wird buchstäblich übel von seiner Bourbonfahne. Und doch will ich mich ganz klein zusammenfalten
und meinen ganzen Körper in seine Arme schmiegen. Ich liebe und hasse ihn gleichzeitig.
    »Geh nach Hause«, sage ich und glaube mir selbst kaum. »In mir ist kein Platz mehr für dich.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Es ist zu spät, Stuart.«
    »Kann ich am Samstag vorbeikommen? Um weiter zu reden? «
    Ich zucke die Achseln, Tränen in den Augen. Ich werde nicht zulassen, dass er mich wieder wegwirft. Das ist mir schon zu oft passiert, mit ihm, mit meinen Freundinnen. Ich wäre blöd, wenn ich das noch mal mit mir machen ließe.
    »Es ist mir egal, was du tust.«
     
    Ich wache um fünf Uhr morgens auf und setze mich an die Geschichten. Weil wir jetzt nur noch siebzehn Tage haben, arbeite ich den ganzen Tag und die ganze Nacht durch, in einem Tempo und mit einer Effizienz, wie ich es mir nie zugetraut hätte. Ich mache Louvenias Geschichte in der

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