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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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nimmt Blickkontakt mit einigen Mitgliedern auf.
    »Und schließlich die wichtigste Neuerung: Wir haben beschlossen, dieses neue Organ The Tattler zu nennen. Nach dem europäischen Magazin, das drüben von allen Frauen, die etwas auf sich halten, gelesen wird.«
    »Ist das nicht ein putziger Name?«, sagt Mary Lou White, und Hilly ist so stolz auf sich, dass sie Mary Lou nicht mal wegen Dazwischenredens mit ihrem Hammer zur Ordnung ruft.
    »Also. Dann gilt es jetzt, eine Herausgeberin für unsere neue, moderne Monatsschrift zu wählen. Irgendwelche Vorschläge?«
    Mehrere Hände gehen hoch. Ich sitze reglos da.
    »Jeanie Price, was sagst du?«
    »Ich sage Hilly. Ich schlage Hilly Holbrook vor.«
    »Das ist aber reizend von dir. Okay, weitere Vorschläge?«
    Rachel Cole Brant dreht den Kopf und blickt mich an, als wollte sie sagen: Was soll das denn? Offensichtlich ist sie die Einzige im Raum, die nicht über mich und Hilly Bescheid weiß.
    »Unterstützt jemand die Ernennung von …« Hilly schaut aufs Pult, als wäre ihr entfallen, wer da gerade vorgeschlagen wurde. »Von Hilly Holbrook zur Herausgeberin?«

    »Ich.«
    »Ich auch.«
    Bumm-Bumm macht der Hammer, und ich bin mein Amt als Newsletter-Herausgeberin los.
    Leslie Fullerbean starrt mich mit so großen Augen an, dass ich sehen kann: Dahinter, wo das Gehirn sein sollte, ist nichts.
    »Ist das nicht dein Job, Skeeter?«, fragt Rachel.
    »Das war mein Job«, sage ich und gehe, als die Versammlung beendet ist, direkt zur Tür. Niemand spricht mich an, niemand schaut mir ins Gesicht. Ich halte den Kopf hoch.
    Im Foyer reden Hilly und Elizabeth miteinander. Hilly streicht sich das dunkle Haar hinter die Ohren, schenkt mir ein diplomatisches Lächeln. Sie marschiert davon, um mit jemand anderem zu reden, aber Elizabeth bleibt stehen. Sie fasst mich am Arm, als ich an ihr vorbeigehe.
    »Hey, Elizabeth«, murmle ich.
    »Tut mir leid, Skeeter«, flüstert sie, und unsere Blicke treffen sich kurz. Aber dann schaut sie weg. Ich gehe die Stufen hinunter und auf den dunklen Parkplatz. Ich dachte, sie wollte mir noch mehr sagen, aber da habe ich mich wohl getäuscht.
     
    Nach dem League-Treffen fahre ich nicht direkt nach Hause. Ich lasse die Cadillac-Fenster herunter, damit mir die Nachtluft ins Gesicht weht. Sie ist gleichzeitig warm und kalt. Ich weiß, ich muss heim, an den Geschichten arbeiten, aber ich biege in die State Street mit ihren breiten Fahrspuren ein und fahre einfach nur immer weiter. In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nie so leer gefühlt. Ich kann nicht anders, als an all das zu denken, was über mich hereingebrochen ist. Diesen Abgabetermin schaffe ich nie, meine Freundinnen schneiden mich, Stuart ist weg, Mutter hat …
    Ich weiß nicht, was Mutter hat, aber wir alle wissen, dass es mehr ist als nur Magengeschwüre.
    Die Sun & Sand Bar hat zu, und ich fahre langsam daran
vorbei, starre hin: Wie tot so ein Neonschild sein kann, wenn es nicht an ist. Ich fahre weiter, vorbei am hohen Lamar-Life-Gebäude, über die gelb blinkenden Ampeln. Es ist erst zwanzig Uhr, aber alles ist schon im Bett. Diese Stadt schläft in jeder Hinsicht.
    »Wenn ich doch hier weg könnte«, sage ich, und meine Stimme klingt gespenstisch, so ohne jemanden, der sie hören könnte. Im Dunkeln sehe ich mich plötzlich für einen Moment aus der Vogelschau, wie in einem Film. Ich bin einer dieser Menschen geworden, die nachts in ihrem Auto umherstreifen. Gott, ich bin der Boo Radley dieser Stadt, wie in Wer die Nachtigall stört.
    Ich mache das Radio an, um irgendein Geräusch zu hören. »It’s My Party« läuft gerade, und ich suche etwas anderes. Allmählich hasse ich diese weinerlichen Teenager-Songs über Liebe und nichts und wieder nichts. Weil der Empfang gerade günstig ist, bekomme ich Memphis WKPO rein, und da ist eine betrunken klingende Männerstimme, die schnell und bluesig singt. In einer Sackgasse fahre ich auf den Parkplatz eines kleinen Ladens und lausche dem Song. Er ist besser als alles, was ich je gehört habe.
     
    … you’ll sink like a stone
    For the times they are a-changin’.
     
    Eine blecherne Stimme sagt, dass der Sänger Bob Dylan ist, doch als der nächste Song anfängt, verschwindet der Sender. Ich lehne mich in meinem Sitz zurück, starre auf das dunkle Schaufenster hinaus. Eine Welle unerklärlicher Erleichterung erfasst mich. Es fühlt sich an, als hätte ich gerade etwas aus der Zukunft gehört.
    In der Telefonzelle vor dem Laden werfe

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