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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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schreibt. In Mississippi?«
    »Ja, ich weiß«, erwidert sie, aber ich kann nicht erkennen, ob das stimmt. Doch dann sagt sie: »Sie sind die, die sich für die Lektorenstelle beworben hat. Wie läuft es mit Ihrem Projekt?«
    »Es ist fast fertig. Wir müssen noch zwei Interviews zu Ende bringen, und ich wollte fragen, ob ich das Manuskript direkt an Sie schicken soll oder an Ihre Sekretärin?«
    »O nein, Januar geht gar nicht.«
    »Eugenia? Bist du da?«, höre ich Mutter rufen.
    Ich halte die Sprechmuschel zu. »Moment, Mama«, rufe ich zurück, weil ich weiß, dass sie sonst hier hereinplatzt.
    »Die letzte Lektoratskonferenz ist am einundzwanzigsten Dezember«, fährt Missus Stein fort. »Wenn Sie eine Chance haben wollen, dass es gelesen wird, muss ich es bis dahin in Händen halten. Ansonsten wandert es auf den Stapel. Auf
dem Stapel zu landen, wäre nicht in Ihrem Sinne, Miss Phelan. «
    »Aber … Sie haben doch gesagt, Januar …« Heute ist der zweite Dezember. Das heißt, mir bleiben nur noch neunzehn Tage, um alles fertig zu machen.
    »Am einundzwanzigsten Dezember gehen alle in den Urlaub, und im neuen Jahr sind wir dann überschwemmt mit Projekten unserer Hausautoren und -journalisten. Für einen Niemand wie Sie, Miss Phelan, ist bis Einundzwanzigsten das einzig mögliche Zeitfenster.«
    Ich schlucke. »Ich weiß nicht, ob …«
    »Ach, übrigens, war das da gerade Ihre Mutter? Wohnen Sie noch zu Hause?«
    Ich suche nach einer glaubhaften Lüge – sie ist nur zu Besuch, sie ist krank, sie ist auf der Durchreise –, weil Missus Stein nicht wissen soll, dass ich mit meinem Leben nichts angefangen habe. Aber dann seufze ich. »Ja, ich wohne noch zu Hause.«
    »Und die Negerin, die Sie aufgezogen hat, die ist wohl auch noch im Haus?«
    »Nein, sie ist weg.«
    »Hmm. Schade. Wissen Sie, was aus ihr geworden ist? Mir ist gerade eingefallen, dass Sie natürlich auch ein Kapitel über Ihr eigenes Dienstmädchen machen müssen.«
    Ich schließe die Augen, kämpfe gegen die Hoffnungslosigkeit an. »Ich … weiß wirklich nichts.«
    »Tja, finden Sie’s raus und nehmen Sie es unbedingt mit auf. Das gibt dem Ganzen etwas Persönliches.«
    »Ja, Ma’am«, sage ich, obwohl ich keine Ahnung habe, wie ich zwei weitere Dienstmädchen rechtzeitig fertigbekommen, geschweige denn auch noch etwas über Constantine schreiben soll. Schon bei dem bloßen Gedanken überkommt mich der verzweifelte Wunsch, sie wäre jetzt hier.
    »Auf Wiederhören, Miss Phelan. Ich hoffe, Sie schaffen es
innerhalb der Frist«, sagt sie, aber ehe sie auflegt, brummelt sie noch: »Und, um Himmels willen, Sie sind eine gebildete Frau von vierundzwanzig Jahren. Suchen Sie sich eine eigene Wohnung. «
     
    Ich lege auf, unter Schock wegen der neuen Deadline und Missus Steins Beharren auf einem Kapitel über Constantine. Ich weiß, ich muss mich sofort an die Arbeit machen, aber ich schaue zuerst nach Mutter. In den letzten drei Wochen haben sich ihre Magengeschwüre erheblich verschlimmert. Sie hat noch mehr abgenommen und übersteht keine zwei Tage, ohne sich zu erbrechen. Selbst Doktor Neal schien überrascht, als ich sie letzte Woche zu ihrem Termin hingebracht habe.
    Mutter mustert mich vom Bett aus. »Hast du heute kein Bridgekränzchen?«
    »Fällt aus. Elizabeths Baby hat Koliken«, lüge ich. So viele Lügen habe ich ihr in letzter Zeit erzählt, dass die Luft im Zimmer davon ganz dick ist. »Wie geht’s dir?«, frage ich. Die alte weiße Emailschüssel steht neben ihrem Bett. »War dir wieder schlecht?«
    »Mir geht es bestens. Mach nicht solche Stirnfalten, Eugenia, das ist gar nicht gut für deine Gesichtshaut.«
    Mutter weiß immer noch nicht, dass ich aus dem Bridgekränzchen geflogen bin und Patsy Joiner jetzt eine neue Tennispartnerin hat. Ich werde zu keinen Cocktail- und Baby-Partys mehr eingeladen, ja überhaupt zu nichts, wo Hilly anwesend ist. Mit Ausnahme der League. Bei den Versammlungen sind die Frauen kurz angebunden, rein sachlich, wenn es um Newsletter-Angelegenheiten geht. Ich versuche mir einzureden, dass es mir egal ist. Ich sitze an meiner Schreibmaschine und gehe an den meisten Tagen gar nicht aus dem Haus. Ich sage mir, dass das nun mal die Folge ist, wenn man einunddreißig Klos in den Vorgarten des beliebtesten Mädels der Stadt kippen
lässt. Da behandeln einen die Leute eben ein bisschen anders als vorher.
     
    Es ist fast vier Monate her, dass sich eine Tür zwischen mir und Hilly geschlossen hat, eine Tür

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