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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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aus Eis, so dick, dass es hundert Mississippi-Sommer bräuchte, um sie zu schmelzen. Es ist ja nicht so, dass ich nicht mit Konsequenzen gerechnet hätte. Ich dachte nur nicht, dass sie so anhaltend sein würden.
    Hillys Stimme am Telefon war leise und heiser, als hätte sie den ganzen Morgen gebrüllt. »Du bist doch krank«, zischte sie mich an. »Sprich nicht mehr mit mir, schau mich nicht an. Sag meinen Kindern nicht hallo.«
    »Eigentlich war es ein Druckfehler, Hilly«, war alles, was mir einfiel.
    »Ich werde persönlich zu Senator Whitworth gehen und ihm sagen, dass du, Skeeter Phelan, eine ruinöse Belastung für seine Washington-Kandidatur bist. Ein Fleck auf seiner Weste, falls Stuart sich je wieder mit dir einlässt!«
    Bei der Erwähnung seines Namens zuckte ich immer noch zusammen, obwohl zwischen uns schon seit Wochen Schluss war. Ich sah ihn vor mir, wie er in die andere Richtung blickte, sich nicht mehr darum scherte, was mit mir war.
    »Du hast aus meinem Garten eine Volksbelustigung gemacht«, sagte Hilly. »Wie lange hattest du schon geplant, meine Familie zu demütigen?«
    Was Hilly nicht begriff, war: Ich hatte es überhaupt nicht geplant. Als ich anfing, den Zettel über ihre Toiletten-Initiative für den Newsletter abzutippen, Wörter wie Krankheiten und S chützen Sie sich und Mit besten Empfehlungen in die Tasten zu hämmern, war es, als ob plötzlich etwas in mir aufbräche, nicht unähnlich einer Wassermelone, kühl, süß und wohltuend. Ich hatte immer gedacht, den Verstand zu verlieren, wäre ein dunkles, bitteres Gefühl, aber es ist belebend und köstlich, wenn man sich richtig darin aalt. Ich hatte Pascagoulas Brüdern
je fünfundzwanzig Dollar dafür geboten, dass sie diese Schuttplatzklos auf Hillys Rasen karrten, und sie hatten trotz aller Angst eingewilligt. Ich weiß noch, wie dunkel die Nacht war. Ich weiß noch, welch glückliche Fügung es mir schien, dass irgendein altes Mietshaus ausgeweidet worden war und der Schuttplatz eine so reichhaltige Auswahl an Toiletten bot. Zweimal habe ich geträumt, wieder dort zu sein, es wieder zu tun. Ich bereue es nicht, fühle mich aber nicht mehr ganz so als Glückspilz.
    »Und du nennst dich eine Christin«, waren Hilly letzte Worte an mich, und ich dachte: Guter Gott. Wann habe ich das je getan?
    Im November hat Stooley Whitworth das Rennen um den Senatssitz in Washington gewonnen. William Holbrook hingegen ist bei den Wahlen für den hiesigen Senat gescheitert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Hilly mich auch dafür verantwortlich macht. Mal davon abgesehen, dass die ganze Arbeit, die sie darein investiert hat, Stuart und mich zu verkuppeln, umsonst war.
     
    Ein paar Stunden nach meinem Telefonat mit Missus Stein schleiche ich zu Mutter, um noch einmal nach ihr zu schauen, bevor ich gehe. Daddy schläft bereits an ihrer Seite. Mutter hat ein Glas Milch auf dem Nachttisch stehen. Sie lehnt halb aufgerichtet in ihren Kissen, aber ihre Augen sind zu. Als ich ins Zimmer luge, schlägt sie sie auf.
    »Möchtest du noch irgendwas, Mama?«
    »Ich liege nur, weil Dr. Neal gesagt hat, ich soll es tun. Wo willst du denn noch hin, Eugenia? Es ist doch schon gleich sieben.«
    »Ich bin bald wieder da. Fahre nur noch mal kurz weg«, sage ich in der Hoffnung, dass sie nicht weiterfragt. Als ich die Tür zumache, ist sie schon wieder eingeschlafen.
    Ich fahre schnell durch die Stadt. Ich fürchte mich davor,
Aibileen von dem neuen Abgabetermin zu erzählen. Der alte Pick-up rumpelt durch die Schlaglöcher. Nach einer weiteren harten Baumwollsaison geht es mit ihm rapide abwärts. Mein Kopf schlägt praktisch jedes Mal ans Wagendach, weil jemand die Sitzfedern zu stramm nachgestellt hat. Ich muss mit offener Seitenscheibe fahren und den Arm hinaushängen, damit die Tür nicht klappert. Die Windschutzscheibe hat eine neue Macke in der Form eines Sonnenuntergangs.
    Ich halte an einer Ampel auf der State Street, gegenüber der Zeitungsredaktion. Als ich hinüberschaue, sehe ich Elizabeth, Mae Mobley und Raleigh, allesamt auf den Vordersitz ihres weißen Corvair gequetscht. Auf dem Heimweg vom Abendessen irgendwo, vermute ich. Ich erstarre, traue mich nicht, nochmal rüberzuschauen, aus Angst, Elizabeth könnte mich bemerken und fragen, wo ich denn mit dem Pick-up hinwill. Ich lasse sie vorausfahren, schaue ihren Heckleuchten nach, kämpfe gegen etwas Heißes an, das mir die Kehle hochsteigt. Es ist lange her, dass ich das letzte Mal mit Elizabeth

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