Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
von der Hühnerpastete …« Ich beug mich in den Kühlschrank. Ich muss was beschließen wegen Leroy, muss ihm sagen, wie’s ist. Entweder du schlägst mich nimmer, oder ich bin weg. Und die Kinder nehm ich nicht mit. Was nicht stimmt, das mit den Kindern, aber es müsst ihm mehr Angst machen als irgendwas anderes.
»Ich möchte nichts.« Miss Celia steht auf, schlüpft aus einem roten Stöckelschuh, dann aus dem andern. Sie streckt ihren Rücken, starrt immer noch raus auf den Baum. Knackt mit den Fingerknöcheln. Und geht dann zur Hintertür raus.
Ich seh sie auf der anderen Seite von der Glasscheibe, und dann seh ich die Axt. Das ist mir bisschen gruselig, weil ja wohl niemand gern eine Verrückte mit einer Axt rumlaufen sieht. Sie schwingt sie wie einen Baseballschläger. Zur Übung.
»Lady, jetzt haben Sie aber wirklich nimmer alle Tassen im Schrank.« Es schüttet vom Himmel, aber Miss Celia kümmert das nicht. Sie fängt an, auf den Baum einzuhacken. Blätter regnen auf sie runter, bleiben in ihrem Haar hängen.
Ich stell die Platte mit dem Rindsbraten auf den Küchentisch und guck zu, hoff, dass das nicht noch irgendwas gibt. Sie macht einen entschlossenen Mund, wischt sich den Regen aus den Augen. Statt dass sie müd wird, schlägt sie jedes Mal fester zu.
»Miss Celia, kommen Sie rein. Sie sind ja ganz nass«, ruf ich. »Lassen Sie das Mister Johnny machen, wenn er heimkommt.«
Aber sie denkt nicht dran. Sie hat den Stamm schon halb durch, und der Baum schwankt bisschen, wie mein besoffener Daddy. Schließlich setz ich mich einfach auf den Stuhl, wo Miss Celia gesessen hat, wart, dass sie den Job zu Ende bringt.
Ich schüttel den Kopf und guck auf die Zeitung. Da seh ich unter der Zeitung Miss Hillys Karte und Miss Celias Scheck über zweihundert Dollar. Ich schau genauer hin. Unten auf dem Scheck, wo man noch was dazuschreiben kann, steht in einer hübschen Schreibschrift: Für Zwei-Portionen-Hilly.
Ich hör ein lautes Ächzen und seh den Baum umkrachen. Blätter und dürre Zweige fliegen durch die Luft, setzen sich auf ihren Butterglanz.
Miss Skeeter
KAPITEL 27
Ich starre auf das Telefon in der Küche. So lange schon hat niemand mehr hier angerufen, dass es wie ein totes Ding an der Wand hängt. Überall lastet eine schreckliche Stille – in der Bibliothek, im Drugstore, wo ich Mutters Medizin hole, in der High Street, wo ich meine Schreibmaschinen-Farbbänder kaufe, in unserem Haus. Das Attentat auf Präsident Kennedy vor knapp zwei Wochen hat die Welt verstummen lassen. Es ist, als ob keiner der Erste sein wollte, der das Schweigen bricht. Nichts scheint dafür wichtig genug.
Wenn das Telefon dieser Tage doch mal klingelt, ist es Doktor Neal mit neuen schlechten Untersuchungsergebnissen oder jemand aus der Verwandtschaft, der sich nach Mutter erkundigt. Und doch denke ich immer noch manchmal Stuart, obwohl es jetzt fünf Monate her ist, dass er das letzte Mal angerufen hat. Obwohl ich schließlich in die Knie gegangen bin und Mutter erzählt habe, dass zwischen uns Schluss ist. Mutter machte, wie ich befürchtet hatte, ein schockiertes Gesicht, beschränkte sich aber Gott sei Dank darauf zu seufzen.
Ich hole tief Luft, wähle die Null und verkrieche mich in der Speisekammer. Ich sage der hiesigen Vermittlung die Ferngesprächsnummer und warte.
»Verlag Harper und Row, wen möchten Sie sprechen?«
»Das Büro von Elaine Stein, bitte.«
Ich warte, dass sich ihre Sekretärin meldet, wollte, ich hätte
das längst hinter mich gebracht. Aber in der Woche nach Kennedys Tod fühlte es sich nicht richtig an, im Verlag anzurufen, und außerdem hatte ich gehört, dass die meisten Firmen geschlossen hatten. Dann war die Thanksgiving-Woche, und als ich anrief, erklärte mir die Zentrale, in ihrem Büro melde sich niemand, also rufe ich jetzt über eine Woche später an als geplant.
»Elaine Stein.«
Ich schrecke zusammen, weil es nicht ihre Sekretärin ist. »Missus Stein, entschuldigen Sie bitte, hier ist … Eugenia Phelan. In Jackson, Mississippi.«
»Ja … Eugenia.« Sie seufzt, bereut offenkundig, dass sie ihr Telefon selbst abgenommen hat.
»Ich wollte Ihnen sagen, dass das Manuskript gleich nach Neujahr fertig sein wird. Ich schicke es Ihnen in der zweiten Januarwoche.« Ich lächle, weil ich meinen geprobten Text perfekt dargebracht habe.
Stille, bis auf das Ausblasen von Zigarettenrauch. Ich rutsche auf meiner Mehlkiste herum. »Ich bin … die, die über die farbigen Frauen
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