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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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Hälfte der Zeit fertig, die ich für die anderen gebraucht habe. Mit heftigen, stechenden Kopfschmerzen schalte ich schließlich das Licht aus, als die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster hereindringen. Wenn Aibileen mir Constantines Geschichte nächste Woche gibt, könnte ich es vielleicht doch noch schaffen.
    Und dann geht mir auf, dass es gar keine siebzehn Tage mehr sind. Wie blöd von mir. Es sind nur noch zehn Tage, weil ich ja den Postweg nach New York einrechnen muss.
    Ich würde heulen, wenn ich Zeit dazu hätte.
    Ein paar Stunden später wache ich auf und mache mich wieder an die Arbeit. Um fünf Uhr nachmittags höre ich ein Auto vorfahren und sehe Stuart aus seinem Pick-up steigen. Ich reiße mich von der Schreibmaschine los und gehe zur Vordertür.
    »Hallo«, sage ich, in der Eingangstür stehend.

    »Hey, Skeeter.« Er nickt mir zu, schüchtern, denke ich, im Vergleich zu vorgestern. »Guten Abend, Mister Phelan.«
    »Hey, mein Sohn.« Dad erhebt sich aus seinem Schaukelstuhl. »Dann lasse ich euch junge Leute mal hier draußen reden.«
    »Du brauchst nicht aufzustehen, Dad. Tut mir leid, Stuart, aber ich habe heute zu viel zu tun. Du kannst aber gern mit Daddy hier draußen sitzen, so lange du möchtest.«
    Ich gehe wieder ins Haus, vorbei an Mutter, die am Küchentisch warme Milch trinkt.
    »Habe ich da draußen eben Stuart gesehen?«
    Ich gehe ins Esszimmer, bleibe so weit vom Fenster weg, dass Stuart mich nicht sehen kann, schaue hinaus, bis er wegfährt. Und starre dann einfach nur weiter nach draußen.
     
    An diesem Abend gehe ich wie üblich zu Aibileen. Ich erkläre ihr, dass wir nur noch zehn Tage haben, und sie sieht aus, als kämen ihr gleich die Tränen. Dann gebe ich ihr Louvenias Kapitel, das ich in Windeseile heruntergeschrieben habe. Minny sitzt mit uns am Küchentisch, trinkt eine Cola und schaut aus dem Fenster. Ich wusste nicht, dass sie heute Abend hier sein würde. Ich wollte, sie würde gehen und uns arbeiten lassen.
    Aibileen legt die Blätter hin und nickt. »Ich find das Kapitel richtig gut. Liest sich genauso toll wie die, die Sie langsam geschrieben haben.«
    Ich seufze, lehne mich zurück und überlege, was noch getan werden muss. »Wir müssen einen Titel wählen«, sage ich und massiere mir die Schläfen. »Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht. Ich bin dafür, wir nennen es Farbige Haushaltshilfen und ihre Arbeitgeberfamilien im amerikanischen Süden.«
    »Hä?«, sagt Minny und sieht mich zum ersten Mal an.
    »So kann man es doch am besten beschreiben, finden Sie nicht?«, frage ich.
    »Wenn man einen Maiskolben im Hintern hat.«

    »Das ist kein Roman, Minny. Es ist ein soziologisches Buch. Da muss der Titel exakt klingen.«
    »Das heißt aber nicht, dass er langweilig klingen muss«, erwidert Minny.
    »Aibileen«, sage ich seufzend und hoffe, dass wir das heute Abend noch gelöst kriegen. »Was meinen Sie?«
    Aibileen zuckt die Achseln, und ich sehe, wie sie ihr Vermittlerlächeln aufsetzt. Anscheinend muss sie jedes Mal die Wogen glätten, wenn Minny und ich in einem Raum sind. »Das ist ein guter Titel. Natürlich wär’s ganz schön anstrengend, das oben auf jede Seite zu schreiben«, sagt sie. Ich habe ihr erklärt, dass das so gemacht wird.
    »Na ja, vielleicht könnten wir es ein bisschen kürzen …«, überlege ich laut und zücke meinen Bleistift.
    Aibileen kratzt sich an der Nase. »Wie wär’s einfach mit … Gute Geister ?«
    »Gute Geister«, wiederholt Minny, als hätte sie diese Wörter noch nie gehört.
    »Gute Geister«, sage ich.
    Aibileen zuckt die Achseln und senkt den Blick, als wäre sie ein bisschen verlegen. »Ich wollt mich nicht dazwischendrängeln, ich … hab’s nur gern einfach, verstehen Sie?«
    »Gute Geister klingt okay, find ich«, murmelt Minny und verschränkt die Arme.
    »Mir gefällt … Gute Geister«, sage ich, weil es stimmt. Ich setze hinzu: »Ich denke, wir müssen trotzdem einen Untertitel dazusetzen, damit klar ist, welche Kategorie Buch es ist, aber ich glaube, das ist ein guter Titel.«
    »Gut ist er schon«, sagt Minny. »Und wenn das Ding da gedruckt wird, können wir denen ihren Beistand auch brauchen. «
     
    Am Sonntagnachmittag, als mir noch acht Tage bleiben, gehe ich nach unten, benebelt und blinzelnd, weil ich seit dem frühen
Morgen nur auf Pica-Schrift gestarrt habe. Ich bin fast schon froh, dass ich eben Stuarts Wagen draußen gehört habe. Ich reibe mir die Augen. Vielleicht werde ich ein bisschen mit

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