Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Skeeter. Schicken sie weg, weil sie für eine weiße Familie sorgen müssen.«
Ich senke den Blick, frage mich, ob Constantine sich nicht um ihr Kind kümmern konnte, weil sie sich um uns kümmern musste.
»Aber die meisten schicken sie zu jemand aus der Familie. Ein Waisenhaus ist … ganz was andres.«
»Warum hat sie das Baby nicht ihrer Schwester gegeben? Oder einer anderen Verwandten?«
»Ihre Schwester … die konnt das nicht machen. Ein Neger mit weißer Haut … in Mississippi ist das, wie wenn man gar nirgends hingehört. Aber es war nicht nur für die Kleine hart. Es war auch hart für Constantine. Sie … die Leute haben geguckt. Weiße haben sie angehalten und wissen wollen, warum sie ein weißes Kind dabeihat. Auf der State Street hat ihr die Polizei gesagt, sie muss ihre Uniform anziehen. Sogar die
Farbigen … Die waren anders zu ihr, misstrauisch, wie wenn sie was Unrechtes getan hätt. Sie hatte es schwer, jemand zu finden, der Lulabelle gehütet hat, während sie bei der Arbeit war. Am End wollt Constantine Lula gar nimmer … mit nach draußen nehmen.«
»Hat sie da schon bei meiner Mutter gearbeitet?«
»Sie war schon paar Jahre bei Ihrer Mama. Da hat sie auch den Vater kennengelernt, Connor. Er hat auf Ihrer Farm gearbeitet und draußen in Hotstack gewohnt.« Aibileen schüttelt den Kopf. »Wir waren alle erstaunt, dass Constantine … auf einmal in der Hoffnung war. Manche in der Kirche haben es gar nicht freundlich aufgenommen, vor allem, wie das Kind dann weiß rauskam. Obwohl der Vater so schwarz war wie ich.«
»Mutter war bestimmt auch nicht gerade erfreut.« Ich bin sicher, Mutter wusste Bescheid. Sie führt immer genauestens Buch über alle farbigen Dienstboten und Farmarbeiter und deren Lebensverhältnisse – wo sie wohnen, ob sie verheiratet sind, wie viele Kinder sie haben. Das hat mehr mit Kontrolle zu tun als mit echtem Interesse. Sie will wissen, wer auf ihrem Grundstück herumläuft.
»War es ein Farbigenwaisenhaus oder eins für Weiße?«, frage ich, weil ich denke, weil ich hoffe, dass Constantine ja vielleicht ihrem Kind nur ein besseres Leben ermöglichen wollte. Vielleicht dachte sie ja, es würde von einer weißen Familie adoptiert werden und sich nicht mehr so anders fühlen.
»Farbig. Die für Weiße wollten sie wohl nicht nehmen. Ich denk mir, denen war klar … die hatten so was vielleicht schon öfter gesehen.
Wie Constantine mit Lulabelle zum Bahnhof ist, um sie dort raufzubringen, haben die Weißen am Bahnsteig sie angestarrt, haben wissen wollen, warum ein weißes Kind in den Farbigenwaggon steigt. Und wie Constantine sie dann droben in Chicago in dem Waisenhaus zurückgelassen hat … Vier ist …
schon ganz schön alt für so was. Lulabelle hat geschrien. Das hat Constantine einer Frau aus unserer Kirche erzählt. Lula hat geschrien und um sich geschlagen, hat sie gesagt, hat nach ihrer Mama gerufen. Und Constantine hat das alles gehört und … hat sie trotzdem dagelassen.«
Nur allmählich dringt zu mir durch, was Aibileen da sagt. Wenn ich nicht die Mutter hätte, die ich habe, wäre ich vielleicht gar nicht draufgekommen. »Sie hat sie weggegeben, weil sie … sich geschämt hat? Weil ihre Tochter weiß war?«
Aibileen öffnet den Mund, um zu widersprechen, macht ihn dann aber wieder zu und senkt den Blick. »Paar Jahre drauf hat Constantine dem Waisenhaus geschrieben, dass sie einen Fehler gemacht hat, dass sie ihre Kleine wiederhaben will. Aber da war Lula schon adoptiert. Sie war nimmer dort. Constantine hat immer gesagt, dass sie ihr Kind weggegeben hat, war der schlimmste Fehler in ihrem Leben.« Aibileen lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück. »Und sie hat gesagt, wenn sie Lulabelle wieder zurückkriegt, würd sie sie nimmer weglassen.«
Ich sitze schweigend da, und es krampft mir das Herz zusammen. Ich fürchte mich jetzt davor zu erfahren, was das alles mit meiner Mutter zu tun hat.
»So vor zwei Jahren hat Constantine einen Brief von Lula gekriegt. Ich denk mir, die war da fünfundzwanzig, und ihre Adoptiveltern haben ihr die Adresse gegeben. Sie haben sich hin- und hergeschrieben, und Lulabelle hat gesagt, sie will hier runterkommen und eine Zeitlang bei ihr wohnen. Und Constantine, Gott, die konnt nimmer gradaus gehen, so nervös war sie. Konnt nimmer essen, nicht mal mehr Wasser trinken. Kam alles wieder hoch. Ich hab sie auf meine Gebetsliste gesetzt.«
Vor zwei Jahren. Da war ich auf dem College. Warum hat mir Constantine von alldem
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