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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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ein bisschen Erleichterung für Mutter, um gute Nachrichten wegen des Buchs, ja manchmal sogar um einen Fingerzeig, was ich mit Stuart machen soll. Oft merke ich plötzlich, dass ich bete, obwohl es mir gar nicht bewusst war.
    Als ich vom Club nach Hause komme, hält Doktor Neal hinter mir in der Einfahrt. Ich bringe ihn zu Mutters Zimmer, wo Daddy schon wartet, und beide schließen die Tür hinter sich. Ich stehe im Flur, zappelig wie ein Kind. Ich verstehe jetzt, warum Daddy sich an diesen Hoffnungsschimmer klammert. Vier Tage schon hat Mutter keine grüne Galle mehr erbrochen. Sie isst ihren Haferschleim, will manchmal sogar mehr.
    Als Doktor Neal herauskommt, bleibt Daddy auf dem Stuhl neben dem Bett sitzen, und ich folge dem Arzt auf die Veranda hinaus.
    »Hat sie’s Ihnen gesagt?«, frage ich. »Dass sie sich besser fühlt?«
    Er nickt, schüttelt dann aber den Kopf. »Es hat keinen Sinn, sie zum Röntgen zu bringen. Das wäre nur zu belastend für sie.«
    »Aber … wie sieht es aus? Kann es sein, dass es ihr wirklich besser geht?«
    »Ich habe das schon öfter erlebt, Eugenia. Manchmal haben die Leute noch einen Energieschub. Ein Geschenk Gottes, nehme ich an. Damit sie ihre Angelegenheiten regeln können. Aber das ist alles, meine Liebe. Erwarten Sie sich nicht mehr.«
    »Aber haben Sie ihre Gesichtsfarbe gesehen? Sie sieht doch so viel besser aus, und sie behält das Essen …«
    Er schüttelt den Kopf. »Versuchen Sie einfach nur, es ihr zu erleichtern.«

    Am ersten Freitag des Jahres 1964 kann ich nicht mehr warten. Ich ziehe den Telefonhörer in die Speisekammer. Mutter schläft, nachdem sie ein zweites Schälchen Haferschleim gegessen hat. Ihre Tür ist offen, damit ich es höre, wenn sie ruft.
    »Büro Elaine Stein.«
    »Guten Tag, hier ist Eugenia Phelan per Ferngespräch. Ist sie zu sprechen?«
    »Tut mir leid, Miss Phelan, aber Missus Stein nimmt keine Anrufe wegen ihrer Manuskriptentscheidungen entgegen.«
    »Oh. Aber … können Sie mir wenigstens sagen, ob sie das Manuskript bekommen hat? Ich habe es erst kurz vor dem Stichtag abgeschickt und …«
    »Einen Augenblick bitte.«
    In der Leitung ist Stille, dann, nach einer Minute etwa, ist sie wieder dran.
    »Ich kann Ihnen bestätigen, dass wir die Sendung irgendwann während der Feiertage erhalten haben. Jemand hier wird Sie benachrichtigen, wenn Missus Stein ihre Entscheidung getroffen hat. Vielen Dank für Ihren Anruf.«
    Ich höre es am anderen Ende klicken.
     
    Ein paar Abende später, nachdem ich einen fesselnden Nachmittag damit verbracht habe, Miss-Myrna-Briefe zu beantworten, sitzen Stuart und ich im Fernsehzimmer. Ich bin froh, dass er da ist und die Totenstille im Haus für eine Weile durchbrochen wird. Wir hocken schweigend da und sehen fern. Eine Tareyton-Reklame kommt, die, in der das Mädchen, das die Zigarette raucht, ein blaues Auge hat – Wir Tareyton-Raucher schlagen uns lieber, als auf eine andere Marke umzusteigen!
    Stuart und ich haben uns in letzter Zeit immer einmal die Woche gesehen. Wir waren nach Weihnachten im Kino und einen Abend in der Stadt essen, aber normalerweise kommt er hierher, weil ich Mutter nicht allein lassen will. Er ist mir gegenüber zurückhaltend, auf respektvolle Art schüchtern. Die
Geduld in seinen Augen nimmt mir die Panik, die ich zuletzt im Zusammensein mit ihm empfunden habe. Wir reden über nichts Ernsthaftes. Einmal hat er mir von dem Sommer während seines Studiums erzählt, in dem er auf einer Bohrinsel im Golf von Mexiko gearbeitet hat. Die Duschen waren mit Salzwasser. Das Meer war kristallklar-blau bis zum Grund. Die anderen Männer machten diese brutale Arbeit, um ihre Familien zu ernähren, während Stuart, der reiche Sohn reicher Eltern, wieder aufs College zurückging. Es war das erste Mal, sagte er, dass er wirklich hart arbeiten musste.
    »Ich bin froh, dass ich damals auf der Bohrinsel war. Jetzt könnte ich das nicht mehr«, erklärte er, als wäre es eine Ewigkeit her und nicht nur fünf Jahre.
    »Warum könntest du’s jetzt nicht mehr?«, habe ich ihn gefragt, weil ich auf der Suche nach einer Zukunft für mich bin und mich für anderer Leute Möglichkeiten interessiere.
    Er runzelte die Stirn. »Weil ich nicht so lange von dir weggehen könnte.«
    Ich nahm das wortlos hin, weil ich mich nicht zuzugeben traute, wie gut es tat, das zu hören.
    Die Werbung ist vorbei, und wir schauen die Nachrichten. In Vietnam gibt es Gefechte. Der Reporter scheint zu glauben, dass sich das

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