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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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gerade etwas bestätigt habe, was Hilly über mich gesagt hat – und was er in seinem naiven Vertrauen nicht glauben wollte.
    »Das Gerede … hier in der Stadt. Ich habe den Leuten gesagt, das sei völliger Blödsinn. Aber … sie hatten recht.«
    Als ich ihm erzähle, wie die farbigen Dienstmädchen nach dem Gebetstreffen nacheinander zu mir kamen, überkommt mich Stolz auf das, was wir geschafft haben. Er schaut in sein leeres Bourbonglas.
    Dann erkläre ich ihm, dass wir das Manuskript nach New York geschickt haben. Dass es, falls es veröffentlicht wird, in etwa acht Monaten erscheinen dürfte, vielleicht auch früher.
Ungefähr dann, denke ich, wenn auf eine Verlobung die Hochzeit folgen würde.
    »Es ist anonym verfasst«, sage ich, »aber wenn Hilly mitmischt, besteht trotzdem eine gewisse Gefahr, dass bekannt wird, wer die Autorin ist.«
    Doch er nickt nicht und streicht mir nicht das Haar hinters Ohr, und der Ring seiner Großmutter liegt auf Mutters Samtsofa wie eine lächerliche Metapher. Wir schweigen beide. Er schaut mich nicht einmal an. Sein Blick geht fünf Zentimeter rechts an meinem Gesicht vorbei.
    Nach einer Minute etwa sagt er: »Ich … verstehe nicht, warum du so was tust. Was kümmert dich das überhaupt, Skeeter?«
    Ich fahre alle Stacheln aus, schaue auf den Ring, der da so hart und funkelnd liegt.
    »Ich … mein’s nicht so«, setzt er noch einmal an. »Ich meine ja nur, hier ist doch alles bestens. Warum willst du Unruhe stiften, Probleme herbeireden, wo keine sind?«
    An seiner Stimme höre ich, dass er wirklich eine Antwort von mir will. Aber wie soll ich es erklären? Stuart ist ein guter Kerl. Obwohl ich weiß, dass das, was ich getan habe, richtig ist, kann ich doch seine Verwirrung und seine Zweifel nachvollziehen.
    »Ich stifte gar nichts, Stuart. Die Probleme und die Unruhe sind schon da.«
    Aber das ist sichtlich nicht die Antwort, die er wollte. »Ich kenne dich überhaupt nicht.«
    Ich senke den Blick, bin mir bewusst, dass ich eben das Gleiche gedacht habe. »Na ja, wir haben ja wohl den Rest unseres Lebens, um dem abzuhelfen«, sage ich und versuche zu lächeln.
    »Ich glaube nicht … dass ich eine Frau heiraten kann, die ich nicht kenne.«
    Ich schnappe nach Luft. Mein Mund öffnet sich, aber ich kann erst einmal gar nichts sagen.

    »Ich musste es dir erzählen«, erkläre ich schließlich mehr mir selbst als ihm. »Du musstest es wissen.«
    Er mustert mich ein Weilchen. »Du hast mein Wort. Ich werde es niemandem erzählen«, sagt er, und ich glaube ihm. Stuart mag ja vieles sein, aber bestimmt kein Lügner.
    Er steht auf. Schaut mich noch ein letztes Mal traurig an. Nimmt dann seinen Ring und geht.
     
    Als Stuart weg ist, wandere ich von Zimmer zu Zimmer. Mein Mund ist trocken, und mir ist kalt. Um Kälte habe ich gebetet, als Stuart mich das erste Mal verlassen hatte. Und Kälte habe ich bekommen.
    Um Mitternacht höre ich Mutter aus ihrem Zimmer nach mir rufen.
    »Eugenia? Bist du das?«
    Ich gehe den Flur entlang. Die Tür steht halb offen, und Mutter sitzt im Bett, in ihrem gestärkten weißen Nachthemd. Das Haar hängt ihr offen um die Schultern. Ich staune, wie schön sie aussieht. Die Lampe auf der hinteren Veranda ist an, wirft eine weiße Aura von Licht um Mutters ganzen Körper. Mutter lächelt und hat noch die neue Zahnprothese drin, die ihr Doktor Simon angefertigt hat, als die Magensäure ihre Zähne nach und nach zersetzte. Ihr Lächeln ist weißer als auf den Schönheitswettbewerbsfotos ihrer Teenagerzeit.
    »Mama? Kann ich dir irgendwas bringen? Hast du Schmerzen?«
    »Komm her, Eugenia. Ich möchte dir etwas sagen.«
    Ich gehe leise zu ihr. Daddy schläft als langgestreckte Erhebung an ihrer Seite, mit dem Rücken zu ihr. Und ich denke, dass ich ihr doch eine geschönte Version dieses Abends erzählen könnte. Wir alle wissen, dass uns nur noch sehr wenig Zeit bleibt. Ich könnte sie für ihre letzten Tage glücklich machen, indem ich so tue, als würde die Hochzeit stattfinden.
    »Ich muss dir auch was erzählen«, sage ich.

    »Ach? Dann du zuerst.«
    »Stuart hat mir einen Heiratsantrag gemacht«, sage ich und setze ein Lächeln auf. Dann packt mich Panik, weil mir aufgeht, dass sie garantiert den Ring sehen will.
    »Ich weiß«, sagt sie.
    »Du weißt?«
    Sie nickt. »Natürlich. Er war vor zwei Wochen hier und hat bei Carlton und mir um deine Hand angehalten.«
    Vor zwei Wochen? Fast muss ich lachen. Natürlich ist bei einer so wichtigen

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