Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
weiße Lady, die nimmer ganz richtig im Kopf ist und jeden Morgen die Polizei anruft, weil grad eine Farbige ihr Haus betreten hat. Das heißt, Miss
Leefolt war längst bei dem Teil über sie und hat einfach weitergelesen.
Ich hab Angst, roll aber trotzdem mit den Augen. Ich wett, Miss Leefolt hat gar nicht gemerkt, dass es über sie ist. Ich mein, dem Himmel sei Dank, aber trotzdem. Wahrscheinlich hat sie gestern Abend im Bett angewidert den Kopf geschüttelt, wie sie das über die schreckliche Frau gelesen hat, die nicht weiß, wie sie ihr eigenes Kind liebhaben soll.
Sowie Miss Leefolt zu ihrem Friseurtermin geht, ruf ich Minny an. In letzter Zeit machen wir kaum noch was anderes, wie die Telefonrechnungen von unseren weißen Ladys in die Höhe treiben.
»Hast du irgendwas gehört?«, frag ich.
»Nein, nichts. Ist Miss Leefolt schon fertig?«, fragt sie.
»Nein, aber letzte Nacht hat sie’s bis zu Winnie geschafft. Und Miss Celia hat sich immer noch kein Buch gekauft?«
»Die Frau liest doch nichts wie Schund. Ich komm«, ruft Minny. »Das verrückte Ding hängt wieder in ihrer Trockenhaube fest. Ich hab ihr gesagt, sie soll den Kopf nicht da reinstecken, wenn sie die dicken Lockenwickler drin hat.«
»Ruf mich an, wenn du was hörst«, sag ich. »Und ich ruf dich an.«
»Bald wird was passieren, Aibileen. Muss ja.«
An dem Nachmittag stapf ich zum Jitney, bisschen Obst und Hüttenkäse für Mae Mobley holen. Diese Miss Taylor wieder! Wie die Kleine heut aus dem Auto gestiegen ist, das sie heimgebracht hat, ist sie gleich in ihr Zimmer gelaufen und hat sich aufs Bett geworfen. »Was ist, Baby? Was ist passiert?«
»Ich hab mich schwarz gemalt«, heult sie.
»Was meinst du?«, hab ich gefragt. »Hast du dich mit den Filzstiften beschmiert?« Ich nehm ihre Hand, aber da ist keine Farbe auf der Haut.
»Miss Taylor hat gesagt, wir sollen malen, was wir an uns am
liebsten mögen.« Da hab ich in ihrer Hand ein verknittertes Blatt Papier gesehen. Ich hab’s rumgedreht, und was erkenn ich? Mein weißes Baby Girl hat sich doch tatsächlich schwarz ausgemalt.
»Sie hat gesagt, schwarz heißt, ich hab ein dreckiges, hässliches Gesicht.« Sie vergräbt das Gesicht im Kopfkissen und weint ganz fürchterlich.
Miss Taylor. Nachdem ich der Kleinen so lang beigebracht hab, alle Menschen zu lieben, nicht nach der Hautfarbe zu urteilen. Ich fühl einen Klumpen im Magen, denn wen gibt’s da draußen, der sich nicht an seine erste Lehrerin erinnert? Vielleicht können die Leute gar nimmer sagen, was sie gelernt haben, aber ich hab genug Kinder großgezogen, dass mir klar ist, wie wichtig solche Sachen sind.
Wenigstens ist es im Jitney kühl. Ich hab ein schlechtes Gewissen, weil ich heut Morgen vergessen hab, was für den Snack von der Kleinen zu kaufen. Ich beeil mich, damit sie nicht so lang mit ihrer Mama dasitzen muss. Das Blatt Papier hat sie unter ihrem Bett versteckt, damit’s ihre Mama nicht sieht.
Bei den Konserven nehm ich zwei Dosen Thunfisch. Ich geh rüber, das Pulver für den grünen Wackelpudding holen, und da steht die sanftmütige Louvenia in ihrer weißen Uniform vor der Erdnussbutter. Für mich wird Louvenia mein Lebtag Kapitel sieben sein.
»Wie geht’s Robert?«, frag ich und tätschel ihren Arm. Louvenia arbeitet den ganzen Tag bei Miss Lou Anne und geht dann am Nachmittag heim und bringt Robert in die Blindenschule, damit er mit den Fingern lesen lernt. Und kein einziges Mal hab ich Louvenia klagen hören.
»Er lernt, zurechtzukommen.« Sie nickt. »Und du? So weit okay?«
»Nur nervös. Hast du schon irgendwas gehört?«
Sie schüttelt den Kopf. »Aber meine Lady hat’s gelesen.« Miss Lou Anne ist in Miss Leefolts Bridgekränzchen. Miss Lou
Anne war richtig gut zu Louvenia, wie das mit Robert passiert war.
Wir gehen mit unseren Körben den Supermarktgang lang. Bei den Grahamkräckern stehen zwei weiße Ladys und reden. Sie kommen mir irgendwie bekannt vor, aber ich kenn sie nicht mit Namen. Sowie wir näher rankommen, sind sie still und gucken uns an. Komisch, dass sie kein bisschen lächeln.
»’tschuldigung«, sag ich und geh an ihnen vorbei. Wie wir noch keinen halben Meter weiter sind, hör ich die eine sagen: »Das ist die Negerin, die bei Elizabeth arbeitet …« Ein Einkaufswagen scheppert vorbei und übertönt den Rest.
»Ich wette, du hast Recht«, sagt die andere. »Bestimmt ist sie das …«
Louvenia und ich gehen ganz ruhig weiter, schauen stur gradaus. Ich
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