Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Menschen zum Mond«, sag ich. Ich hör gar nicht hin, was da aus meinem Mund rauskommt. Ich horch wieder nach dem Schrei. Wann ist die Frau endlich mit dem Buch fertig?
»Was gibt’s zum Abendessen?«, fragt Leroy.
»Ja, Mama, wann essen wir endlich?«, sagt Kindra.
Ich hör ein Auto in die Einfahrt biegen. Ich horch, und der Löffel rutscht mir in die Bohnen. »Grießbrei.«
»Ich ess keinen Grießbrei zum Abendessen!«, sagt Leroy.
»Den hab ich schon zum Frühstück gekriegt«, zetert Kindra.
»Ich mein … Schinken. Und Bohnen.« Ich geh zur Hintertür, knall sie zu und verriegel sie. Guck wieder aus dem Fenster. Das Auto stößt zurück auf die Straße. Es hat nur gewendet.
Leroy geht hin und reißt die Hintertür wieder auf. »Hier drin ist es heiß wie in der Hölle!« Er kommt an den Herd, wo ich steh. »Was ist los mit dir?«, fragt er, direkt vor meinem Gesicht.
»Nichts«, sag ich und weich bisschen zurück. Normal vergreift er sich nie an mir, wenn ich schwanger bin. Aber er kommt noch näher ran. Drückt grob meinen Arm.
»Was hast du diesmal gemacht?«
»Ich … ich hab gar nichts gemacht«, sag ich. »Ich bin nur müd.«
Er packt meinen Arm noch fester. Es brennt. »Du wirst doch nie müd. Nicht vor dem zehnten Monat.«
»Ich hab nichts gemacht, Leroy. Geh, setz dich hin und lass mich Essen machen.«
Er lässt los, mustert mich eine ganze Weile. Ich kann ihm nicht in die Augen gucken.
Aibileen
KAPITEL 31
Sowie Miss Leefolt einkaufen fährt oder nur im Garten oder im Bad ist, schau ich auf ihren Nachttisch, wo sie das Buch liegen hat. Ich tu, wie wenn ich staubwischen würd, aber in Wirklichkeit guck ich, ob das Bibellesezeichen von der First Presbyterian weiter nach hinten gewandert ist. Sie ist jetzt schon fünf Tage am Lesen, und heut schlag ich’s auf, und sie ist immer noch beim ersten Kapitel, Seite vierzehn. Hat noch zweihundertfünfunddreißig Seiten vor sich. Gott, liest die Frau langsam.
Trotzdem will ich ihr sagen: Sie lesen da grad was über Miss Skeeter, wissen Sie das? Wie sie von Constantine aufgezogen wurde. Und obwohl ich Mordsangst hab, will ich ihr sagen: Lesen Sie weiter, Lady, in Kapitel zwei geht’s nämlich um Sie.
Ich bin nervös wie eine Katze, jetzt, wo das Buch hier im Haus liegt. Einmal ist Li’l Man leis von hinten gekommen und hat an mein Bein gefasst, und ich bin vor Schreck fast aus meinen Arbeitsschuhen gekippt. Am schlimmsten ist es am Donnerstag, wie Miss Hilly kommt. Sie sitzen am Esszimmertisch und arbeiten am nächsten Wohltätigkeitsball. Ab und zu gucken sie hoch und lächeln und sagen, ich soll ihnen ein Mayonnaisesandwich bringen oder Eistee.
Zweimal kommt Miss Hilly in die Küche und telefoniert mit ihrem Dienstmädchen Ernestine. »Haben Sie Heathers Smockkleid eingeweicht, wie ich gesagt habe? Aha, und haben
Sie das Baldachinbett abgestaubt? Ach, haben Sie nicht? Dann tun Sie’s jetzt sofort.«
Ich geh rein, die Teller abräumen, und hör Miss Hilly sagen: »Ich bin jetzt bei Kapitel sieben.« Ich erstarr vor Schreck, und die Teller in meiner Hand klappern. Miss Leefolt guckt mich an und kraust die Nase.
Aber Miss Hilly zeigt mit dem Finger auf Miss Leefolt. »Und ich glaube, sie haben recht, es fühlt sich einfach an wie Jackson.«
»Ach ja?«, sagt Miss Leefolt.
Miss Hilly beugt sich vor und flüstert: »Ich wette, wir kennen sogar ein paar von diesen Negerdienstmädchen.«
»Meinst du wirklich?«, fragt Miss Leefolt, und mir wird ganz kalt. Ich kann kaum noch einen Schritt in Richtung Küche machen. »Ich habe erst ein Stück gelesen.«
»Ja, meine ich. Und weißt du was?« Miss Hilly lächelt so richtig verschlagen. »Ich werde jede einzelne von diesen Personen identifizieren.«
Am nächsten Morgen hyperventilier ich schier, während ich an der Bushaltestelle wart und denk, was Miss Hilly wohl machen wird, wenn sie zu ihrem Teil kommt, und ob Miss Leefolt jetzt schon Kapitel zwei gelesen hat. Und wie ich ins Haus komm, sitzt Miss Leefolt am Küchentisch und liest mein Buch. Sie hebt Li’l Man von ihrem Schoß und gibt ihn mir, ohne von der Seite aufzuschauen. Dann geht sie nach hinten, das Buch vor der Nase. Auf einmal kann sie gar nicht genug davon kriegen, jetzt, wo Miss Hilly sich dafür interessiert.
Paar Minuten später geh ich in ihr Schlafzimmer, die dreckigen Sachen holen. Miss Leefolt ist im Bad, also schlag ich das Buch beim Lesezeichen auf. Sie ist schon bei Kapitel sechs, dem von Winnie. Da geht’s um die
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