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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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fühl ein Prickeln im Nacken, hör die Ladys davonstöckeln. Ich weiß, Louvenia hat’s besser gehört wie ich, weil ihre Ohren zehn Jahre jünger sind wie meine. Am Ende vom Gang gehen wir in verschiedene Richtungen, drehen uns aber beide noch mal um und gucken uns an.
    Hab ich richtig gehört?, frag ich mit den Augen.
    Du hast richtig gehört, antworten ihre.
    Bitte, Miss Hilly, lesen Sie. Lesen Sie wie der Wind.

Minny

KAPITEL 32

    Wieder vergeht ein Tag, und immer noch hör ich Miss Hillys Stimme die Wörter murmeln, die Zeilen lesen. Den Schrei hör ich nicht. Noch nicht. Aber sie ist immer dichter dran.
    Aibileen hat mir erzählt, was die Frauen gestern im Jitney gesagt haben, aber seither haben wir nichts gehört. Ich lass dauernd Sachen fallen, hab gestern Abend meinen letzten Messbecher zerdeppert, und Leroy beäugt mich, wie wenn er Bescheid weiß. Jetzt grad trinkt er am Küchentisch Kaffee, und die Kinder sind in der ganzen Küche verteilt und machen Hausaufgaben.
    Ich fahr zusammen, wie ich Aibileen hinter der Fliegentür stehen seh. Sie legt sich den Zeigefinger auf die Lippen und macht eine Kopfbewegung, dass ich rauskommen soll. Dann verschwindet sie.
    »Kindra, stell Teller hin, Sugar, guck nach den Bohnen, Felicia, lass Daddy den Test da unterschreiben, Mama braucht bisschen Luft.« Und puff bin ich zur Fliegentür raus.
    Aibileen steht an der Seite vom Haus, in ihrer weißen Uniform.
    »Was ist?«, frag ich. Drinnen hör ich Leroy brüllen: »Ein Eff?« Die Kinder rührt er nicht an. Er brüllt zwar rum, aber das gehört sich ja auch für einen Vater.
    »Die einarmige Ernestine hat angerufen und gesagt, Miss Hilly redet in der ganzen Stadt drüber, wer in dem Buch drin
ist. Sie sagt weißen Ladys, dass sie ihre Dienstmädchen feuern sollen, und dabei sind’s noch nicht mal die richtigen!« Aibileen zittert vor lauter Aufregung. Sie dreht ein Tuch zu einem weißen Strick. Ich wett, sie hat gar nicht gemerkt, dass sie ihre Stoffserviette mitgenommen hat.
    »Wem hat sie’s gesagt?«
    »Sie hat Miss Sinclair gesagt, sie soll Annabelle feuern. Also hat Miss Sinclair sie gefeuert und ihr die Autoschlüssel abgenommen, weil sie ihr die Hälfte von dem Geld für das Auto geliehen hatte. Annabelle hat schon das meiste zurückgezahlt, und jetzt ist es weg.«
    »So eine Hexe«, flüster ich und knirsch mit den Zähnen.
    »Das ist noch nicht alles, Minny.«
    Ich hör Stiefelschritte in der Küche. »Sag schnell, eh uns Leroy erwischt.«
    »Miss Hilly hat zu Miss Lou Anne gesagt: ›Deine Louvenia ist da drin. Ich weiß, dass sie es ist, und du musst sie feuern. Du solltest diese Negerin ins Gefängnis stecken lassen.‹«
    »Aber Louvenia hat doch kein schlechtes Wort über Miss Lou Anne gesagt!«, zisch ich. »Und sie muss doch für Robert sorgen! Was hat Miss Lou Anne geantwortet?«
    »Sie hat gesagt … sie denkt drüber nach.«
    »Worüber? Sie zu feuern oder sie ins Gefängnis zu bringen?«
    Aibileen zuckt die Achseln. »Beides, schätz ich.«
    »Gott im Himmel«, sag ich und will irgendwas kaputttreten. Oder irgend jemand.
    »Und wenn Miss Hilly es gar nie fertig liest, Minny?«
    »Ich weiß nicht, Aibileen. Ich weiß es nicht.«
    Aibileens Augen huschen zur Küchentür, und da steht Leroy und beobachtet uns durchs Fliegengitter. Er steht still da, bis ich Aibileen gute Nacht sag und wieder reinkomm.
     
    An dem Morgen um halb sechs fällt Leroy neben mir ins Bett. Von dem Knarren und der Alkoholfahne wach ich auf. Ich
beiß die Zähne zusammen, bet, dass er keinen Streit anfängt. Dafür bin ich zu müd. Ich hab sowieso nicht gut geschlafen, weil ich die ganze Zeit dran gedacht hab, was Aibileen erzählt hat. Für Miss Hilly, die alte Hexe, wär Louvenia nur noch ein weitrer Zellenschlüssel an ihrem Gürtel.
    Leroy wirft und wälzt sich rum, egal, ob seine schwangere Frau schlafen möcht. Wie der Kerl endlich stillliegt, hör ich ihn flüstern.
    »Was ist das große Geheimnis, Minny?«
    Ich fühl, dass er mich beobachtet, spür seinen Schnapsatem an meiner Schulter. Ich rühr mich nicht.
    »Du weißt, ich krieg’s raus«, zischt er. »Krieg ich immer.«
    Nach zehn Sekunden wird sein Atem so langsam, dass man fast meinen könnt, er wär tot. Er wirft den Arm über mich. Danke für das Baby, bet ich. Weil das das Einzige ist, was mich bewahrt hat, das Baby in meinem Bauch. Und das ist die bittre Wahrheit.
    Ich lieg da, knirsch mit den Zähnen und mach mir Sorgen. Leroy ahnt was. Und weh mir, wenn

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