Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
wenn sie’s rauskriegt, macht sie mir alles zuschanden.« Es sind jetzt zwei Wochen seit der fürchterlich
schlimmen Sache, die ich mit ihr gemacht hab. Ich weiß, sie würd dafür sorgen, dass ich auf der Stelle gefeuert werd.
»Was hat Leroy gesagt, wie du ihm gesagt hast, du hast den Job?«, fragt Aibileen.
»Ach, er ist in der Küche rumstolziert wie ein Gockel, weil die Kinder dabei waren«, antworte ich. »Hat getan, wie wenn er der wär, der die Familie ernährt, und ich das nur mach, damit ich mich nicht langweil. Aber später dann, im Bett, hab ich gedacht, mein großer alter Bulle von Mann fängt gleich an zu heulen.«
Aibileen lacht. »Leroy hat seinen Stolz.«
»Stimmt. Jetzt muss ich nur aufpassen, dass mich Mister Johnny nicht erwischt.«
»Und sie hat dir nicht gesagt, warum er’s nicht wissen darf?«
»Sie sagt nur, er soll denken, sie könnt das mit dem Kochen und Putzen selber. Aber das ist nicht der wahre Grund. Sie verheimlicht ihm irgendwas.«
»Ist es nicht lustig, wie das zusammenpasst? Miss Celia kann keinem was sagen, damit es nicht hintenrum bei Mister Johnny ankommt. Also wird es Miss Hilly nicht rauskriegen, weil Miss Celia es keinem erzählen kann. Besser hätt man’s nicht hinkriegen können.«
»Mm-hmm«, sag ich nur. Ich will nicht, dass es klingt, wie wenn ich undankbar wär, weil Aibileen mir ja den Job besorgt hat. Aber ich kann mir nicht helfen, ich hab das Gefühl, dass sich mein Problem verdoppelt hat, mit Miss Hilly und Mister Johnny.
»Minny, was ich dich fragen wollt« – Aibileen räuspert sich –, »du kennst doch Miss Skeeter?«
»Die Lange, die immer zu Miss Walters zum Bridge gekommen ist?«
»Ja, was hältst du von der?«
»Keine Ahnung, sie ist weiß wie die anderen. Warum? Was hat sie über mich gesagt?«
»Über dich gar nichts«, erwidert Aibileen. »Sie hat nur … ist schon ein paar Wochen her, weiß nicht, warum ich immer dran denken muss. Sie hat mich was gefragt. Ob ich die Dinge ändern will. Weiße Frauen fragen doch nie …«
Aber in dem Moment kommt Leroy aus dem Schlafzimmer gestolpert, will seinen Kaffee, eh er zur Spätschicht muss.
»Verflixt, er ist wach«, flüster ich. »Sag schnell.«
»Na-ah, macht nichts. Ist nicht wichtig«, sagt Aibileen.
»Was? Was war denn? Was hat die Lady zu dir gesagt?«
»War nur so Gerede. Nur dummes Zeug.«
KAPITEL 4
In der ersten Woche bei Miss Celia putz ich das Haus von oben bis unten, bis kein Staubtuch mehr da ist, kein Lappen aus einem alten Bettlaken, ja nicht mal mehr ein laufmaschiger Strumpf zum Wischen. In der zweiten Woche putz ich das Haus noch mal von oben bis unten, weil ich das Gefühl hab, der Dreck ist nachgewachsen. In der dritten Woche bin ich zufrieden und fall in meinen Rhythmus.
Miss Celia guckt immer noch jeden Tag, wie wenn sie nicht glauben könnt, dass ich wieder zur Arbeit gekommen bin. Ich bin das Einzige, was die Stille um sie rum durchbricht. Bei mir zu Haus ist immer alles voll, mit fünf Kindern und Nachbarn und einem Ehemann. Meistens, wenn ich zu Miss Celia komm, bin ich froh über die Ruh.
Ich teil mir die Hausarbeit in jedem Job gleich ein: Am Montag öl ich die Möbel ein. Dienstags wasch und bügel ich die verdammten Bettlaken, den Tag hass ich. Am Mittwoch schrubb ich die Badewanne richtig gründlich, obwohl ich sie jeden Morgen durchwisch. Am Donnerstag werden die Böden gewachst und die Teppiche gesaugt, nur die wertvollen alten mach ich mit dem Handbesen, damit sie keine kahlen Stellen kriegen. Am Freitag kommt die Kocherei fürs Wochenend und was sonst so ist. Und jeden Tag wisch ich die Böden, wasch Wäsche, bügel Hemden, damit sie nicht überhandnehmen, und halt überhaupt alles sauber. Silber und
Fenster putz ich, wenn’s nötig ist. Kinder sind ja keine da, also bleibt mir noch massig Zeit für Miss Celias sogenannten Kochunterricht.
Gäste hat Miss Celia nie, darum kochen wir immer nur das, was sie und Mister Johnny am Abend essen: Schweinskoteletts, Huhn, Rindsbraten, Hühnerpastete, Lammkarree, Backschinken, frittierte Tomaten, Kartoffelbrei und Gemüse dazu. Oder besser, ich koch, und sie hantiert aufgeregt rum, mehr wie eine Fünfjährige als wie die Frau, die meine Miete zahlt. Wenn die Lektion vorbei ist, geht sie sich schnell wieder hinlegen. Dass Miss Celia überhaupt mal drei Meter läuft, passiert nur, wenn sie zum Kochunterricht in die Küche kommt oder alle zwei, drei Tage nach oben verschwindet, in diese unheimlichen
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