Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Weißes begegnet, der ärmer dran war wie ich, außer dem verrückten Mister Wally, der hinter der Canton-Futtermittelhandlung lebt und Katzenfutter isst.
»Sie haben Ihrem Mann immer nur Maismehlbrot und Maisgrütze gemacht?«
Miss Celia nickt. »Aber Sie bringen mir doch jetzt bei, wie man richtig kocht?«
»Ich versuch’s«, sag ich, obwohl ich noch nie einer Weißen erklärt hab, was sie machen soll, und nicht weiß, wie anfangen. Ich zieh meine Strümpfe hoch und denk drüber nach. Schließlich zeig ich auf die Dose auf der Arbeitsplatte.
»Ich würd sagen, wenn Sie irgendwas übers Kochen wissen müssen, dann über das da.«
»Das ist doch einfach nur Fett, oder?«
»Nein, das ist nicht einfach nur Fett«, sag ich. »Das ist die wichtigste Erfindung für die Küche seit der Fertigmayonnaise.«
»Was ist denn so Besonderes an« – sie mustert es mit gerümpfter Nase – »Schweineschmalz?«
»Das ist nicht vom Schwein, es ist aus Pflanzen.« Wer auf dieser Welt weiß nicht, was Crisco ist? »Sie haben ja keine Ahnung, was man damit alles machen kann.«
Sie zuckt die Achseln. »Braten?«
»Es ist nicht nur zum Braten. Wenn Sie mal was Klebriges im Haar haben, Kaugummi zum Beispiel?« Ich klopf mit dem Zeigefinger auf die Dose. »Das hier. Crisco. Und wenn Sie das Crisco einem Baby auf den Po schmieren, wird das Kleine garantiert nie wund.« Ich geb drei Löffel Crisco in die schwarze Grillpfanne. »Ich hab sogar schon Frauen gesehn, die sich’s unter die Augen schmieren oder auf die rauen Füße von ihrem Mann.«
»Wie hübsch das aussieht«, sagt sie. »Wie Zuckerguss.«
»Damit können Sie die Klebereste von Preisschildchen wegkriegen und quietschende Türangeln schmieren. Und wenn der Strom ausfällt, stecken Sie einfach einen Docht rein, dann brennt’s wie eine Kerze.«
Ich zünd das Gas an, und wir gucken zu, wie das Crisco in der Pfanne schmilzt. »Und zu allem können Sie auch noch Ihr Huhn drin frittieren.«
»Okay«, sagt sie, schwer konzentriert. »Was jetzt?«
»Das Huhn hat eine Weile in der Buttermilch gelegen«, sag ich. »Jetzt heißt’s, die trockenen Sachen mischen.« Ich geb Mehl, Salz, noch mehr Salz, Pfeffer, Paprika und ein ganz bisschen Cayenne in eine doppelte Papiertüte.
»Nun die Hühnerstücken da reintun und schütteln.«
Miss Celia wirft einen rohen Hühnerschlegel rein und lässt die Tüte auf der Arbeitsplatte rumhüpfen. »So? Wie bei der Shake-’n-Bake-Werbung im Fernsehen?«
»Genau«, sag ich und fahr mir mit der Zunge über die Zähne – wenn das mit der Fertigmischung keine Beleidigung ist, weiß ich nicht, was eine sein soll. »Grad wie das Shake ’n Bake.« Aber dann erstarr ich plötzlich. Ich hör ein Auto draußen auf der Straße. Ich reg mich nicht, horch nur. Miss Celias Augen sind ganz weit, und sie horcht auch. Wir denken beide dasselbe: Wenn er das ist? Wo versteck ich mich?
Das Autogeräusch verschwindet in die andere Richtung. Wir fangen beide wieder an zu atmen.
»Miss Celia«, sag ich und beherrsch mich, so gut ich kann, »warum können Sie Ihrem Mann nichts von mir erzählen? Wird er denn nichts merken, wenn das Essen auf einmal gut ist?«
»Oh, daran habe ich gar nicht gedacht! Vielleicht sollten wir das Huhn ein bisschen anbrennen lassen.«
Ich schau sie von der Seite an. Ich lass kein Huhn nich anbrennen. Auf die eigentliche Frage hat sie nicht geantwortet, aber ich werd’s schon noch aus ihr rauskriegen.
Ganz vorsichtig leg ich das dunkle Fleisch in die Pfanne. Es sirrt wie Musik, und wir gucken zu, wie die Schenkel braun werden. Ich werf einen Blick zu ihr rüber, und Miss Celia guckt mich lächelnd an.
»Was ist? Hab ich was im Gesicht?«
»Nein«, sagt sie, und Tränen steigen ihr in die Augen. Sie legt mir die Hand auf den Arm. »Ich bin nur so dankbar, dass Sie hier sind.«
Ich zieh meinen Arm unter ihrer Hand weg. »Miss Celia, Sie haben doch ganz andere Sachen, um dankbar dafür zu sein.«
»Ich weiß.« Sie guckt ihre schicke Küche an, wie wenn die was wär, was eklig schmeckt. »Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mal so viel haben würde.«
»Das ist doch ein Glück.«
»Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so glücklich.«
Ich lass es dabei. Unter diesem ganzen Glücksgetue kommt sie mir gar nicht glücklich vor.
An dem Abend ruf ich Aibileen an.
»Miss Hilly war gestern bei Miss Leefolt«, sagt Aibileen. »Sie hat gefragt, ob irgendwer weiß, wo du jetzt arbeitest.«
»Gott im Himmel,
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