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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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»Es muss glaubhaft sein«, sagt sie, und ich ertapp mich hundertmal dabei, wie ich nach dem dreckigen Glas greif, um’s abzuwaschen. Ich hab’s eben gern sauber und aufgeräumt.
     
    »Ich wollte, ich könnte mich um diese Azalee da draußen kümmern«, sagt Miss Celia eines Tags. Sie hat sich inzwischen angewöhnt, auf dem Sofa zu liegen, wenn meine Geschichten im
Fernsehen laufen, und die ganze Zeit dazwischenzureden. Ich verfolg The Guiding Light schon mehr als zwanzig Jahre, seit ich zehn war und es in Mamas Radio gehört hab.
    Jetzt kommt grad eine Reklame für Dreft-Waschmittel, und Miss Celia starrt durchs Fenster raus in den Garten, wo der farbige Mann die Blätter zusammenharkt. Sie hat so viele Azaleensträucher, dass ihr Garten im Frühjahr aussehen wird wie in Vom Winde verweht. Ich mag keine Azaleen und erst recht nicht diesen Film, wo die Sklaverei wie eine einzige fröhliche Teeparty ist. Wenn ich die Mammy gespielt hätt, hätt ich Scarlett gesagt, sie soll sich die grünen Vorhänge in den Hintern schieben. Sich ihr verflixtes Männerfangkleid selber nähen.
    »Und ich weiß, ich könnte diesen Rosenstrauch zum Blühen bringen, wenn ich ihn zurückschneiden würde«, sagt Miss Celia. »Aber zuallererst würde ich den Mimosenbaum dort fällen.«
    »Warum? Was ist mit dem Baum?« Ich press das Bügeleisen auf Mister Johnnys Kragenspitze. Ich hab in meinem ganzen Garten nicht mal einen Strauch und schon gar keinen Baum.
    »Ich kann diese Blüten nicht leiden.« Sie starrt ins Leere, wie wenn sie nicht ganz da wär. »Die sehen aus wie Babyhaar.«
    Ich krieg Gänsehaut, wie ich sie so reden hör. »Sie kennen sich mit Pflanzen aus?«
    Sie seufzt. »Ich habe mich in Sugar Ditch gern um meine Blumen gekümmert. Ich habe gelernt, Pflanzen zu ziehen, weil ich dachte, ich könnte die ganze Hässlichkeit ein bisschen verschönern.«
    »Dann gehen Sie doch raus«, sag ich und bemüh mich, nicht zu begeistert zu klingen. »Da haben Sie bisschen Bewegung. Und frische Luft.« Raus hier.
    »Nein«, sagt Miss Celia seufzend. »Ich kann nicht da draußen herumrennen. Ich brauche Ruhe.«
    Allmählich macht es mich ganz fuchsig, dass sie nie aus dem Haus geht und immer so lächelt, als wär es das Beste in ihrem
Leben, wenn morgens das Dienstmädchen kommt. Es ist, wie wenn’s mich wo juckt. Jeden Tag versuch ich dranzukommen, schaff’s aber nicht, mich zu kratzen. Jeden Tag juckt’s bisschen stärker. Jeden Tag ist sie hier.
    »Vielleicht sollten Sie sich paar Freundinnen suchen«, sag ich. »In der Stadt gibt’s doch jede Menge Ladys in Ihrem Alter.«
    Sie guckt mich düster an. »Ich habe es ja versucht. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich diese Frauen angerufen habe, um zu fragen, ob ich bei dem Wohltätigkeitsball für die armen Kinder helfen oder irgendetwas von zu Hause aus beitragen kann. Aber sie rufen mich nie zurück. Keine einzige.«
    Ich sag nichts, weil mich das nicht grad wundert. Wenn ihr halber Busen raushängt und ihr Haar in Gold-Nugget leuchtet.
    »Dann machen Sie einen Einkaufsbummel. Kaufen Sie sich neue Sachen zum Anziehen. Machen Sie irgendwas, was weiße Frauen so machen, wenn das Dienstmädchen im Haus ist.«
    »Nein, ich glaube, ich werde mich etwas ausruhen«, sagt sie, und zwei Minuten drauf hör ich sie oben in den leeren Zimmern rumschleichen.
    Der Mimosenast schlägt ans Fenster, und ich fahr zusammen und verbrenn mir den Daumen. Ich kneif die Augen fest zusammen, um mein Herz dazu zu kriegen, dass es wieder langsamer schlägt. Noch vierundneunzig Tage, und ich weiß nicht, wie ich das noch eine einzige Minute aushalten soll.
     
    »Mama, mach mir was zu essen. Ich hab Hunger.« So hat meine Jüngste, Kindra, die jetzt fünf ist, gestern Abend mit mir geredet. Die Hand in die Hüfte gestemmt und einen Fuß vorgestellt.
    Ich hab fünf Kinder, und ich bin stolz drauf, dass ich sie Ja, Ma’am und Bitte gelehrt hab, noch eh sie Keks sagen konnten.
    Alle außer einer.
    »Vor dem Abendessen kriegst du gar nichts«, hab ich zu ihr gesagt.

    »Du bist gemein. Ich hasse dich!«, hat sie gebrüllt und ist zur Tür rausgerannt.
    Ich guck an die Decke, weil das ein Schock ist, an den ich mich nie gewöhnen werd, nicht mal beim fünften Kind. Wenn einem das eigene Kind sagt, dass es einen hasst, und die Phase macht jedes Kind durch, fühlt sich’s an wie ein Tritt in den Magen.
    Aber Kindra, guter Gott. Das ist mehr wie nur eine Phase. Das Mädel wird genau wie ich.
    Ich steh in Miss

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