Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Celias Küche und denk an gestern Abend. Kindra und ihr freches Mundwerk, Benny mit seinem Asthma, Leroy, der letzte Woche zweimal betrunken heimgekommen ist. Er weiß genau, das ist das Einzige, was ich nicht ertrag, nachdem ich mich zehn Jahre um meinen versoffenen Daddy hab kümmern müssen und Mama und ich uns halb totschinden durften, nur damit er seine volle Flasche gehabt hat. Ich müsst mich wegen alldem wahrscheinlich viel mehr aufregen, aber gestern Abend hat Leroy als Entschuldigung eine große Tüte von den ersten Okras mitgebracht. Er weiß, das ist mein Lieblingsessen. Heut Abend werd ich die Schoten in Maismehl frittieren und so viel essen, wie meine Mama mich nie hat essen lassen.
Und das ist nicht die einzige Leckerei heut. Wir haben den ersten Oktober, und hier steh ich und schäl Pfirsiche. Mister Johnnys Mama hat zwei Kisten aus Mexiko mitgebracht, Pfirsiche, so schwer wie Baseballbälle. Sie sind reif und süß und schneiden sich wie Butter. Ich nehm ja keine Wohltaten von weißen Ladys an, weil ich weiß, sie wollen nur, dass ich mich in ihrer Schuld fühl. Doch wie Miss Celia gesagt hat, ich soll mir ein Dutzend Pfirsiche mitnehmen, hab ich eine Tüte rausgezogen und gleich zwölf Stück reingetan. Wenn ich heut Abend nach Hause komm, ess ich frittierte Okra und hinterher Pfirsichauflauf.
Ich guck zu, wie sich die langen, samtigen Schalenstreifen
in Miss Celias Spülbecken schlängeln, und horch überhaupt nicht in die Zufahrt raus. Normalerweis, wenn ich an ihrer Spüle steh, plan ich immer, wie ich vor Mister Johnny fliehen kann. Die Küche ist der beste Raum, weil das Fenster zur Straße rausgeht. Durch die hohen Azaleen sieht man mich nicht, aber ich kann durch die Sträucher genug erkennen, dass ich merk, wenn jemand kommt. Wenn er zur Vordertür reinkäm, könnt ich durch die Hintertür in die Garage flüchten. Wenn er hinten reinkäm, könnt ich vorn rausschlüpfen. Außerdem geht noch eine Tür von der Küche in den Garten raus, für alle Fälle. Doch jetzt, wo mir der Pfirsichsaft über die Hände rinnt und ich von dem buttrigen Duft fast betrunken bin, träum ich vor mich hin. Ich krieg gar nicht mit, wie der blaue Pick-up vorfährt.
Wie ich hinguck, ist der Mann schon den halben Fußweg lang. Ich seh ein Stück von einem weißen Hemd, die Sorte, die ich jeden Tag bügel, und das Bein von einer Khakihose, wie ich sie immer in Mister Johnnys Schrank häng. Ich unterdrück einen Schrei. Mein Messer scheppert in die Spüle.
»Miss Celia!« Ich flitz in ihr Zimmer. »Mister Johnny kommt heim!«
Miss Celia springt aus dem Bett, so schnell hat sie sich noch nie bewegt. Ich dreh mich wie ein Idiot im Kreis. Wo soll ich hin? In welche Richtung? Was ist jetzt mit meinem Fluchtplan? Und dann weiß ich’s plötzlich – die Gästetoilette!
Ich schlüpf rein und lass die Tür angelehnt. Ich steig auf die Klobrille, damit er meine Füße nicht unter der Tür durch sieht, duck mich zusammen. Es ist dunkel hier drin und heiß. Ich hab das Gefühl, mein Kopf brennt. Schweiß tropft von meinem Kinn auf den Fußboden. Die Gardenienseife am Waschbecken riecht so stark, dass mir ganz schlecht wird.
Ich hör Schritte. Halt den Atem an.
Die Schritte hören auf. Mein Herz bummert wie eine Katze im Wäschetrockner. Und wenn Miss Celia so tut, wie wenn
sie mich nicht kennt, um keinen Ärger zu kriegen? Wenn sie mich als Einbrecherin hinstellt? Oh, ich hasse sie! Ich hass diese dumme Frau!
Ich horch, hör aber nur mein eignes Hecheln. Das Bummern in meiner Brust. Meine Fußgelenke knacken und tun weh, weil sie meinen Körper in dieser Stellung halten müssen.
Meine Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit. Nach einem Weilchen seh ich mich im Spiegel überm Waschbecken. Seh mich auf der Toilette von einer weißen Lady hocken wie ein Idiot.
Guckt mich an. Guckt, wo es Minny Jackson hingebracht hat, einfach nur ihren Lebensunterhalt verdienen zu wollen.
Miss Skeeter
KAPITEL 5
Ich jage Mutters Cadillac über den Schotterweg nach Hause. Patsy Cline im Radio ist nicht mehr zu hören, weil die Steinchen so laut an den Wagen prasseln. Mutter wäre fuchsteufelswild, aber ich fahre nur noch schneller. Mir geht einfach nicht aus dem Kopf, was Hilly heute beim Bridgekränzchen zu mir gesagt hat.
Hilly, Elizabeth und ich sind seit der Grundschule beste Freundinnen. Auf meinem Lieblingsfoto sitzen wir auf der Footballtribüne der Junior Highschool, dicht beisammen, Schulter an Schulter. Das Tolle an dem Foto
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