Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Zimmer.
Ich kann mir nicht denken, was sie auch nur fünf Minuten im Obergeschoss macht. Mir gefällt’s da oben jedenfalls nicht. In den ganzen Zimmern sollten Kinder sein, die lachen und schreien und alles vollmachen. Aber es geht mich nichts an, was Miss Celia mit ihrem Tag anfängt, und ich für mein Teil bin froh, dass sie mir aus dem Weg ist. Ich hab schon Ladys mit dem Besen und dem Mülleimer hinterherlaufen müssen, um den Dreck wegzumachen, den sie auf Schritt und Tritt gemacht haben. Solang wie Miss Celia in ihrem Bett bleibt, hab ich einen Job. Obwohl sie kein einziges Kind hat und den ganzen Tag nichts zu tun braucht, ist sie die faulste Frau, die ich je gesehen hab. Einschließlich meiner Schwester Doreena, die bei uns daheim nie einen Finger gerührt hat, wegen dem Herzfehler, der sich später als Fliege auf dem Röntgenapparat entpuppt hat.
Und selbst wenn sie mal nicht im Bett ist, aus dem Haus geht Miss Celia nie, außer um sich die Haare bleichen und die Spitzen schneiden zu lassen. Aber das ist, seit ich hier bin, nur einmal vorgekommen. Sechsunddreißig bin ich jetzt, und immer noch hör ich meine Mama sagen: Es geht alles keinen was
an. Aber ich will wissen, wovor sich diese Lady draußen so fürchtet.
An jedem Zahltag rechen ich’s Miss Celia vor. »Noch neunundneunzig Tage, bis Sie Mister Johnny von mir erzählen.«
»Gott, wie schnell die Zeit vergeht«, sagt sie und guckt ganz gehetzt.
»Heut Morgen war die Katze auf der Veranda, hab fast einen Herzschlag gekriegt, weil ich dacht, es ist Mister Johnny.«
Wir werden beide immer nervöser, je näher der Tag rückt. Ich weiß nicht, was dieser Mann macht, wenn sie’s ihm sagt. Vielleicht sagt er ihr ja, sie soll mich feuern.
»Hoffentlich reicht die Zeit, Minny. Finden Sie, ich bin im Kochen schon besser geworden?«, fragt sie, und ich schau sie an. Sie hat ein hübsches Lächeln, weiße, grade Zähne, aber sie ist die lausigste Köchin, die ich je gesehen hab.
Also fang ich ganz von vorn an und bring ihr die einfachsten Sachen bei, weil ich will, dass sie’s lernt, und zwar schnell. Sie muss ihrem Mann erklären, warum eine Fünfundsiebzig-Kilo-Negerin Schlüssel zu seinem Haus hat. Er muss wissen, warum ich jeden Tag sein Sterlingsilber und Miss Celias dicke Rubinohrringe in der Hand hab. Er muss es wissen, eh er noch eines Tages reinkommt und die Polizei ruft. Oder die zehn Cent spart und die Sache selbst erledigt.
»Nehmen Sie die Schweinshaxe raus und sehen Sie zu, dass da genug Wasser drin ist, ja, so ist’s recht. Jetzt die Flamme aufdrehen. Sehen Sie das kleine Bläschen da? Das heißt, das Wasser ist jetzt glücklich am Kochen.«
Miss Celia starrt in den Topf, wie wenn sie ihre Zukunft drin lesen würd. »Sind Sie glücklich, Minny?«
»Warum fragen Sie mich so komische Sachen?«
»Sind Sie’s?«
»Klar bin ich glücklich. Sie doch auch. Großes Haus, großer Garten, ein Mann, der für Sie sorgt.« Ich guck Miss Celia
streng an und sorg dafür, dass sie’s auch sieht. Ich mein: Weiße! Grübeln, ob sie glücklich genug sind!
Und wenn Miss Celia die Bohnen anbrennen lässt, versuch ich die Selbstbeherrschung aufzubringen, von der meine Mama gesagt hat, ich hätt sie nicht. »Macht nichts«, sag ich durch die Zähne, »wir kochen neue, eh Mister Johnny heimkommt. «
Bei jeder anderen Frau, wo ich je gearbeitet hab, hätt ich sonst was drum gegeben, sie mal eine Stunde rumzukommandieren und zu gucken, wie sie das findet. Aber bei Miss Celia, die mich immer mit so großen Augen anschaut, wie wenn ich das Beste seit der Erfindung von Haarspray wär, da wär’s mir fast lieber, sie würd mich rumscheuchen, wie’s normal ist. Ich frag mich langsam, ob ihr ewiges Rumliegen was damit zu tun hat, dass sie Mister Johnny nichts von mir erzählt hat.
Wahrscheinlich sieht sie mir an, dass ich mir meine Gedanken drüber mach, denn eines Tags sagt sie aus heitrem Himmel: »Ich habe immer diese Alpträume, dass ich nach Sugar Ditch zurück muss, wieder dort leben. Deswegen lege ich mich tagsüber so oft hin.« Dann nickt sie paarmal schnell, wie wenn sie das Ganze geprobt hätt. »Weil ich nachts nicht gut schlafe.«
Ich lächel sie einfältig an, wie wenn ich ihr das wirklich abnehmen würd, und mach weiter mit Spiegelputzen.
»Machen Sie’s nicht zu ordentlich. Lassen Sie ein paar Streifen.«
So geht’s immer, Streifen an den Fenstern oder auf den Böden, ein dreckiges Glas in der Spüle oder der volle Mülleimer.
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