Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Aibileen habe erklären lassen, wie man hartnäckige Dreckränder vom Email entfernt, komme ich nach Hause und gehe am Fernsehzimmer vorbei. Der Fernseher läuft, und ich schaue hinein. Pascagoula steht etwa fünfzehn Zentimeter vor dem Bildschirm. Ich höre die Worte Ole Miss und sehe auf dem flimmernden Schirm weiße Männer in dunklen Anzügen auf die Kamera zudrängen. Von ihren Glatzen rinnt Schweiß. Ich gehe näher hin und sehe einen Farbigen, etwa in meinem Alter, inmitten der weißen Männer und hinter ihm Soldaten. Die Kamera schwenkt, und da ist mein altes Univerwaltungsgebäude. Gouverneur Ross Barnett steht da, die Arme vor der Brust verschränkt, und blickt dem hochgewachsenen Farbigen in die Augen. Neben dem Gouverneur steht unser Senatsabgeordneter Whitworth, mit dessen Sohn mir Hilly die ganze Zeit ein Blind Date zu verschaffen versucht.
Ich starre gebannt auf den Fernseher. Und doch bin ich weder erfreut noch enttäuscht, dass da womöglich ein Farbiger Zutritt zur Ole Miss erlangen könnte, ich bin einfach nur überrascht. Pascagoula hingegen atmet so laut, dass ich es höre. Sie steht wie erstarrt da, merkt gar nicht, dass ich hinter ihr bin. Roger Sticker, unser Lokalreporter, ist nervös, lächelt, spricht schnell. »Präsident Kennedy hat den Gouverneur angewiesen, James Meredith durchzulassen, ich wiederhole, der Präsident der Vereinigten Staaten …«
»Eugenia, Pascagoula! Stellt sofort den Apparat ab!«
Pascagoula fährt herum, sieht Mutter und mich. Mit gesenktem Blick hastet sie aus dem Zimmer.
»Ich dulde das nicht, Eugenia«, flüstert Mutter. »Ich lasse nicht zu, dass du sie auch noch ermutigst.«
»Ich – sie ermutigen? Das sind nationale Nachrichten, Mama.«
Mutter schnaubt. »Es schickt sich nicht, dass ihr beide zusammen fernseht.« Und sie schaltet auf eine Nachmittagswiederholung der Lawrence-Welk-Show um.
»Da, ist das nicht viel netter?«
An einem heißen Samstag Ende September, als die Baumwollfelder abgeschlegelt und leer sind, schleppt Daddy einen neuen RCA-Farbfernseher ins Haus. Das Schwarzweißgerät stellt er in die Küche. Stolz lächelnd, steckt er den neuen Fernseher an die Wandsteckdose des Fernsehzimmers. Den ganzen restlichen Nachmittag schallt das Footballmatch Ole Miss gegen LSU durchs Haus.
Mama klebt natürlich vor dem Farbbildschirm, bestaunt das leuchtende Rot und Blau des Teams mit großem Ooh und Aah. Die Rebels sind ihr und Daddys Lebensinhalt. Sie trägt trotz der sengenden Hitze rote Wolljerseyhosen und hat Daddys alte Kappa-Alpha-Decke über den Sessel drapiert. Niemand verliert ein Wort über James Meredith, den farbigen Studenten, den sie hereingelassen haben.
Ich nehme den Cadillac und fahre in die Stadt. Mutter kann nicht begreifen, dass ich nicht sehen will, wie meine Alma Mater einen Ball durch die Gegend wirft. Aber Elizabeth und ihre Familie sind jetzt bei Hilly, das Spiel schauen, also ist Aibileen allein im Haus. Ich hoffe, dass Elizabeths Abwesenheit sie ein bisschen entspannt. Tatsächlich hoffe ich, dass sie mir irgendetwas über Constantine erzählt.
Aibileen macht mir auf, und ich folge ihr in die Küche.
Auch im leeren Haus scheint sie nur wenig entspannter. Sie äugt zum Küchentisch hinüber, als würde sie sich gern hinsetzen, doch als ich sie frage, sagt sie: »Nein, ist gut so. Schießen Sie los.« Sie nimmt eine Tomate aus einem Topf in der Spüle und fängt an, sie mit dem Messer zu enthäuten.
Also lehne ich mich an die Arbeitsplatte und trage ihr die jüngste Rätselfrage vor: wie man verhindern kann, dass die Hunde an die Mülltonnen draußen gehen. Weil der faule Ehemann immer vergisst, den Müll am richtigen Tag an die Straße zu stellen. Wegen dem ganzen verdammten Bier, das er trinkt.
»Einfach bisschen Psalmjack auf den Müll tun. Da gucken die Hunde die Tonnen nicht mal mehr an.« Ich schreibe es auf, wobei ich Salmiak daraus mache, und suche den nächsten Brief heraus. Als ich aufschaue, ist da auf Aibileens Gesicht so etwas wie ein Grinsen.
»Nichts für ungut, Miss Skeeter, aber … ist es nicht mordskomisch, dass Sie die neue Miss Myrna sind, wo Sie doch gar nichts über Haushaltssachen wissen?«
Aus ihrem Mund klingt es nicht so, wie es Mutter vor einem Monat gesagt hat. Ich muss plötzlich lachen und erzähle ihr, was ich noch niemandem erzählt habe, von den Telefonaten und der Bewerbung, die ich Harper & Row geschickt habe. Dass ich Schriftstellerin werden will. Was mir Elaine Stein geraten
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