Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
sie öffnet die Flasche an dem Öffner, der an der Arbeitsplatte montiert ist, gießt den Inhalt in ein Glas.
»Aibileen« – ich hole tief Luft –, »ich wollte Sie fragen, ob Sie mir bei etwas helfen könnten.« Ich erzähle ihr von der Kolumne, froh, als ich ihrem Nicken entnehme, dass sie weiß, wer Miss Myrna ist.
»Vielleicht könnte ich Ihnen ja ein paar Briefe vorlesen, und Sie könnten … mir bei den Antworten helfen. Nach einer gewissen Zeit finde ich mich bestimmt rein und …« Ich verstumme. Es ist völlig ausgeschlossen, dass ich jemals in der Lage sein werde, Haushaltsfragen selbst zu beantworten. » Klingt unfair, was? Dass ich Ihre Antworten nehme und so tue, als wären sie von mir. Oder vielmehr von Myrna.« Ich seufze.
Aibileen schüttelt den Kopf. »Das macht mir nichts aus. Ich bin mir nur nicht so sicher, wie Miss Leefolt das finden würd.«
»Sie hat gesagt, es geht in Ordnung.«
»In meiner Arbeitszeit?«
Ich nicke, denke an Elizabeths besitzergreifenden Ton.
»Na gut«, sagt Aibileen achselzuckend. Sie schaut auf die Wanduhr über der Spüle. »Ich muss aber wohl aufhören, wenn Mae Mobley aufwacht.«
»Wollen wir uns setzen?« Ich zeige auf den Küchentisch.
Aibileen blickt zur Schwingtür hinüber. »Setzen Sie sich, ich steh gern.«
Ich habe die halbe Nacht damit zugebracht, alle Miss-Myrna-Artikel der letzten fünf Jahre zu lesen, aber zu den unbeantworteten Briefen bin ich noch nicht gekommen. Ich nehme
mir mein Klemmbrett vor, den Bleistift in der Hand. »Hier ist ein Brief aus Rankin County.
›Liebe Miss Myrna‹«, lese ich vor, » ›wie kriege ich die Dreckringe von den Hemdkragen von meinem Mann ab, wenn er so ein fettes, schlampiges Schwein ist und … auch schwitzt wie eine Sau …‹«
Großartig. Eine Kolumne für Haushalts- und Beziehungstipps. Zwei Dinge, von denen ich keine Ahnung habe.
»Was will sie jetzt loskriegen?«, fragt Aibileen. »Die Dreckringe oder den Mann?«
Ich starre auf das Blatt. Ich wüsste zu beidem keinen Rat.
»Sagen Sie ihr, sie muss sie in Essig und Pine-Sol-Reiniger einweichen. Und dann eine Weile in die Sonne legen.«
Ich halte das schnell in meinem Notizbuch fest. »Wie lange in die Sonne legen?«
»So eine Stunde vielleicht. Bis es trocken ist.«
Ich nehme mir den nächsten Brief vor, und sie beantwortet ihn ebenso schnell. Nach vier, fünf Briefen atme ich erleichtert aus.
»Danke, Aibileen. Sie wissen ja gar nicht, wie sehr mir das hilft.«
»Kein Problem. Solang wie Miss Leefolt mich nicht braucht.«
Ich packe meine Papiere zusammen, trinke den letzten Schluck Cola aus, gönne mir fünf Sekunden Entspannung, ehe ich lossausen muss, den Artikel schreiben. Aibileen putzt an der Spüle grüne Farntriebe. In der Küche herrscht Stille, bis auf das Radio, in dem wieder leise Prediger Green läuft.
»Woher kannten Sie Constantine? Waren Sie beide verwandt? «
»Wir … waren im selben Kirchenkreis.« Aibileen verlagert ihr Gewicht aufs andere Bein.
Ich spüre einen mittlerweile vertrauten Stich im Herzen. »Sie hat nicht mal eine Adresse hinterlassen. Ich … ich kann einfach nicht glauben, dass sie einfach so gegangen ist.«
Aibileen lässt den Blick gesenkt. Sie scheint die Farntriebe sehr gründlich zu inspizieren. »Sie können sich drauf verlassen, sie ist gegangen worden.«
»Nein, Mama hat gesagt, sie hat gekündigt. Im April. Ist zu ihren Verwandten nach Chicago gezogen.«
Aibileen nimmt einen weiteren Farntrieb, wäscht den langen Stängel, die eingerollten grünen Spitzen. »Nein, Ma’am«, sagt sie schließlich.
Ich brauche ein paar Sekunden, um zu begreifen, was sie da behauptet.
»Aibileen«, sage ich und suche ihren Blick. »Glauben Sie wirklich, dass Constantine gefeuert wurde?«
Aber Aibileens Gesicht ist jetzt so leer wie der blaue Himmel. »Muss mich vertan haben«, sagt sie, und mir ist klar, dass sie das Gefühl hat, einer Weißen schon zu viel erzählt zu haben.
Wir hören Mae Mobley rufen, und Aibileen entschuldigt sich und verschwindet durch die Schwingtür. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich den Anstand habe, aufzustehen und nach Hause zu fahren.
Als ich zehn Minuten später heimkomme, sitzt Mutter am Esszimmertisch und liest.
»Mutter«, sage ich, mein Notizbuch an die Brust gepresst, »hast du Constantine entlassen?«
»Ob ich … was ?«, fragt Mutter. Aber ich weiß, sie hat mich verstanden, weil sie den Newsletter der Daughters of the American Revolution gesenkt hat. Damit sie
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