Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Missus Stein fort. »Fünfzig Neger wurden in eine Zelle gezwängt, die für vier gedacht war.«
Ich schob die Lippen vor. »Sie hat sich bereiterklärt. Hat sie.«
»Tja, das ist allerdings beeindruckend. Aber glauben Sie wirklich, dass nach ihr noch andere Dienstmädchen mit Ihnen reden werden? Was ist, wenn die Arbeitgeber dahinterkommen? «
»Die Interviews würden heimlich durchgeführt. Da, wie Sie ja wissen, die Situation hier unten momentan ein bisschen gefährlich ist.« In Wahrheit hatte ich keine Ahnung, wie gefährlich
die Situation war. Die letzten vier Jahre hatte ich hübsch abgeschottet im College verbracht, mit der Lektüre von Keats und Eudora Welty und keiner anderen Sorge als meinen Hausarbeiten.
»Ein bisschen gefährlich?« Sie lachte. »Die Märsche in Birmingham, Martin Luther King. Hunde, die auf farbige Kinder losgelassen werden. Schätzchen, das ist das heißeste Thema der Nation. Aber, tut mir leid, dieses Projekt wird nicht klappen. Nicht als Artikel, weil keine Zeitung in den Südstaaten es bringen würde. Und ganz gewiss nicht als Buch. Ein Buch mit Interviews würde sich niemals verkaufen.«
»Oh«, hörte ich mich sagen. Ich schloss die Augen, fühlte, wie meine ganze Erregung in sich zusammenfiel. Wieder hörte ich mich »Oh« sagen.
»Ich habe Sie angerufen, weil es, ehrlich gesagt, eine hervorragende Idee ist. Aber … es ist einfach unmöglich, das in den Druck zu bringen.«
»Aber … wenn …« Mein Blick huschte hektisch in der Speisekammer umher, suchte irgendetwas, um ihr Interesse wieder zu entfachen. Vielleicht sollte ich es als Artikel verkaufen, einer Zeitschrift vielleicht, aber sie hat ja gesagt, keine …
»Eugenia, mit wem sprichst du da drinnen?« Mutters Stimme drang durch den Türspalt. Sie öffnete die Tür ein Stück, und ich zog sie mit einem Ruck wieder zu. Ich hielt die Sprechmuschel zu und zischte: »Ich telefoniere mit Hilly, Mutter …«
»In der Speisekammer? Du benimmst dich wie ein Backfisch …«
»Ich meine …« Missus Stein schnalzte scharf mit der Zunge. »Ich könnte ja mal lesen, was dabei herauskommt. Das Buch-Business könnte weiß Gott mal einen Aufreger gebrauchen.«
»Das würden Sie tun? Oh, Missus Stein …«
»Ich sage nicht, dass ich eine Veröffentlichung in Erwägung ziehe. Aber … machen Sie das Interview, und ich werde Sie wissen lassen, ob es sich lohnt, dranzubleiben.«
Ich stammelte irgendetwas Unartikuliertes, schaffte schließlich ein: »Danke. Missus Stein, ich kann Ihnen gar nicht sagen, was mir Ihre Hilfe bedeutet.«
»Danken Sie mir nicht zu früh. Wenden Sie sich an Ruth, meine Sekretärin, wenn Sie sich mit mir in Verbindung setzen wollen.« Und sie legte auf.
Zum Bridgeclub am Mittwoch bei Elizabeth schleppe ich eine alte Büchertasche mit. Sie ist rot. Und hässlich. Und, zumindest heute, nur ein Requisit.
Es war die einzig auffindbare Tasche in Mutters Haus, die groß genug ist für die Miss-Myrna-Briefe. Das Leder ist rissig und stellenweise abgeblättert, und der breite Schulterriemen hinterlässt einen braunen Striemen auf meiner Bluse, wo sich die Lederfarbe abschubbert. Es war die Gartentasche meiner Großmutter Claire. Darin hat sie ihre Gartengerätschaften herumgetragen, und der Taschenboden ist immer noch mit Sonnenblumenkernen übersät. Die Tasche passt zu nichts, was ich besitze, und es ist mir egal.
»Zwei Wochen«, sagt Hilly und hält zwei Finger hoch. »Er kommt.« Sie lächelt, und ich lächle zurück. »Bin gleich wieder da«, sage ich und schlüpfe samt Tasche in die Küche.
Aibileen steht an der Spüle. »Tag«, sagt sie ruhig. Es ist eine Woche her, dass ich bei ihr zu Hause war.
Ich stehe ein Weilchen da und beobachte, wie sie den Eistee umrührt. An ihrer Haltung erkenne ich ihr Unbehagen, ihre Angst, ich könnte sie gleich wieder um ihre Hilfe bei dem Buch bitten. Ich ziehe ein paar Haushaltsfragen-Briefe heraus, und als sie die sieht, lockern sich ihre Schultern etwas. Während ich ihr eine Frage wegen Stockflecken vorlese, gießt sie ein bisschen Tee in ein Glas und kostet ihn. Sie löffelt noch mehr Zucker in den Krug.
»Oh, eh ich’s vergess, ich hab jetzt die Antwort auf die Frage mit den Gläserringen. Minny sagt, einfach bisschen
Mayonnaise draufreiben.« Aibileen presst eine halbe Zitrone in den Tee aus. »Und dann hingehen und den nichtsnutzigen Ehemann rausschmeißen.« Sie rührt um, probiert. »Minny ist nicht so gut auf Ehemänner zu sprechen.«
»Danke,
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