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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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kurze Detailskizze und die Lüge. Die da lautete, ein tüchtiges, respektiertes farbiges Dienstmädchen habe eingewilligt, sich von mir interviewen zu lassen und genau zu schildern, wie es sei, für die weißen Frauen unserer Stadt zu arbeiten. Gegenüber der Alternativversion, dass ich vorhätte, eine Farbige um Hilfe zu bitten, war mir das unendlich viel überzeugender erschienen.
    Ich dehnte die Hörerschnur bis in die Speisekammer, zog die Schalterschnur der nackten Glühbirne. Die Speisekammerwände haben von oben bis unten Borde, voll mit Pickles- und Suppengläsern, Sirup, eingemachtem Gemüse und Kompott. Das war mein alter Teenager-Trick, um ungestört telefonieren zu können.
    »Hallo? Hier ist Eugenia.«
    »Moment, bitte, ich stelle durch.« Ich hörte mehrfaches Klicken, dann eine sehr ferne Stimme, fast so tief wie von einem Mann: »Elaine Stein.«
    »Hallo? Hier ist Skeet … Eugenia Phelan in Mississippi.«
    »Ich weiß, Miss Phelan. Ich habe Sie ja angerufen.« Ich hörte ein Streichholz, ein kurzes, scharfes Einatmen. »Ihr Brief ist letzte Woche bei mir eingegangen. Ich habe dazu ein paar Fragen.«
    »Ja, Ma’am.« Ich ließ mich auf eine hohe Blechdose mit King-Backmehl sinken. Mein Herz hämmerte, während ich meine Ohren anstrengte. Ein Telefongespräch aus New York
knisterte und rauschte tatsächlich so, wie man es bei einer Strecke von tausend Meilen erwartet hätte.
    »Wie sind Sie auf diese Idee gekommen? Haushaltshilfen zu interviewen. Das macht mich neugierig.«
    Ich war wie gelähmt. Keine Begrüßung, kein einleitendes Geplauder, keine kurze Vorstellung ihrer Person. Das Beste war wohl, einfach auf ihre Frage zu antworten. »Ich … ich bin von einer Farbigen großgezogen worden. Ich habe selbst erlebt, wie einfach … und wie kompliziert es zwischen der Familie und dem Dienstmädchen sein kann.« Ich räusperte mich. Ich klang so steif, als spräche ich mit einer Lehrerin.
    »Weiter.«
    »Na ja« – ich holte tief Luft –, »ich möchte das gern aus der Sicht der Dienstmädchen zeigen. Der farbigen Frauen hier unten. « Ich versuchte mir Constantines Gesicht vorzustellen, Aibileens Gesicht. »Sie ziehen ein weißes Kind groß, und zwanzig Jahre später wird dann das Kind die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber. Die Ironie ist, wir haben sie wirklich gern und sie uns auch, aber …« Ich schluckte, weil meine Stimme zitterte. »Wir lassen sie nicht mal die Toilette im Haus benutzen.«
    Stille.
    »Und«, fühlte ich mich genötigt fortzufahren, »jeder weiß, wie wir Weißen das sehen, die glorifizierte Mammy-Figur, die ihr ganzes Leben einer weißen Familie widmet. Das hat Margaret Mitchell behandelt. Aber niemand hat je Mammy gefragt, wie es für sie ist.« Schweiß tropfte mir auf die Brust, machte feuchte Flecken auf meiner Baumwollbluse.
    »Sie wollen also eine Seite zeigen, die bisher niemand untersucht hat«, sagte Missus Stein.
    »Ja. Weil nie jemand darüber spricht. Hier unten spricht nie jemand über irgendetwas.«
    Elaines Lachen war wie ein Knurren. Ihre Aussprache knapp, Yankee-Akzent. »Miss Phelan, ich habe in Atlanta gelebt. Sechs Jahre, mit meinem ersten Mann.«

    Ich klammerte mich an diese winzige Verbindung. »Dann … dann wissen Sie ja, wie es ist.«
    »Gut genug, dass es mich vertrieben hat«, sagte sie, und ich hörte sie Rauch ausblasen. »Hören Sie, ich habe Ihr Exposé gelesen. Es ist zweifellos … originell, aber es wird nicht klappen. Welches Dienstmädchen, das seine fünf Sinne beisammenhat, würde Ihnen je die Wahrheit sagen?«
    Ich sah Mutters rosa Pantoffeln an der Türritze vorbeigleiten. Ich versuchte, sie zu ignorieren. Ich konnte nicht glauben, dass Missus Stein meinen Bluff so schnell durchschaut hatte. »Die erste, die ich befragen möchte, ist … ganz erpicht darauf, ihre Geschichte zu erzählen.«
    »Miss Phelan«, sagte Elaine Stein, und ich wusste, was jetzt kam, war keine Frage. »Diese Negerin hat sich wirklich bereiterklärt, offen mit Ihnen zu reden? Über ihre Arbeit bei einer weißen Familie? Das scheint doch verdammt riskant an einem Ort wie Jackson, Mississippi.«
    Ich war verdattert. Erstmals beschlich mich die Angst, dass Aibileen vielleicht doch nicht so leicht zu überzeugen wäre. Dabei hatte ich noch gar keine Vorstellung davon, was sie eine Woche später auf ihrer Eingangstreppe zu mir sagen würde.
    »Ich habe in den Nachrichten gesehen, wie sie die Integration dieses Busbahnhofs dort unten durchsetzen wollten«, fährt

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