Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Coots. Sie geht in meine Kirche, arbeitet bei Miss Caroline in der Manship. »Hey, Süße, das sind aber feine dicke Beinchen«, sagt sie zu Mae Mobley. Mae Mobley leckt an der Cranberrydose.
Franny beugt den Kopf und sagt: »Schon gehört, was sie heut Morgen mit Louvenia Browns Enkelsohn gemacht haben?«
»Robert?«, frag ich. »Der, der die Gärten macht?«
»Ist im Pinchman-Gartenmarkt auf die Weißentoilette gegangen. Sagt, da war kein Schild dran. Zwei Weiße sind ihm nach und haben mit einem Montiereisen auf ihn eingeprügelt. «
O nein. Nicht Robert. »Ist … wird er …?«
Franny schüttelt den Kopf. »Sie wissen’s nicht. Er ist im Krankenhaus. Ich hab gehört, er ist blind.«
»O Gott.« Ich mach die Augen zu. Louvenia. Sie ist die warmherzigste, gütigste Frau auf der Welt. Sie hat Robert großgezogen, nachdem ihre Tochter gestorben war.
»Arme Louvenia. Ich weiß nicht, warum die schlimmen Sachen immer den besten Menschen passieren«, sagt Franny.
An dem Nachmittag arbeit ich wie eine Verrückte: Zwiebeln und Sellerie fein schneiden, meine Füllung machen, die Süßkartoffeln durchquetschen, die Bohnen putzen, Silber polieren. Ich hab gehört, heut Abend um halb sechs gehen die Leute zu Louvenia, für Robert beten, aber wie ich dann den Zehn-Kilo-Truthahn in die Salzlake hiev, kann ich kaum noch die Arme heben.
Ich bin erst um sechs mit Kochen fertig, zwei Stunden später wie normal. Ich weiß, ich hab nicht mehr die Kraft, an Louvenias Tür zu klopfen. Muss es morgen machen, wenn ich nach dem Truthahn mit Aufräumen fertig bin. Ich schlepp mich von der Bushaltestelle heimwärts, kann kaum die Augen aufhalten. Ich bieg in die Gessum. Vor meinem Haus parkt ein dicker, weißer Cadillac. Und da ist Miss Skeeter, in einem roten Kleid mit roten Schuhen sitzt sie auf meiner Eingangstreppe, wie wenn sie mit einem Lautsprecher jedem verkünden würd, dass sie da ist.
Ich schlepp mich durch meinen Vorgarten, frag mich, was jetzt wieder ist. Miss Skeeter steht auf, hält ihre Handtasche fest, wie wenn sie ihr geklaut werden könnt. In meine Gegend kommen keine Weißen, außer, sie kutschen das Dienstmädchen hin und her, und das ist mir grad recht so. Ich bedien den ganzen Tag weiße Leute, da müssen sie nicht auch noch zu Haus hinter mir herspionieren.
»Es stört Sie doch hoffentlich nicht, dass ich vorbeikomme«, sagt sie. »Ich … ich wusste nicht, wo wir sonst reden könnten.«
Ich setz mich auf die Stufen, und jeder Wirbel von meinem Rückgrat tut weh. Die Kleine ist so nervös von ihrer Granmama, dass sie mich von oben bis unten bepinkelt hat, und so riech ich auch. Die Straße ist voll mit Leuten, die zu Louvenia wollen, um für Robert zu beten, und Kinder spielen draußen Ball. Alle gucken her, denken, ich werd grad gefeuert oder was.
»Ja, Ma’am«, seufz ich. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich habe eine Idee. Etwas, worüber ich schreiben möchte. Aber ich brauche Ihre Hilfe.«
Ich blas alle Luft aus mir raus. Ich mag Miss Skeeter, aber ehrlich. Ein Anruf wär doch nett gewesen. Bei einer weißen Lady würd sie nie aufkreuzen, ohne vorher anzurufen. Aber hier pflanzt sie sich einfach auf meine Stufen, wie wenn sie jedes Recht der Welt hätt, in meinen Feierabend reinzuplatzen.
»Ich möchte Sie interviewen. Wie es ist, als Dienstmädchen zu arbeiten.«
Ein Ball kullert in meinen Vorgarten. Der Jones-Bub rennt über die Straße, um ihn zu holen. Wie er Miss Skeeter sieht, bleibt er wie angewurzelt stehen. Dann rennt er weiter, schnappt sich den Ball, macht kehrt und flitzt davon, wie wenn er Angst hätt, sie käm hinter ihm her.
»Für die Miss-Myrna-Sachen?«, frag ich nicht grad begeistert. »Übers Putzen?«
»Nein, nicht für Miss Myrna. Ich spreche von einem Buch«, sagt sie und hat jetzt ganz weite Augen. Sie ist aufgeregt. »Geschichten darüber, wie es ist, bei einer weißen Familie zu arbeiten. Zum Beispiel bei … Elizabeth.«
Ich dreh den Kopf und schau sie an. Das hat sie mich also die letzten zwei Wochen in Miss Leefolts Küche fragen wollen. »Und Sie meinen, Miss Leefolt wär damit einverstanden? Dass ich Geschichten über sie erzähl?«
Miss Skeeters Augen gucken jetzt nach unten. »Na ja, nein. Ich dachte, wir sagen ihr nichts davon. Ich muss natürlich sicherstellen,
dass die anderen Dienstmädchen es auch geheim halten.«
Ich runzel die Stirn, weil ich grad anfang zu kapieren, was sie da sagt. »Die andren Dienstmädchen?«
»Ich hatte gehofft, vier
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