Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
aus den Fugen von ihrer letzten Schwangerschaft, aber unerklärlich selbstbewusst in ihrem schwarzen Badeanzug. Ihr Bauch war dick und schlaff, ihre Arme und Beine waren jedoch schlank und hübsch wie immer.
»Ich habe dir doch noch gar nicht gesagt, wann er kommt«, meinte sie. »Und er ist ja aus einer so guten Familie.« Womit sie natürlich ihre eigene meinte. Er war ein Vetter zweiten Grades von William. »Lern ihn doch einfach mal kennen und schau, wie er dir gefällt.«
Ich schaute wieder auf das Foto. Er hatte klare, offen blickende Augen und hellbraunes lockiges Haar, war der Größte in der Gruppe von Männern an einem See. Aber sein Körper war halb von den anderen verdeckt. Bestimmt fehlte ihm ein Arm oder ein Bein.
»Da ist kein Haken«, sagte Hilly. »Frag Elizabeth, sie hat ihn letztes Jahr beim Wohltätigkeitsfest getroffen, als du auf dem College warst. Und außerdem ist er ewig mit Patricia van Devender gegangen.«
»Mit Patricia van Devender?« Der schönsten Studentin der Ole Miss zwei Jahre in Folge?
»Und er hat eine eigene Ölfirma, drüben in Vicksburg. Wenn es nichts wird, brauchst du also nicht zu befürchten, ihm jeden Tag in der Stadt über den Weg zu laufen.«
»Okay«, sagte ich schließlich, vor allem, damit Hilly Ruhe gab.
Als ich vom Kleidkauf nach Hause komme, ist es schon nach drei. Um sechs soll ich bei Hilly sein, um Stuart zu treffen. Ich schaue in den Spiegel. Die Locken krisseln an den Spitzen
schon etwas. Aber ansonsten liegt mein Haar, wie es soll. Mutter war hocherfreut, als ich sagte, ich wolle den Shinalator noch einmal ausprobieren, und forschte nicht mal nach warum. Sie weiß nichts von meinem Date heute Abend, und wenn sie es irgendwie herausfände, bestünden die nächsten drei Monate nur aus Fragen wie »Hat er angerufen?« und »Was hast du falsch gemacht?«, falls nichts daraus wird.
Mutter und Daddy sind unten im Fernsehzimmer und feuern das Rebels-Basketballteam an. Mein Bruder Carlton sitzt mit seiner funkelnagelneuen Freundin auf dem Sofa. Die beiden sind heute Nachmittag von der LSU gekommen. Sie hat einen ordentlichen dunklen Pferdeschwanz und trägt eine rote Bluse.
Als ich Carlton allein in der Küche erwische, lacht er und zieht mich scherzhaft an den Haaren, als wären wir wieder Kinder. »Also, Schwesterchen, wie geht’s?«
Ich erzähle ihm von dem Job bei der Zeitung und dass ich den Newsletter der League herausgebe. Und außerdem sage ich ihm, dass er gefälligst nach dem Studium wieder hierherziehen soll. »Du verdienst auch ein bisschen von Mutters Aufmerksamkeit. Ich bekomme hier mehr als meinen gerechten Anteil«, sage ich durch die Zähne.
Er lacht, als könnte er mit mir fühlen, aber wie sollte er? Er ist drei Jahre älter als ich und ein unglaublich gutaussehender Kerl, groß, mit welligem, blondem Haar, und er ist im letzten Jahr seines Jurastudiums an der LSU, geschützt durch hundertsiebzig Meilen schlecht asphaltierter Landstraße.
Als er zu seiner Freundin zurückgeht, suche ich Mutters Autoschlüssel, finde sie aber nirgends. Es ist schon Viertel vor fünf. Ich stelle mich in die Tür des Fernsehzimmers, versuche Mutters Augenmerk auf mich zu lenken. Sie überzieht Pferdeschwanz-Girl gerade mit einer Salve Fragen, nach ihrer Familie und wo diese herkommt, und Mutter lässt nicht locker, ehe sie nicht mindestens eine Person findet, über die sie verwandt
sind. Danach geht es darum, in welcher Studentinnenverbindung Pferdeschwanz-Girl an der Vanderbilt war, und schließlich kommt die Frage nach ihrem Silbermuster. Das ist besser als ein Horoskop, sagt Mutter immer.
Pferdeschwanz-Girl sagt, ihr Familienmuster sei Chantilly, aber sie werde sich ein neues Muster aussuchen, wenn sie heirate. »Weil ich ja schließlich ein eigenständiger Mensch bin, mit einem eigenen Geschmack und so.« Carlton tätschelt ihr den Kopf, und sie drängt sich gegen seine Hand wie eine Katze. Beide schauen her und lächeln mich an.
»Skeeter«, sagt Pferdeschwanz-Girl quer durchs Zimmer, »du hast ja so ein Glück, dass du aus einer Familie mit Francis-the-First-Muster kommst. Willst du’s behalten, wenn du heiratest?«
»Francis-the-First ist wirklich traumhaft«, sage ich und strahle sie an. »Also, ich hole immer die Gabeln heraus, nur um sie anzuschauen.«
Mutter mustert mich misstrauisch. Ich bedeute ihr, in die Küche zu kommen, aber es dauert zehn Minuten, bis sie es tut.
»Wo in aller Welt sind deine Wagenschlüssel, Mama? Ich komme
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