Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
ich schreibe es mir gleich auf.« So beiläufig wie möglich ziehe ich einen Umschlag aus meiner Büchertasche. »Und hier, das wollte ich Ihnen geben.«
Aibileens Haltung wird wieder so angespannt wie eben, als ich in die Küche gekommen bin. »Was ist das?«, fragt sie, ohne nach dem Umschlag zu greifen.
»Für Ihre Hilfe«, sage ich leise. »Ich habe für jeden Artikel fünf Dollar beiseitegelegt. Das sind jetzt zusammen fünfunddreißig Dollar.«
Aibileens Blick richtet sich schnell wieder auf den Tee. »Nein, danke, Ma’am.«
»Bitte nehmen Sie es, Sie haben es verdient.«
Ich höre im Esszimmer Stühle über Holz schrappen, Elizabeths Stimme.
»Bitte, Miss Skeeter. Miss Leefolt kriegt einen Anfall, wenn sie dahinterkommt, dass Sie mir Geld geben«, flüstert Aibileen.
»Sie braucht es ja nicht zu erfahren.«
Aibileen sieht mich an. Das Weiße ihrer Augen ist gelblich, müde. Mir ist klar, was sie denkt.
»Ich hab’s doch schon gesagt. Tut mir leid, aber ich kann Ihnen bei dem Buch nicht helfen, Miss Skeeter.«
Ich lege den Umschlag auf die Arbeitsplatte, weiß, dass ich einen schrecklichen Fehler gemacht habe.
»Bitte. Suchen Sie sich ein anderes farbiges Dienstmädchen. Jemand Junges. Jemand … anders.«
»Aber ich kenne sonst keine gut genug.« Ich bin versucht, das Wort befreundet zu benutzen, aber so naiv bin ich doch nicht. Ich weiß, wir sind nicht befreundet.
Hilly steckt den Kopf durch die Tür. »Komm schon, Skeeter. Ich gebe jetzt.« Und sie verschwindet wieder.
»Ich fleh Sie an«, sagt Aibileen, »nehmen Sie das Geld weg, eh Miss Leefolt es noch sieht.«
Ich nicke verlegen. Ich stecke den Umschlag in meine Tasche und weiß, ich habe es nur noch schlimmer gemacht. Sie denkt, es ist Bestechung, damit sie sich von mir interviewen lässt. Bestechung, getarnt als Wohlwollen und Dankbarkeit. Ich hatte ihr das Geld sowieso geben wollen, sobald eine gewisse Summe zusammengekommen wäre, aber es stimmt: Es heute zu tun, war eine gezielte Strategie gewesen. Und jetzt habe ich Aibileen endgültig verprellt.
»Probier ihn doch einfach mal aus, Liebes. Er kostet elf Dollar. Da muss er doch gut sein.«
Mutter hat mich in der Küche in die Enge getrieben. Ich schaue zur Tür zum Flur, zur Tür zur seitlichen Veranda. Mutter kommt mit dem Ding näher, und ich bin abgelenkt, weil ihre Handgelenke so dünn wirken, ihre Arme, die das schwere Gerät tragen, so schwach. Sie drückt mich auf einen Stuhl, von wegen schwach, und quetscht eine furzende Tube mit klebrigem Zeug auf meinen Kopf aus. Zwei Tage verfolgt mich Mutter schon mit dem Magic Soft & Silky Shinalator.
Sie reibt mir das Zeug mit beiden Händen ins Haar. Ich spüre förmlich die Hoffnung in ihren Fingern. Es gibt keine Creme, um meine Nase zu begradigen oder mich einen Kopf kleiner zu machen. Keine Creme, um meinen fast durchscheinenden Augenbrauen elegante Dichte zu verleihen oder meine knochige Gestalt zu polstern. Und meine Zähne sind bereits ebenmäßig. Also bleibt nur das: mein Haar.
Mutter zieht mir eine Plastikhaube über den triefenden Kopf. Sie steckt einen an der Haube befestigten Schlauch in einen kastenförmigen Apparat.
»Wie lange dauert das, Mutter?«
Sie nimmt sich mit klebrigen Fingern die Gebrauchsanweisung vor. »Da steht, die Zauberglättungshaube aufsetzen,
dann Gerät einschalten und warten, bis die Wunderwirkung …«
»Zehn Minuten? Eine Viertelstunde?«
Ich höre ein Klicken, ein anschwellendes Rattern, dann spüre ich eine immer intensivere Wärme auf meinem Kopf. Aber plötzlich macht es plopp! Der Schlauch ist vom Gerät abgegangen und peitscht herum wie ein wild gewordener Feuerwehrschlauch. Mutter schreit auf, will ihn einfangen, greift daneben. Schließlich erwischt sie ihn und befestigt ihn wieder.
Sie atmet tief durch und nimmt wieder die Gebrauchsanweisung zur Hand. »Die Zauberhaube muss zwei Stunden ununterbrochen auf dem Haar bleiben, andernfalls …«
»Zwei Stunden?«
»Ich sage Pascagoula, sie soll dir ein Glas Tee bringen, Liebes. « Mutter tätschelt mir die Schulter und entschwindet durch die Küchentür.
Zwei Stunden rauche ich und lese Life. Ich lese Wer die Nachtigall stört zu Ende. Schließlich greife ich mir das Jackson Journal, blättere darin herum. Heute ist Freitag, also sind keine Miss-Myrna-Tipps drin. Auf Seite vier lese ich: Junger Mann verliert Augenlicht bei Streit wegen rassengetrennter Toiletten, Verdächtige in polizeilicher Vernehmung. Es kommt mir irgendwie
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