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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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oder fünf zu finden. Um wirklich zu zeigen, wie es ist, in Jackson Dienstmädchen zu sein.«
    Ich guck mich um. Wir sind hier mitten im Freien. Weiß sie denn nicht, wie gefährlich das sein kann, über so was zu reden, wenn einen alle Welt sehen kann? »Was für Geschichten wollen Sie denn hören?«
    »Was sie bezahlt bekommen, wie sie behandelt werden, die Toilettensache, die Babys, alles, was sie bei den Familien erleben, an Gutem wie an Schlechtem.«
    Sie sieht ganz aufgekratzt aus, wie wenn das eine Art Spiel wär. Einen Moment lang denk ich, ich bin vielleicht mehr wütend als müd.
    »Miss Skeeter«, flüster ich, » klingt das für Sie nicht ziemlich gefährlich?«
    »Nicht, wenn wir vorsichtig …«
    »Sch-scht, bitte. Wissen Sie, was mir blühen würd, wenn es zu Miss Leefolt käm, dass ich hinter ihrem Rücken über sie red?«
    »Wir sagen es ihr nicht und auch sonst niemandem.« Sie spricht jetzt bisschen leiser, aber nicht leis genug. »Das sind vertrauliche Interviews.«
    Ich starr sie einfach nur an. Ist sie verrückt? »Haben Sie das mit dem farbigen Jungen heut Morgen gehört? Auf den sie mit dem Montiereisen los sind, weil er aus Versehen die Weißentoilette benutzt hat?«
    Sie guckt mich an, plinkert paarmal. »Ich weiß, die Situation ist momentan etwas instabil, aber das hier ist …«
    »Und meine Cousine Shinelle in Cauter County? Der haben sie das Auto angezündet, nur weil sie sich auf der Wahlstelle hat registrieren lassen.«

    »So ein Buch hat noch niemand geschrieben«, sagt sie, jetzt endlich wirklich leis, weil ihr wohl doch noch dämmert, was Sache ist. »Es wäre bahnbrechend. Ein ganz neuer Blickwinkel.«
    Paar Dienstmädchen gehen in ihren weißen Uniformen an meinem Haus vorbei. Sie gucken her, sehen mich mit einer Weißen auf meinen Eingangsstufen sitzen. Ich knirsch mit den Zähnen, weil ich jetzt schon weiß, dass mein Telefon heut Abend klingeln wird.
    »Miss Skeeter« – ich sag’s langsam, damit es ankommt –, »wenn ich da mitmach, kann ich mein Haus gleich selbst anzünden.«
    Jetzt fängt Miss Skeeter an, auf ihrem Fingernagel rumzubeißen. »Aber ich habe doch schon …« Sie kneift die Augen zu. Ich will sie fragen, was, hab aber Angst, es zu hören. Sie langt in ihre Handtasche, zieht einen Zettel raus und schreibt ihre Telefonnummer drauf.
    »Bitte, werden Sie wenigstens darüber nachdenken?«
    Ich seufz, starr in den Vorgarten. So sanft, wie ich kann, sag ich: »Nein, Ma’am.«
    Sie legt den Zettel zwischen uns auf die Stufe, steigt dann wieder in ihren Cadillac. Ich bin zu müd zum Aufstehen. Ich sitz einfach nur da und guck zu, wie sie ganz langsam die Straße langrollt. Die Buben mit dem Ball machen Platz, stehen reglos am Straßenrand, wie wenn’s ein Leichenwagen wär.

Miss Skeeter

KAPITEL 8

    Ich fahre Mamas Cadillac die Gessum Avenue hinunter. Ein kleiner farbiger Junge in Latzhosen beobachtet mich mit großen Augen, einen roten Ball an sich gedrückt. Ich schaue in den Rückspiegel. Aibileen in ihrer weißen Dienstmädchenuniform sitzt immer noch auf ihrer Eingangstreppe. Sie hat mich nicht mal angesehen, als sie Nein, Ma’am sagte. Sie hat nur auf diesen Flecken von gelbem Gras in ihrem Vorgarten gestarrt.
    Ich habe wohl gedacht, es würde so sein wie die Besuche bei Constantine, wo freundliche Farbige lächelnd winkten, sich freuten, das kleine, weiße Mädchen zu sehen, dessen Daddy die große Farm gehörte. Aber hier mustern mich schmale Augen. Als mein Wagen näher kommt, dreht sich der kleine Junge um und flitzt hinter ein Haus gleich in Aibileens Nachbarschaft. Ein halbes Dutzend Farbige stehen und sitzen vor dem Haus, mit Papptabletts und Papiertüten. Ich massiere mir die Schläfen. Denke angestrengt nach, wie ich Aibileen doch noch überzeugen könnte.
     
    Vor einer Woche klopfte Pascagoula an meine Zimmertür.
    »Ferngespräch für Sie, Miss Skeeter. Eine Miss … Stern, glaub ich.«
    »Stern?«, überlegte ich laut. Dann war ich plötzlich hellwach. »Meinen Sie … Stein?«

    »Ich … ich glaub, das könnt’s sein. Die Wörter klingen bei ihr alle so hart.«
    Ich stürmte an Pascagoula vorbei und die Treppe hinunter. Aus irgendeinem idiotischen Grund strich ich dabei mein krisseliges Haar flach, als wäre es ein persönliches Treffen und kein Telefonat. In der Küche schnappte ich mir den baumelnden Hörer des Wandapparats.
    Drei Wochen zuvor hatte ich den Brief auf weißem Strath-more-Papier getippt. Drei Seiten: die Grundidee, eine

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