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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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helle Sonne hinaus. Ich habe in meinem ganzen Leben nie etwas gestohlen – bis eben. Es ist mir eine gewisse Genugtuung, dass es während Susies Aufsichtsdienst passiert ist.
     
    Die Menschen suchen an ganz unterschiedlichen Orten Trost und Zuflucht, und das gilt natürlich auch für meine Freundinnen und mich. Elizabeth sitzt an ihrer Nähmaschine, versucht sich ein Leben zu schneidern, das aussieht wie ladenneu. Mein Refugium ist die Schreibmaschine, an der ich Dinge auf den Punkt bringe, die laut zu sagen ich nie den Mumm hätte. Und Hillys Kraftort ist ein Rednerpult, wo sie fünfundsechzig Frauen erklärt, dass drei gestiftete Konservendosen pro Mitglied nicht reichen, um all die AHKAs satt zu bekommen. Die armen hungernden Kinder Afrikas sind gemeint. Mary Joline Walker hingegen findet drei vollauf genug.
    »Ist es denn nicht auch teuer, diese ganzen Dosen um die halbe Welt bis nach Äthiopien zu verfrachten?«, fragt Mary Joline. »Wäre es nicht sinnvoller, einfach einen Scheck zu schicken?«
    Die Versammlung ist noch nicht offiziell eröffnet, aber Hilly steht schon hinter ihrem Pult. In ihrem Blick liegt etwas Getriebenes. Es ist keins unserer normalen Abendtreffen, sondern eine nachmittägliche Sonderversammlung, die Hilly einberufen hat. Im Juni verreisen viele Mitglieder in die Sommerferien. Und im Juli fährt Hilly selbst wie jedes Jahr drei Wochen an die Küste. Es muss schwer für sie sein, darauf zu vertrauen, dass das Leben in dieser Stadt ohne sie geordnet weitergeht.
    Hilly verdreht die Augen. »Man kann diesen Eingeborenen kein Geld geben, Mary Joline. In der Ogaden-Wüste gibt es keinen Jitney 14. Und woher wüssten wir, dass sie davon überhaupt
Essen für ihre Kinder kaufen? Sie würden wahrscheinlich ins nächste Voodoo-Zelt gehen und sich von unserem Geld irgendeine satanische Tätowierung machen lassen.«
    »Wenn du meinst.« Mary Joline zuckelt davon, mit ausdruckslosem Gesicht und leerem Blick, als hätte sie gerade eine Gehirnwäsche hinter sich. »Du weißt es ja wohl am besten. « Die Gabe, andere in diesen Zombie-Zustand zu versetzen, macht Hilly wohl zu einer so erfolgreichen League-Präsidentin.
    Ich arbeite mich durch den dicht gefüllten Versammlungsraum, spüre die Aufmerksamkeit auf mir wie einen warmen Scheinwerferstrahl. Der Raum ist voller Kuchen essender, Limonade trinkender, Zigaretten rauchender Frauen meines Alters. Manche tuscheln, schauen verstohlen her.
    »Skeeter«, sagt Liza Presley, ehe ich an den Kaffeespendern vorbeigelangen kann, »habe ich richtig gehört – du warst vor ein paar Wochen im Robert E. Lee?«
    »Stimmt das? Triffst du dich wirklich mit Stuart Whitworth? «, fragt Frances Greenbow.
    Die meisten Fragen sind nicht spitz, anders als Susies Gezischel in der Bibliothek. Trotzdem zucke ich nur die Achseln, versuche nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass ein Date eines normalen jungen Mädchens mit einem Mann eine Information ist, ein Date zwischen Skeeter Phelan und einem Mann hingegen eine Sensation.
    Aber es stimmt. Ich treffe mich mit Stuart Whitworth, drei Wochen schon. Zweimal waren wir im Robert E. Lee, wenn man das Desasterdate mitrechnet, und dreimal haben wir auf unserer Vorderveranda gesessen und etwas getrunken, bevor er nach Vicksburg zurückfuhr. Mein Vater ist sogar bis nach zwanzig Uhr aufgeblieben, um mit ihm zu reden. »Nacht, mein Sohn. Sagen Sie dem Senator, wir rechnen es ihm wirklich hoch an, dass er dieses Farmsteuergesetz abgebogen hat.« Mutter zitterte regelrecht, hin- und hergerissen zwischen der
Angst, ich könnte es vermurksen, und der Freude darüber, dass ich tatsächlich Männer mag.
    Der weiße Scheinwerferkegel der Verwunderung folgt mir, als ich mich Hilly nähere. Mädels lächeln und nicken mir zu.
    »Wann seht ihr euch wieder?« Das ist Elizabeth, die eine Papierserviette zusammenzwirbelt, die Augen so weit aufgerissen, als wäre sie gerade Zeuge eines Autounfalls. »Hat er was gesagt?«
    »Morgen Abend. Sobald er herkommen kann.«
    »Gut.« Hilly lächelt wie ein dickes Kind am Eisdielenfenster. Ihre rote Kostümjacke spannt. »Dann machen wir ein Doppeldate draus.«
    Ich antworte nicht. Ich will nicht, dass Hilly und William mitkommen. Ich möchte mit Stuart allein zusammensitzen, möchte, dass er mich und nur mich ansieht. Zweimal hat er mir, als wir allein waren, das Haar aus dem Gesicht gestrichen. Das wird er womöglich nicht tun, wenn sie dabei sind.
    »William ruft Stuart heute Abend an. Wir können ja ins Kino

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