Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
gehen.«
»Okay«, seufze ich.
»Ich möchte unbedingt Eine total, total verrückte Welt sehen. Das wird doch lustig«, sagt Hilly. »Du und ich und William und Stuart.«
Die Anordnung der Namen kommt mir verdächtig vor. Als ob es darum ginge, dass William und Stuart sich treffen und nicht Stuart und ich. Ich weiß, das ist paranoid. Aber im Moment macht mich alles misstrauisch. Vorgestern Abend, gleich hinter der Farbigenbrücke, hat mich ein Polizist angehalten. Er leuchtete mit der Stablampe in den Pick-up, auf die Büchertasche. Verlangte meinen Führerschein und fragte, wo ich hinwolle. »Ich muss zu meinem Dienstmädchen . . . Constantine. Ihr einen Scheck bringen. Ich habe vergessen, ihr ihr Geld zu geben.« Ein zweiter Polizist fuhr heran, kam an mein Seitenfenster. »Warum haben Sie mich angehalten?«, fragte ich, und
meine Stimme kam etwa zehn Töne zu hoch heraus. »Ist was passiert?« Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen. Wenn sie jetzt in meine Büchertasche schauten?
»Paar ungewaschene Yankees, die Unruhe stiften. Aber die kriegen wir, Ma’am«, sagte er und tätschelte seinen Schlagstock. »Erledigen Sie, was Sie zu erledigen haben, und sehen Sie zu, dass Sie wieder auf die andere Seite rüberkommen.«
In Aibileens Straße parkte ich noch ein Stück weiter von ihrem Haus entfernt als beim letzten Mal. Ich ging zu ihrer Hintertür herum, statt vorn zu klopfen. Noch eine ganze Stunde lang zitterte ich so heftig, dass ich die Fragen an Minny, die ich mir notiert hatte, kaum ablesen konnte.
Hilly gibt mit ihrem Hammer das Noch-fünf-Minuten-Signal. Ich zwänge mich zu meinem Platz durch, hieve die Büchertasche auf meinen Schoß. Ich kontrolliere rasch den Inhalt, weil ich mir plötzlich der gestohlenen Jim-Crow-Broschüre nur allzu bewusst bin. Außerdem enthält meine Büchertasche unsere gesamte bisherige Arbeit – die Interviews mit Aibileen und Minny, das Buch-Exposee, eine Liste eventuell in Frage kommender Dienstmädchen, eine scharfe, nie abgeschickte Erwiderung auf Hillys Toiletteninitiative – alles, was ich nicht zu Hause lassen kann, weil ich befürchten muss, dass Mutter in meinen Sachen herumschnüffelt. Es steckt in einer Reißverschluss-Seitentasche mit Klappe. Sie beult sich.
»Skeeter, diese Popelinehosen sind sagenhaft, warum kenne ich die noch gar nicht?«, sagt Carroll Ringer ein paar Stühle weiter, und ich schaue sie lächelnd an und denke: Weil ich es nie wagen würde, in alten Sachen zu einem League-Treffen zu gehen, so wenig wie du. Kommentare über meine Kleidung irritieren mich, weil Mutter mich damit schon so viele Jahre verfolgt.
Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter, drehe mich wieder um, und da steht Hilly, den Zeigefinger in meiner Büchertasche, genau auf der Broschüre. »Hast du den Entwurf für
den nächsten Newsletter da? Ist er das?« Ich habe sie gar nicht kommen sehen.
»Nein, warte!«, rufe ich und stecke das Heftchen zwischen meine Papiere. »Ich . . . ich muss noch was korrigieren. Ich bringe ihn dir nachher.«
Ich atme tief durch.
Zurück am Rednerpult schaut Hilly auf die Uhr und spielt mit ihrem Hammer herum, als könnte sie es nicht erwarten, endlich damit loszuschlagen. Ich schiebe die Büchertasche unter meinen Stuhl. Schließlich beginnt die Versammlung.
Ich schreibe mit, was es Neues zu den AHKA gibt, wer auf der Ermahnungsliste steht, wer seine Dosen noch nicht beigebracht hat. Der Terminausblick ist dicht gefüllt mit Komiteesitzungen und Baby-Partys, und ich rutsche unruhig auf meinem Holzstuhl herum, hoffe, dass die Versammlung bald zu Ende ist. Ich muss Mutter spätestens um drei den Wagen zurückbringen.
Eineinhalb Stunden später, um Viertel vor drei, renne ich schließlich aus dem heißen Raum hinaus zum Cadillac. Ich werde wegen vorzeitigen Gehens auf die Ermahnungsliste kommen, aber, Gott, was ist schlimmer, Mutters Zorn oder Hillys?
Fünf vor drei betrete ich das Haus. Ich summe »Love Me Do« vor mich hin und denke, dass ich mir vielleicht so einen kurzen Rock kaufen sollte, wie ihn Jenny Foushee heute anhatte. Sie sagt, sie hat ihn von Bergdorf Goodman’s in New York. Mutter würde tot umfallen, wenn ich am Samstag, wenn Stuart mich abholt, in einem Rock erschiene, der überm Knie endet.
»Bin wieder da, Mama«, rufe ich den Flur entlang.
Ich nehme mir eine Co-Cola aus dem Kühlschrank, seufze, lächle, fühle mich blendend, stark. Ich gehe zur Vordertür, meine Büchertasche holen, um Minnys Geschichten
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