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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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zu einem Ganzen zusammenzustricken. Es ist deutlich zu merken, dass sie darauf brennt, über Celia Foote zu sprechen, aber sie hört jedes Mal sofort wieder auf und wechselt das Thema. Das Telefon klingelt, und ich schnappe mir den Hörer, aber es ist für Pascagoula. Ich frage, wer dran ist, um es aufzuschreiben, damit sie zurückrufen kann. Es ist Yule May, Hillys Mädchen.
    »Hey, Yule May«, sage ich und denke, wie klein diese Stadt doch ist. »Ich richte es ihr aus, sobald sie zurückkommt.« Ich lehne mich an die Arbeitsplatte, wünschte, Constantine wäre hier so wie früher. Wie gern würde ich ihr haarklein von meinem Tag erzählen.
    Ich seufze und trinke meine Cola aus, gehe dann zur Vordertür. Meine Büchertasche ist nicht da. Ich gehe hinaus und sehe im Wagen nach, aber da ist sie auch nicht. Hä?, denke ich und gehe die Treppe hinauf, fühle mich jetzt weit weniger blühend, eher gelblich blass. War ich schon oben? Ich suche mein Zimmer ab, aber die Tasche ist nirgends. Schließlich stehe ich reglos in meinem stillen Zimmer, und Panik kriecht langsam mein Rückgrat hinauf. In der Tasche ist alles.
    Mutter, denke ich und haste nach unten, schaue ins Fernsehzimmer. Doch plötzlich wird mir klar, dass nicht Mutter die Tasche hat – der Schock lähmt meinen ganzen Körper. Ich habe sie im Versammlungshaus der League stehen lassen. Ich hatte es so eilig, Mutter den Wagen zurückzubringen. Und noch während das Telefon klingelt, weiß ich, dass es Hilly ist.
    Ich reiße den Hörer vom Wandapparat. Mutter ruft von der Vordertür herüber, dass sie jetzt geht.
    »Hallo?«
    »Wie konntest du dieses schwere Ding vergessen?«, fragt Hilly. Hilly hatte noch nie Skrupel, in anderer Leute Sachen herumzukramen. Im Gegenteil, es macht ihr Spaß.
    »Mutter, warte noch einen Moment!«, brülle ich aus der Küche.

    »Guter Gott, Skeeter, was ist denn da drin?«, fragt Hilly. Ich muss Mutter noch erwischen, aber Hillys Stimme klingt weiter entfernt, als ob sie sich bückt, um die Tasche zu öffnen.
    »Nichts! Nur … die ganzen Miss-Myrna-Briefe, du weißt ja.«
    »Na ja, ich habe sie mit zu mir geschleppt, also komm bei Gelegenheit vorbei und hol sie.«
    Mutter lässt draußen den Wagen an. »Lass sie . . . einfach da. Ich hol sie, so schnell ich kann.«
    Ich renne nach draußen, aber Mutter ist schon ein ganzes Stück die Zufahrt hinunter. Ich schaue über den Hof, aber der alte Pick-up ist auch weg, Baumwollsaat auf die Felder bringen. Die Angst in meinem Magen ist hart und heiß wie ein Ziegelstein in der Sonne.
    Unten an der Straße sehe ich den Cadillac abbremsen, dann abrupt halten. Er fährt wieder an. Bleibt wieder stehen. Stößt zurück, in Schlangenlinien wieder die Zufahrt herauf. Durch ein Wunder Gottes, den ich nie sonderlich gemocht und an den ich noch weniger geglaubt habe, kommt meine Mutter tatsächlich zurück.
    »Jetzt habe ich doch Sue Annes Auflaufform vergessen …«
    Ich werfe mich regelrecht auf den Beifahrersitz, warte, dass sie wieder einsteigt. Sie umfasst das Lenkrad.
    »Fährst du mich bei Hilly vorbei? Ich muss etwas abholen.« Ich presse mir die Hand auf die Stirn. »O Gott, beeil dich, Mutter. Bevor ich zu spät komme.«
    Der Wagen rührt sich nicht vom Fleck. »Skeeter, ich habe heute tausend Dinge zu tun …«
    Die Panik steigt jetzt meine Kehle empor. »Mama, bitte, fahr …«
    Aber der Deville steht reglos auf dem Schotter, tickend wie eine Zeitbombe.
    »Jetzt hör mal zu«, sagt Mutter. »Ich habe persönliche Dinge zu erledigen und kann dich dabei wirklich nicht gebrauchen.«

    »Es kostet dich fünf Minuten. Jetzt fahr schon, Mama!«
    Mutter sitzt da, die weißbehandschuhten Hände am Lenkrad, die Lippen aufeinandergepresst.
    »Zufällig habe ich heute etwas Wichtiges und Vertrauliches zu tun.«
    Es kann doch im Leben meiner Mutter nichts geben, was wichtiger wäre als der Schlund des Verderbens, in den ich starre. »Was denn? Gibt’s eine Mexikanerin, die den Daughters of the American Revolution beitreten will? Ist jemand beim Lesen des New American Dictionary erwischt worden?«
    Mutter seufzt, sagt »Also gut« und schiebt den Automatikhebel vorsichtig in Fahrstellung. »Fahren wir.« Wir rollen mit etwa einer Zehntelmeile pro Stunde die Zufahrt entlang, damit der Split nicht auf den Lack spritzt. Am Ende der Zufahrt setzt sie den Blinker, als nähme sie eine Gehirnoperation vor, und der Cadillac schleicht auf die Landstraße. Ich habe die Fäuste geballt. Trete auf mein

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