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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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rückwärts. Die Blaulichter werden kleiner, das Gebell wird leiser. Auf der Farish wendet der Fahrer den Bus. An der nächsten Ecke hält er an. »Farbige hier aussteigen, letzter Halt für euch!«, brüllt er in den Rückspiegel. »Weiße bitte sagen, wo Sie hinmüssen. Ich bring Sie so nah ran, wie ich kann.«
    Der Farbige dreht sich zu mir um. Wir haben wohl beide kein gutes Gefühl. Er steht auf, also steh ich auch auf. Geh hinter ihm her zur vorderen Tür. Es ist richtig gespenstisch still, kein Mucks, nur unsere Schritte.
    Einer von den Weißen beugt sich zum Fahrer vor und fragt: »Was ist los?«
    Ich folg dem Farbigen die Busstufen runter. Hinter mir hör ich den Busfahrer sagen: »Keine Ahnung, auf irgendeinen Nigger ist geschossen worden. Wo müssen Sie hin?«
    Die Tür geht zischend zu. O Gott, denk ich, bitte lass es keinen sein, den ich kenn.
    In der Farish Street ist es ganz still, kein Mensch bis auf uns zwei. Der Mann guckt mich an. »Schaffen Sie’s heim? Haben Sie’s noch weit?«
    »Geht schon. Hab’s nicht weit.« Es sind sieben Blocks bis zu mir.
    »Soll ich Sie heimbringen?«
    Irgendwie hätt ich’s schon gern, aber ich schüttel den Kopf. »Nein, danke. Nicht nötig.«
    Ein Fernsehwagen saust vorbei, über die Kreuzung, wo der Bus abgebogen ist. Auf der Seite steht groß WLBT-TV.
    »Gott, hoffentlich ist’s nicht so schlimm, wie’s …« Aber der Mann ist schon weg. Keine Menschenseele mehr da außer mir. Ich hab plötzlich das Gefühl, von dem’s immer heißt, dass man’s hat, kurz eh man überfallen wird. Meine Strümpfe reiben so schnell aneinander, dass es sich anhört wie ein Reißverschluss. Stück weiter vorn seh ich drei Leute, die genauso schnell laufen wie ich. Alle drei biegen ab, gehen in Häuser, machen die Tür zu.
    Mir ist klar, ich will keine Sekunde länger allein sein. Ich nehm die Abkürzung zwischen Mule Catos Haus und der Rückseite von der Autowerkstatt und dann durch Oney Blacks Garten, stolper im Dunkeln über einen Schlauch. Ich komm mir vor wie ein Einbrecher. Seh in den Häusern Licht und gesenkte Köpfe, wo doch um die Zeit gar kein Licht mehr brennen sollt. Was auch passiert ist, alle reden entweder drüber oder hören’s im Radio.
    Endlich seh ich Minnys helle Küche. Die Tür ist auf, die
Fliegentür zu. Sie quietscht, wie ich sie aufmach. Minny sitzt am Tisch, mit allen fünf Kindern: Leroy, Sugar, Felicia, Kindra und Benny. Leroy senior ist wohl auf der Arbeit. Alle starren auf das große Radio mitten auf dem Tisch. Wie ich reinkomm, fängt es an zu rauschen und zu knattern.
    »Was ist?«, frag ich. Minny runzelt die Stirn und dreht am Senderknopf rum. Ich guck mich in der Küche um: eine Scheibe Schinken, rot und wellig, in der Pfanne. Eine Dose auf der Arbeitsplatte, mit offenem Deckel. Dreckige Teller in der Spüle. Sieht Minnys Küche gar nicht ähnlich.
    »Was ist los?«, frag ich noch mal.
    Die Stimme vom Radiosprecher kommt wieder, brüllt regelrecht : »… fast zehn Jahre Bezirkssekretär der N-AA-C-P. Noch immer keine Nachricht aus dem Krankenhaus, aber es heißt, die Verletzungen seien …«
    »Wer?«, frage ich.
    Minny starrt mich an, als hätt ich sie nicht alle. »Medgar Evers. Wo bist du denn gewesen?«
    »Medgar Evers? Was ist passiert?« Ich hab Myrlie Evers, seine Frau, letzten Herbst getroffen, wie sie mit Mary Bones Familie unsere Kirche besucht hat. Sie hatte so ein schickes rot-schwarzes Halstuch um. Ich weiß noch, wie sie mir in die Augen geguckt und gelächelt hat, wie wenn sie sich wirklich freuen würd, mich kennenzulernen. Medgar Evers ist hier in der Gegend so eine Art Berühmtheit, weil er so ein hohes Tier in der NAACP ist.
    »Setz dich«, sagt Minny. Ich lass mich auf einen Holzstuhl nieder. Alle schauen aus, wie wenn sie ein Gespenst gesehen hätten, und starren auf das Radio. Es ist ungefähr halb so groß wie ein Automotor, aus Holz, mit vier Knöpfen. Selbst Kindra sitzt still auf Sugars Schoß.
    »Der KKK hat auf ihn geschossen. In seinem Vorgarten. Vor einer Stunde.«
    Ein Schauer läuft mir über den Rücken. »Wo wohnt er?«

    »In der Guynes«, sagt Minny. »Die Ärzte haben ihn in unser Krankenhaus gebracht.«
    »Ich . . . hab’s gesehen«, sag ich, weil ich an den Bus denken muss. Die Guynes ist mit dem Auto keine fünf Minuten von hier.
    »… laut Augenzeugenberichten ein einzelner Mann, ein Weißer, der aus dem Gebüsch hervorstürzte. Gerüchte, der Ku-Klux-Klan stecke hinter dem Anschlag …«
    Jetzt ist

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