Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
mindestens. Und schwarz. Schwärzer wie ich. Er knistert mit den Flügeln. Ich hab den Schuh in der Hand.
Da klingelt das Telefon, und wir fahren beide zusammen.
»Hey, Aibileen«, sagt Miss Skeeter, und ich hör, wie eine Tür zugeht. »Entschuldigung, dass ich so spät noch anrufe.«
Ich atme laut aus. »Bin froh, dass Sie’s tun.«
»Ich wollte nur wissen, ob Sie . . . irgendetwas Neues haben. Von irgendwelchen anderen Dienstmädchen meine ich.«
Miss Skeeter klingt komisch. So verkrampft. In letzter Zeit hat sie immer geleuchtet wie ein Glühwürmchen vor lauter
Verliebtheit. Mein Herz fängt an zu bummern. Trotzdem schieß ich nicht gleich los mit meinen Fragen. Weiß nicht genau, warum.
»Ich hab Corrine gefragt, die bei den Cooleys arbeitet. Sie sagt nein. Dann Rhonda und Rhondas Schwester, die bei den Millers ist … aber die haben auch beide nein gesagt.«
»Was ist mit Yule May? Haben Sie . . . in letzter Zeit mal mit ihr gesprochen?«
Jetzt frag ich mich, ob Miss Skeeter darum so komisch ist. Ich hab Miss Skeeter nämlich angeschwindelt. Vor einem Monat hab ich gesagt, ich hätt Yule May gefragt, aber das hab ich nicht. Nicht nur, weil ich Yule May kaum kenn. Vor allem, weil sie das Dienstmädchen von Miss Hilly Holbrook ist und weil mich alles, was mit der zu tun hat, nervös macht.
»In letzter Zeit nicht grad. Vielleicht . . . probier ich’s noch mal«, lüg ich und hass mich dafür.
Dann spiel ich wieder mit meinem Bleistift rum. Hol Luft, um ihr zu sagen, was Miss Hilly erzählt hat.
»Aibileen«, flüstert Miss Skeeter, und ihre Stimme ist jetzt ganz zittrig, »ich muss Ihnen etwas sagen.«
Miss Skeeter ist still, und es fühlt sich an wie die unheimlichen Sekunden, eh ein Tornadoschlauch aus den Wolken fällt.
»Was ist passiert, Miss Skeeter?«
»Ich . . . habe meine Tasche vergessen. Bei der League-Versammlung. Hilly hat sie mitgenommen.«
Ich blinzel, glaub, ich hör nimmer richtig. »Die rote?«
Sie sagt nichts.
»Oh … Herr im Himmel.« Auf einmal ergibt alles einen schrecklichen Sinn.
»Die Geschichten waren in einer geschlossenen Seitentasche, in einem Extraordner. Ich glaube, gesehen hat sie nur die Jim-Crow-Gesetze, so ein . . . Heftchen, das ich aus der Bibliothek mitgenommen hatte, aber … sicher weiß ich es nicht.«
»Oh, Miss Skeeter«, sag ich und mach die Augen zu. Gott, hilf mir. Gott, hilf Minny …
»Ich weiß. Ich weiß«, sagt Miss Skeeter und fängt an, ins Telefon zu schluchzen.
»Okay. O kay.« Ich versuch, meinen Ärger runterzuschlucken. Es war ein Versehen, sag ich mir, jetzt auf ihr rumzuhacken nützt auch nichts.
Trotzdem.
»Es tut mir so leid, Aibileen.«
Paar Sekunden hör ich nichts wie das Pumpen von meinem Herz. Ganz langsam fängt mein Hirn an zu klicken, arbeitet sich durch die paar Sachen, die sie gesagt hat, und durch das, was ich selber weiß.
»Wie lang ist das her?«, frag ich. »Drei Tage. Ich wollte erst herausfinden, was sie weiß, bevor ich es Ihnen sage.«
»Sie haben mit Miss Hilly geredet?«
»Nur ganz kurz, als ich die Tasche geholt habe. Aber ich habe mit Elizabeth gesprochen und mit Lou Anne und vielleicht noch vier Frauen, die Hilly kennen. Keine hat irgendetwas erwähnt. Deshalb . . . deshalb habe ich eben wegen Yule May gefragt«, sagt sie. »Ich dachte, vielleicht hätte sie ja bei der Arbeit etwas gehört.«
Ich hol Luft, sag gar nicht gern, was ich ihr zu sagen hab. »Ich hab’s gehört. Gestern. Miss Hilly hat mit Miss Leefolt drüber geredet.«
Miss Skeeter sagt nichts. Ich fühl mich, wie wenn ich wart, dass ein Backstein durch mein Fenster kracht.
»Sie hat gesagt, dass Mister Holbrook doch jetzt kandidiert und dass Sie mit Farbigen gemeinsame Sache machen und dass . . . sie was gelesen hat.« Jetzt, wo ich’s laut aussprech, zitter ich am ganzen Leib. Und spiel immer noch mit dem Bleistift rum.
»Hat sie etwas von Dienstmädchen gesagt?«, fragt Miss
Skeeter. »Ich meine, hat sie sich nur über mich aufgeregt, oder hat sie auch Sie oder Minny erwähnt?«
»Nein, nur … Sie.«
»Okay.« Miss Skeeter pustet ihre Atemluft ins Telefon. Sie klingt nervös, aber sie weiß ja gar nicht, was Minny und mir passieren kann. Sie weiß nichts von dem feinen, scharfen Werkzeug, das weiße Ladys benutzen. Nichts von dem Klopfen spät in der Nacht. Nichts von den weißen Männern da draußen, die nur danach gieren, dass jemand sagt, wer Farbiges hätt sich mit Weißen angelegt. Die schon bereitstehen mit ihren
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