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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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zu mir und setzte sich. „Danke, dass du meine Ehre verteidigt hast. Du meine Güte, was für ein Armleuchter.“
    Ich war gerührt und betrunken. Katie nahm meine Gabel und aß ein Stück von meinem Käsekuchen.
    „Das Abendessen geht aufs Haus, Millie!“, rief Chris, was für weiteren Applaus sorgte. Ich winkte zum Dank. Als Sam wieder hereinkam, gab es noch mehr Applaus. Er setzte sich ebenfalls zu mir an den Tisch und machte sich über Lorenzos unberührten Käsekuchen her.
    „Den habe ich mir verdient“, erklärte er grinsend.
    „Besser als Donuts?“, fragte ich. „Und danke für die Rettung, Officer.“
    „Du hast Rückgrat“, lobte er mich. „Und gern geschehen.“
    Und dann – Sie haben es erraten – kam Joe Carpenter zu uns.
    „Wow, Millie“, sagte er und zog sich auch einen Stuhl heran. „Was hat er getan?“
    Ich gab mich lässig, obwohl mein Herz flatterte. „Ach, manchen Kerlen muss man einfach zeigen, wo es langgeht. Dir vielleicht auch?“ Meine Zehen krümmten sich in meinen Schuhen.
    Er lachte. „Mir nicht, nein. Trotzdem, das war nicht schlecht. Was meinst du, Sam?“
    Sam nickte nur.
    „Joe, ich habe deinen Wagen neulich vor Mrs Biancos Haus gesehen“, bemerkte ich beiläufig. „Arbeitest du denn für sie?“ Mrs Bianco, eine alte Dame, die schon an zwei Krückstöcken ging, wohnte nicht weit von meinen Eltern entfernt.
    „Eigentlich nicht.“ Joe wirkte verlegen. „Ich habe nur ihre Hintertreppe repariert. Die Stufen sahen ein bisschen wacklig aus.“
    Oh, er war so wunderbar! Reparierte einer alten Dame die Treppe! Ein warmes Gefühl durchflutete mich, es war kaum auszuhalten. Wie sehr ich diesen Mann liebte!
    „Na dann, bis später, Leute.“ Joe stand auf und ging zurück an die Bar.
    „Gute Nacht“, riefen wir ihm nach.
    Sam fuhr mich nach Hause, weil ich nicht mehr in der Verfassung war, ein Auto zu lenken. Meine Eltern, beide Frühaufsteher, würden mich morgen bestimmt fahren, damit ich meinen Wagen abholen konnte.
    Als ich mich losschnallte, beugte Sam sich zu mir herüber und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Das hast du gut gemacht heute Abend“, sagte er.
    „Danke, Sam.“ Ich drückte freundschaftlich seinen Arm.
    „Und danke für deinen Auftritt als grimmiger Cop. Du bist ein echtes Naturtalent.“
    Er grinste. „Tut mir leid, dass er ein solcher Idiot war.“
    „Was soll man da machen?“ Ich stieg aus dem Wagen und wankte ins Haus.

11. KAPITEL
    E ine Woche später ließ meine Freude darüber, dass ich Lorenzo zurück zu seinen Krabben geschickt hatte, spürbar nach. Klar, es war ein toller Moment gewesen, und Joe hatte alles mitbekommen. Überdies hatte ich Katie und Cape Cod verteidigt. Trotzdem war ich immer noch allein. Kein Joe, nicht mal ein Übergangsmann. Und nähergekommen war ich Joe auch noch nicht wirklich.
    Ich wusste schon gar nicht mehr, wie lange es her war, dass ich richtig geküsst worden war. Ziemlich lange. Ich wollte am liebsten nicht daran denken, denn das lag schon über ein Jahr zurück. Es war in Boston gewesen, beim ersten Date mit einem netten Radiologen. Wir verbrachten einen schönen Abend mit einem Essen und anschließendem Spaziergang in der Newbury Street. Vor meiner Wohnungstür gab er mir einen Gutenachtkuss. Und er konnte fantastisch küssen. In der darauffolgenden Woche musste ich mit ansehen, wie er eine Krankenschwester im Ultraschallraum küsste, und damit hatte sich die Sache erledigt.
    Mit dem Memorial Day kam die Urlaubssaison so richtig in Gang, und überall tummelten sich glückliche Familien und Händchen haltende Paare. Sicher, die hatten alle Ferien, warum sollten sie nicht glücklich sein? Aber jedes Mal, wenn ich ein Paar sah, egal ob die beiden fünfundzwanzig oder fünfundsechzig waren, ob sie Kinder hatten oder keine, spürte ich diese Leere in mir. In meinem Herzen war viel Platz, und ich hatte einiges zu bieten – Freundschaft, Liebe, Treue, Humor, kostenlose medizinische Versorgung. Wann würde ich damit jemanden glücklich machen können? Das war die Frage, die mich noch spät an diesem Abend beschäftigte. Wann würde ich einen Mann zum Lachen bringen? Wann würde mir jemand Kaffee bringen, und zwar genau so, wie ich ihn am liebsten trank? Wann würde eine kleine klebrige Hand in meiner liegen und ein Kind vertrauensvoll zu mir aufschauen?
    Joe und ich liefen uns gelegentlich über den Weg – in der Post (für gewöhnlich ging er gegen halb fünf hin), in Fleming’s Donut Shack (halb elf

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