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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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möchte“, erklärte er und kraulte Diggers Ohren. Er sah mich immer noch nicht an, und der Hund seufzte vor Glück, ein Zeichen für seine beginnende Erregung. Gleich würde er Sams Bein bespringen, aber das musste ich meinem Schwager ja nicht verraten.
    „Wie lange ist es her, seit Trish dich verlassen hat? Ein Jahr? Sehnst du dich nicht nach weiblicher Gesellschaft? Es ist doch nur Katie, die erwartet keinen Heiratsantrag von dir.“
    Sam setzte sich auf den Fußboden, um meinem Hund den Bauch besser kraulen zu können.
    „Ich habe dich und deine Mom als weibliche Gesellschaft. Und Ethel.“ Ethel war Sams Partnerin beim Eastham Police Department. Sie war ungefähr sechzig, besaß eine ledrige Gesichtshaut, nikotingelbe Zähne und konnte dermaßen obszön fluchen, dass sie damit einem portugiesischen Seemann die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.
    „Ethel ist keine Frau“, wandte ich ein und ging neben ihm in die Hocke. Digger rutschte zu mir, und sein Schwanz schlug laut gegen den Kühlschrank, vor Freude über das simultane Bauchkraulen.
    „Ich weiß nicht, ob Katie mein Typ ist“, gestand Sam zögernd.
    „Was soll das heißen? Sie ist toll und meistens nett. Außerdem kennt ihr euch schon.“
    „Ja, ich mag sie auch, sie ist absolut in Ordnung. Trotzdem … ich weiß nicht. Ich halte nichts von der Idee.“
    „Warum nicht? Frag sie einfach, ob sie nicht mal Lust hätte, mit dir einen Happen essen zu gehen. So schwer ist das nicht.“
    Er winkte ab. „Schon gut, schon gut. Ich werde sie fragen. Aber ich fange nichts mit ihr an, merk dir das.“
    „Ausgezeichnet“, rief ich. „Mann, du bist vielleicht stur.“
    „Ich? Nö, Mädchen, ich bin hier nicht derjenige, der stur ist.“
    „Tja, dann ist es wohl Digger“, sagte ich grinsend.
    „Digger ist ein braver Junge“, lobte er meinen Hund, der daraufhin prompt sein Bein besprang. Ich musste über Sams entsetztes Gesicht lachen, mit dem er Digger von sich wegschob. Aha, dachte ich, die Liebe lauert bereits auf ihn – und nicht nur die von Digger.
    Ein paar Abende später saßen Katie, Sam und ich an einem Tisch im Barnacle. Katie hatte gesagt, es mache ihr nichts aus, dorthin zu gehen, obwohl ich vermutete, dass sie mir nur die Chance verschaffen wollte, Joe zu sehen. Welche Gründe sie auch gehabt haben mochte, ich wusste es zu schätzen.
    Falls Katie Verdacht schöpfte, dass ich sie und Sam miteinander verkuppeln wollte, ließ sie sich jedenfalls nichts anmerken, was ich als positives Zeichen wertete. Oft genug hatte sie mir in den vergangenen drei Jahren erklärt, sie müsse sich auf ihre beiden Söhne konzentrieren. Und deshalb sei ein Freund das Letzte, was sie gebrauchen konnte. Beim Gedanken an eine Ehe breche ihr der kalte Schweiß aus.
    Aber es war ja nicht jeder Mann so schrecklich wie ihr Exmann. Sam war genau der Richtige, und jetzt war er auch wieder zu haben. Was so ziemlich jede Frau unter siebzig in Eastham sehr wohl registriert hatte. Deshalb wollte ich nicht, dass Katie sich die Chance entgehen ließ.
    Wir mussten laut reden, um uns wegen des Stimmengewirrs im überfüllten Restaurant gegenseitig hören zu können. An der Bar jubelten die Fans bei einem Punkt der Red Sox, Kellnerinnen und Bedienungshilfen liefen ständig hin und her, klapperten mit Geschirr und Besteck und sorgten für das Wohl der Gäste. Heute Abend war es so weit. Ich lächelte meine beiden Freunde am Tisch mit der bunten Tischdecke an und malte mir aus, was für ein Paar sie abgeben würden. Sam, in einer kakifarbenen Hose und weißem Poloshirt, rutschte nervös auf seinem Platz hin und her, warf mir Blicke zu und fing an, das Etikett seiner Bierflasche abzupulen. Katie beobachtete die Leute und beurteilte zweifellos kritisch den Service und die Zufriedenheit der Gäste. Ich seufzte. Die zwei brauchten Hilfe.
    „Sag mal, wie geht es eigentlich Danny?“, wandte ich mich mit seinem Lieblingsthema an Sam.
    „Sehr gut“, lautete die Antwort.
    Katie sah ihn an und fragte: „Spielt er in diesem Sommer Base ball?“
    „Ja, er wird Shortstop für Bluebird’s Bait and Tackle.“ Sam widmete sich wieder seinem Bierflaschenetikett.
    „Zwei meiner Brüder spielen auch Baseball“, sagte Katie. „Ich glaube, Trev spielt für die Bluebird’s. Und du spielst für Sleet’s Hardware, stimmt’s, Sam?“
    „Ja, First Base.“
    Sommer-Softball, die Baseballvariante, über die wir sprachen, war hier in der Gegend beinah ein Heiligtum. Es gab eine Frauenliga,

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