Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
Vom Netzwerk:
Nachdem sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, signalisierte sie mir mit erhobenem Daumen, dass sie ihn klasse fand.
    „Wie geht es Ihrer Hand?“, erkundigte ich mich bei Lorenzo.
    Er runzelte die Stirn. „Schon besser. Es tut noch weh. Glauben Sie, die Wunde ist entzündet?“
    Ich nahm seine Hand und betrachtete den Schnitt. Die Stiche hielten, und die Wunde verheilte sehr gut. Keine Spur von einer Entzündung, nicht einmal von einer Rötung. „Nein, keine Sorge.“
    Er schien nicht ganz überzeugt zu sein.
    „Wie gefällt Ihnen das Barnacle?“, fragte ich.
    Er schaute sich um, musterte die Mischung aus nautischer Dekoration und originellen Tischdecken. „Sehr hübsch. Haben Sie hier schon einmal gegessen?“
    „Natürlich, sogar schon oft. Die Hummersuppe ist ein Gedicht.“
    Lorenzo schien die Speisekarte eine Ewigkeit zu studieren. Na ja, er war Wissenschaftler und musste wahrscheinlich sämtliche Fakten prüfen, ehe er eine Entscheidung fällte. Ich nippte an meinem Drink und sah mich beiläufig um, während ich mich fragte, wer mich außer Chris, Katie und Joe mit diesem göttlichen Wesen zusammen sehen würde.
    „Ich glaube, ich probiere die Hummersuppe“, sagte Lorenzo mit einem Lächeln, das fast so schön war wie Joes. „Und den gegrillten Schwertfisch.“
    Katie kam an unseren Tisch, schenkte mir nach und nahm unsere Bestellung auf. Mir wurde schon ein bisschen warm, deshalb stellte ich Lorenzo ein paar Fragen, damit er redete, bis mein Kreislauf sich an den Wodka gewöhnt hatte.
    „Gefällt es Ihnen hier bis jetzt, Lorenzo? Der Frühling auf Cape Cod ist herrlich.“
    Er lehnte sich zurück und betrachtete mich mit seinen unergründlichen braunen Augen. „Ja, es ist schön. Nur habe ich bis jetzt kaum interessante Gesprächspartner gefunden. Deshalb ist es großartig, sich mit Ihnen zu unterhalten.“
    Hm, das sollte wohl ein Kompliment sein, oder?
    „Die Leute hier … ich weiß nicht recht“, fuhr er fort.
    In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken. Ich nahm die Schultern zurück. „Was ist mit den Leuten?“
    „Sie sind alle nicht besonders offen. Ich bin seit einem Monat hier, aber Sie sind die erste Person, mit der ich mich unterhalten kann.“
    „Meiner Meinung nach ist das eben so in einer Gegend, die vom Tourismus lebt“, versuchte ich ihn zu trösten. „Die Einheimischen sind generell ein bisschen reserviert. Sie brauchen das Geld der Touristen, werden jedoch oft auch mit dem mangelnden Respekt der Urlauber konfrontiert.“ Hübsch gesagt, dachte ich im Stillen, und das, obwohl ich den Drink schon merkte – oder vielleicht gerade deswegen.
    „Da ist wohl etwas dran“, stimmte Lorenzo mir zu.
    Katie kam mit unserer Suppe. „Guten Appetit“, wünschte sie uns und trat mir absichtlich auf den Zeh, als sie mir den Teller hinstellte. Lorenzo probierte.
    „Oh, die ist wirklich köstlich“, sagte er. Die Suppe war wie immer gut und kochend heiß, mit großen Hummerstücken darin. Ich schaffte es, nicht in meinen Ausschnitt zu kleckern, und beherrschte mich, am Ende den Teller nicht auch gleich noch auszuschlürfen.
    „Wie steht es mit dem Akzent hier in der Gegend?“, wollte Lorenzo wissen, als ich gerade ein ziemlich großes Hummerstück im Mund hatte, auf dem ich noch eine Weile herumkauen musste.
    „Haben Sie den Kerl an der Bar gehört?“, fuhr er fort, offenbar ohne auf meinen extrem beschleunigten Kauvorgang zu achten. „‚Joe Cahpenteh the Cahpenteh.‘ Geht das noch als Englisch durch?“
    Ich legte meinen Löffel hin und schluckte den Bissen hinunter. „Da Sie hier zu Besuch sind, müssten Sie sich auch als derjenige mit dem Akzent betrachten“, erklärte ich ihm wie einem kleinen Kind und fragte mich, ob ausgerechnet jemand aus Brooklyn sich über anderer Leute Akzent lustig machen sollte.
    „Ich weiß“, meinte er beschwichtigend. „Aber es ist wirklich ein ziemlich eigenartiger Akzent.“
    „Zufällig ist Joe Carpenter auch noch ein äußerst netter Kerl.“
    Nun horchte er auf. „Kennen Sie ihn?“
    „Ich habe mich mit ihm unterhalten, oder? Wir sind zusammen zur Highschool gegangen.“
    „Oh, Mist! Sie stammen hier aus der Gegend?“ Seine Bestürzung war beinah lustig, egal ob sie nun meiner Herkunft oder dem Fettnäpfchen galt, in das er getreten war. Aber nur beinah.
    „Ja, ich bin hier geboren und aufgewachsen“, sagte ich ernst.
    „Sie hören sich nicht an wie jemand … wie diese Leute, äh, wie die Einheimischen.“
    „Ich bin mit

Weitere Kostenlose Bücher