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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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– er nahm immer ein Croissant und einen dünnen Kaffee mit drei Stück Zucker), im Supermarkt (diese Begegnung war allerdings Zufall, da ich ihn dort vorher nicht ausspioniert hatte). Wenn ich die Patienten im Seniorenheim besuchte, wartete ich immer noch auf dem Parkplatz und hoffte, ihn zu treffen.
    Jedes Mal, wenn ich meinem Traummann begegnete, war er nett, süß – und kurz angebunden. „Hallo Millie, wie geht’s?“ Jedes Mal versuchte ich ihn auf mein deutlich attraktiveres Äußeres aufmerksam zu machen, weil ich fest davon überzeugt war, dass er sich dann sofort in mich verlieben würde. Aber er blieb stets derselbe, freundlich und gut gelaunt, immer irgendwohin unterwegs, und falls ich ihm besonders auffiel, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Ich wusste nicht mehr weiter und stand kurz davor, ihn auf dem Parkplatz zu belästigen. Ich hatte keine Ahnung, wie mein nächster Schritt aussehen sollte.
    Auch mein zweites Projekt, die Sache zwischen Sam und Katie, kam nicht richtig voran. Zwei Mal wollten wir zusammen ausgehen, und zweimal wurde nichts daraus. Beim ersten Mal bekam Corey eine Erkältung, beim zweiten Mal musste Sam unerwartet eine Schicht übernehmen. Bis jetzt war es uns nicht gelungen, einen neuen Termin zu finden. Sicher, Katie hatte meistens viel zu tun. Na ja, das hörte sich an, als hätte sie viele Sachen zu erledigen, was nicht stimmte. Sie musste zwei Kinder großziehen, und das konnte ziemlich hart sein. Viel zu tun hat man, wenn man einkaufen, das Badezimmer putzen und am selben Tag noch zur Arbeit gehen muss. Zwei Kinder großzuziehen, noch dazu allein, war dagegen eine heilige Mission.
    Ein weiterer Grund, weshalb ich meine Freundin mit Sam zusammenbringen wollte. Ich konnte mir die beiden gut als Paar vorstellen, Sam, der wieder in die Vaterrolle schlüpfte, Katie, die endlich jemanden an ihrer Seite hatte. Zwar halfen ihre Eltern ihr auch, aber Sam war einfach ein wunderbarer Vater. Im Lauf der Jahre habe ich ihn mit vielen Kindern erlebt, ob er sich mit Dannys Pfadfindergruppe unterhielt oder ein Fahrradsicherheitstraining im Visitors Center gab. Welche Frau wäre nicht gern mit einem solchen Mann verheiratet gewesen?
    Aber ihm schien das alles egal zu sein, während Katie schon bei dem Gedanken an eine neue Beziehung blass wurde. Dabei würden sie perfekt zusammenpassen. Sie waren beide ernsthafte Menschen. Sie waren beide Eltern von Jungen, waren beide attraktiv, hatten ein Herz aus Gold, wenn nicht sogar aus Platin, und sie mochten mich beide. Das alles hatten sie gemeinsam.
    Schließlich ergab sich die Gelegenheit, das Thema ein wenig offensiver anzugehen, denn anscheinend war genau das nötig. Als ich eines sonnigen Tages grimmig und schnaufend den Hügel zwischen Coast Guard und Nauset Light hinaufjoggte, entdeckte ich einen anderen Jogger hinter mir, der rasch und scheinbar mühelos den Hügel erklomm. Digger sprang freudig herum, und als ich genau hinsah, stellte ich fest, dass es sich um Sam handelte.
    „Das sieht gut aus!“, rief er grinsend. Wie Leute lächeln oder sogar sprechen können beim Joggen, war mir ein Rätsel.
    „Hallo … Sam“, keuchte ich und blieb stehen – immerhin war das schon meine dritte Meile. Doch Sam hatte bereits aufgeschlossen.
    „Nicht stehen bleiben“, forderte er mich auf und gab mir einen Klaps auf die Schulter. (Sollte der Schmerz mich etwa davon ablenken, dass ich völlig außer Atem war?) „Du machst das toll! Wie weit bist du schon gelaufen?“ Er drehte sich um und lief rückwärts. Es war nicht schwer für ihn, mein Tempo zu halten.
    „Verschwinde“, brachte ich mühsam heraus. „Hier gibt’s … nichts … zu sehen.“
    „Warum denn? Komm, wir laufen zusammen, das macht Spaß.“
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, während mir der Schweiß in die Augen rann. „Sam, wenn ich dich … einholen könnte … würde ich dich … erwürgen. Ich hasse dich.“
    „Im Ernst, du machst das gut. Es spielt überhaupt keine Rolle, wie schnell man läuft. Entspann dich einfach, bleib locker.“
    Ich gab ihm durch Winkzeichen zu verstehen, er solle verschwinden, da ich nicht mehr sprechen konnte. Klar, sobald meine Muskeln sich entkrampften, würde ich auch wieder lockerer werden.
    „Hier“, sagte er und joggte noch immer rückwärts. „Mach es genauso wie ich.“ Er schüttelte die Arme aus, ließ den Kopf kreisen und sah dabei nicht einmal blöd aus. Also machte ich es ihm zögernd nach, und wenn es nur dazu gut

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