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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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war, mich von meinen schmerzenden Waden abzulenken.
    „Du musst immer darauf achten, dass du vor dem Laufen genug trinkst“, meinte er. Alter Trainer eben. „Sonst schmerzen deine Muskeln.“
    „Okay, Notre Dame“, schnaufte ich.
    „Machst du auch deine Dehnübungen hinterher?“, wollte er wissen und lief gnädigerweise endlich wieder vorwärts. Dadurch wirkte ich weniger erbärmlich, zumindest hoffte ich das. Es ging bergab, und das Atmen fiel mir ein bisschen leichter.
    „Nein“, gestand ich. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich ziehe einfach meine Laufschuhe an und renne los.“
    „Ich begleite dich nach Hause“, bot Sam an. „Dann kann ich dir ein paar Sachen zeigen, die sehr wirkungsvoll sind.“
    „Wie weit läufst du denn normalerweise?“
    „Ach, weiß nicht. Sechs oder sieben Meilen, manchmal auch zehn. Kommt drauf an, wie viel Zeit ich habe.“
    „Wow, zehn Meilen! Das werde ich nie schaffen.“ So weit wie heute war ich noch nie gelaufen – es waren schon über drei Meilen. Üblicherweise ging ich die letzte Meile meiner Runde, aber mit Sam an meiner Seite wollte ich nicht stehen bleiben. Zehn Meilen. Verdammter Kerl. Ich sah verstohlen zu ihm hinüber. Er atmete ruhig und schwitzte kaum. Er lächelte sogar, was mich ganz besonders ärgerte. Wir bogen in meine Straße ein, es war also nur noch eine halbe Meile. Meine Beine fühlten sich an, als hätte man mir Sandsäcke daran gebunden, doch ich wollte nicht, dass Sam mich für einen Jammerlappen hielt.
    „Sam, du solltest … mal mit Katie … ausgehen“, brachte ich mühsam hervor, weil mir das einfach keine Ruhe ließ. Manchmal musste man die Dinge anstoßen.
    „Katie?“ Er sah mich verblüfft an.
    „Ja, Katie.“ Ich versuchte meine Atmung zu kontrollieren, um vor dieser Sportskanone nicht zu hyperventilieren. Er schwieg. „Findest du nicht, dass es allmählich an der Zeit wäre? Katie ist nett, das weißt du. Sie wäre perfekt, um … na ja, den Trish-Fluch zu brechen.“
    Das brachte ihn zum Lachen. „Den Trish-Fluch? Was genau soll das sein?“
    Zu meiner grenzenlosen Freude tauchte der Briefkasten meines Nachbarn auf. Die Quälerei hatte gleich ein Ende. „Du weißt schon, dass sie dir das Gefühl gegeben hat, ein … ein …“
    „Ein Versager zu sein?“
    „Mann, Sam! Ich habe versucht, diplomatisch zu sein.“ Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, aber es schien alles in Ordnung zu sein mit ihm. „Ich leide auch unter dem Trish-Fluch … ah, mein Haus. Gott sei Dank.“
    Ich blieb taumelnd in meiner zerfurchten Auffahrt stehen und stützte mich keuchend an einer Kiefer ab. Mein Hund winselte, weil er von der Leine befreit werden wollte, und ich tat ihm den Gefallen. Wie immer war ich erstaunt, dass er nach unserer Runde noch imstande war, im Garten herumzutoben und Eichhörnchen zu jagen.
    „Nein, nein, nicht stehen bleiben“, ermahnte mein Trainer mich, nahm meinen Arm und zog mich Richtung Haus. „Du musst gehen, bis du dich abgekühlt hast, und anschließend machst du Dehnübungen.“
    „Ich hasse dich“, sagte ich. Er grinste und ging nicht weiter darauf ein, sondern führte mich die gut fünfzehn Meter lange Auffahrt entlang. Dann zwang er mich zu unzähligen Dehnübungen, die dazu gedacht waren, die Verkrampfungen meines Körpers zu lösen. Aber das war in Ordnung, denn wo sollte ich das alles sonst lernen? Obwohl ich mir blöd vorkam, passte ich bei seinen Erklärungen auf. Und als wir nach zehn Minuten fertig waren, schwitzte ich nicht mehr und meine Beine hörten auf zu zittern. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen, und konnte wieder normal atmen. Es funktionierte also.
    Ich bedankte mich bei Sam und ließ Digger ins Haus. „Möchtest du für deine harte Arbeit noch auf ein Glas Wasser mit reinkommen?“ Als wir in der Küche an der Arbeitsfläche lehnten, brachte ich Katie erneut zur Sprache. „Was hältst du nun von meinem Vorschlag, mit Katie auszugehen?“
    Sam tätschelte Diggers seidigen Kopf. „Ich weiß nicht, Millie.“ Er wirkte verlegen, wich meinem Blick aus und konzentrierte sich ganz auf den Hund.
    „Ich glaube, sie würde Ja sagen“, versuchte ich ihn zu ermutigen.
    „Habt ihr zwei etwa schon darüber gesprochen?“, fragte er misstrauisch.
    „Nein. Komm schon, ihr seid nicht mehr in der ach ten Klasse, obwohl es damals vermutlich leichter gewesen wäre.“
    „Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt schon wieder mit jemandem zusammen sein

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