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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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„Warum?“
    Er richtete den Blick zu Boden. „Na ja, ich war nur überrascht, neulich abends, als ich dich und Katie abgeholt habe und er dich küsste. Ich hatte keine Ahnung, dass ihr zwei zusammen seid.“
    „Aha. Und weiter?“
    „Na ja, du hast mir nichts davon erzählt.“
    „Es ist ja auch für mich noch ziemlich neu.“
    „Klar, das verstehe ich. Aber ich habe euch zwei vorher nie zusammen gesehen.“ Er rutschte auf seinem Platz herum, als hätte er Sand in der Badehose. „Du scheinst gar nicht …“
    Mir reichte es, ich warf meinen Kugelschreiber auf den Tisch. „Gar nicht was, Sam?“
    Er runzelte die Stirn. „Tja, also, Joe scheint überhaupt nicht dein Typ zu sein.“
    „Was ist denn mein Typ?“, fragte ich genervt. „Verrat mir das mal, denn du scheinst da ja Experte zu sein.“
    „He, langsam, ich wollte nicht …“
    „Du willst mir doch eigentlich zu verstehen geben, dass
    ich nicht Joes Typ bin, oder?“
    „Millie …“
    „Und warum nicht? Weil ich nicht hübsch genug bin?“ Ich knallte meine Aktenschub la de zu.
    „Nein, das habe ich nicht gesagt …“
    „Ich habe es so satt, dass die Leute ständig fragen, warum Joe mit mir zusammen ist! Erst Trish, dann Sienna und jetzt auch noch du!“
    „Verdreh mir nicht die Worte im Mund. Ich wollte nichts dergleichen andeuten …“
    „Ist dir je in den Sinn gekommen, Joe könnte auf mich stehen, weil ich eine tolle, interessante Person bin? Und dass er mich tatsächlich attraktiv findet? Für dich bin ich vielleicht Trishs kleine doofe Schwester, aber Joe sieht das möglicherweise ganz anders.“
    „Um Himmels willen, Millie, hör auf. Du bist nicht Trishs kleine doofe Schwester.“ Sam hob abwehrend die Hände. „Ich war bloß überrascht. Tut mir leid, dass ich es erwähnt habe.“
    „Das sollte dir auch leidtun! Außerdem geht es dich nichts an. Ehrlich gesagt, es ist mir vollkommen schnurz, ob du glaubst, Joe sei mein Typ oder ich seiner. Halt dich einfach da raus, du bist schließlich nicht mein großer Bruder. Du bist ja nicht einmal mehr mein Schwager.“
    Sam stand mit versteinerter Miene auf. „Gut. Ich kann nur wiederholen, dass es mir leidtut. Bis dann.“ Er ging und schloss leise die Tür hinter sich.
    Mein Herz pochte wie wild. Dieser verdammte Sam Nickerson! Ausgerechnet er fragte sich, was Joe an mir fand. Ich hatte eigentlich immer das Gefühl gehabt, dass er mich mochte, denn er hatte sich immer Zeit genommen für mich, selbst als ich noch ein fetter, dämlicher Teenager mit Zahnspange gewesen war. Diese Andeutung, Joe und ich seien ein sehr ungleiches Paar … Tränen der Wut stiegen mir in die Augen, meine Kehle war wie zugeschnürt. Im Stillen verfluchte ich Sam.
    Ich kochte noch immer, als Joe mich einige Stunden später abholte. Genau genommen war ich den ganzen Abend wütend, weshalb es mir schwerfiel, mich auf ihn zu konzentrieren. Alle paar Minuten rekapitulierte ich den Streit mit Sam. Joe schien nichts davon zu merken, er war gut gelaunt wie immer. Falls er merkte, dass ich mit meinen Gedanken woanders war, störte es ihn jedenfalls nicht. Zu Hause fiel ich regelrecht über ihn her, wie um mir selbst zu beweisen, dass ich ihn verdiente. Und jeder, der etwas anderes glaubte, konnte mich mal.

20. KAPITEL
    A m nächsten Tag plagten mich wie zu er warten Schuldgefühle. War ich nicht doch ein bisschen zu hart zu Sam gewesen? Meine Schwester konnte ziemlich aggressiv werden, und ich war doch eigentlich die nettere von uns beiden. Sicher, ich war wütend gewesen, aber meine letzte Bemerkung, Sam sei nicht einmal mehr mein Schwager, war doch ziemlich mies gewesen.
    Ich erinnerte mich, wie ich während des Studiums nach Hause gefahren war, um Sams Abschluss an der Polizeiakademie zu feiern. Ich versuchte lässig zu wirken in meinem schwarzen Outfit und dem dick aufgetragenen schwarzen Eyeliner. Wir Studenten glaubten nämlich damals, das ließe uns intellektuell und zynisch aussehen. Als Sam, der zum ersten Mal seine Uniform trug, zu mir kam, sagte ich so etwas Dämliches wie: „Jetzt ist die Welt wohl sicherer.“ Er lächelte nur, ignorierte meine rotzige Art und entgegnete: „Ich werde jedenfalls immer auf dich aufpassen, Millie.“
    Bei der Erinnerung griff ich zum Telefon. Es meldete sich nur sein Anrufbeantworter. „Sam, ich fürchte, ich habe gestern ein bisschen zu heftig reagiert, und das tut mir schrecklich leid. Bitte verzeih mir. Bitte.“ Ich wollte schon auflegen, aber dann fügte ich noch

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