Gute liegt so nah...
hinzu. „Hier ist Millie. Ich bin in der Klinik. Mach’s gut.“
Er rief mich nicht zurück, und als ich nach Hause kam, fing ich an, mir deswegen Sorgen zu machen. Ich räumte auf und bürstete meinen Hund. Draußen war es heiß, deshalb war mir nicht nach joggen. Es war Freitag, und bis jetzt hatte ich noch keine Pläne fürs Wochenende. Joe und ich befanden uns noch nicht an einem Punkt, an dem wir automatisch alles zusammen machten. Bei dem Gedanken an Joe musste ich lächeln. Es lief großartig mit ihm, genau wie geplant. Wie Katie neulich abends festgestellt hatte, schien er wirklich unbedingt mit mir zusammen sein zu wollen, was sich eindeutig nicht mit dem Verhalten deckte, das ich im Lauf der Jahre beobachten konnte.
Trotzdem fehlte irgendetwas, nur war mir nicht klar, was das war. Während ich meinen mageren Stapel Wäsche faltete, fragte ich mich, ob ich Joe jemals gestehen würde, dass ich ihm früher wie eine Stalkerin nachgestellt hatte. Wahrscheinlich nicht. Ich hatte mich seinetwegen oft genug zum Trottel gemacht, und dass er nichts davon ahnte, war definitiv ein Plus.
Joe und ich hatten Spaß zusammen, er war sanft und lieb. Aber was fehlte? Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass ich ihn heute nicht viel besser kannte als vor fünf Jahren. Vielleicht lag es daran, dass unsere Beziehung nur aus Sex und Ausgehen zu bestehen schien. Mehr war da nicht, zumindest noch nicht. Wo war die verborgene Seite von Joe, die heldenhafte, hilfsbereite, bescheidene Art, die ich so oft erlebt hatte? Das war der Joe, den ich wirklich liebte.
Ihr seid doch erst zwei Wochen zusammen, sagte ich mir. Digger spürte, dass ich Trübsal blies, und schaute schwanzwedelnd zu mir auf. Er stieß mit der Schnauze gegen meinen Schenkel, bis ich nachgab und ihn streichelte.
„Du bist ein Braver“, sagte ich. „Wie findest du Joe? Er ist ein guter Kerl, oder?“ Digger schien einer Meinung mit mir zu sein.
Ich sah erneut zum Telefon. Warum hatte Sam mich nicht angerufen? Bestimmt war er wütend, und bei der Vorstellung zuckte ich innerlich wieder zusammen. Ich fühlte mich ganz elend deswegen.
„Ich finde, Sam sollte anrufen, meinst du nicht auch?“, fragte ich Digger, und ich schwöre, er nickte.
Ich warf mich auf die Couch. Die Wäsche war fertig, das Haus geputzt. Offenbar würde ich den Abend allein verbringen. Während ich Diggers Bauch mit dem Fuß kraulte, dachte ich über meine Möglichkeiten nach. Sollte ich kochen? Nein. Auswärts essen? Nein, nicht an einem Freitag am Wochenende des Vierten Juli auf Cape Cod. Was Sam wohl machte? Hatte er meine Nachricht schon bekommen?
In diesem Moment klingelte das Telefon. „Bitte mach, dass es Sam ist“, flehte ich, bevor ich mich meldete. „Hallo?“
„Tante Millie, hier ist Danny“, sagte mein Neffe unnötigerweise.
„Hallo, mein Lieber.“
„Kannst du vorbeikommen? Sofort?“
„Was ist denn los?“ Panik erfasste mich.
„Nichts weiter, ich brauche nur Hilfe, und mein Dad ist nicht da.“
„Bist du verletzt?“ Ich meinte ein ersticktes Husten zu vernehmen.
„Nein, mir geht’s bestens.“ Im Hintergrund war Gepolter zu hören. „Ich brauche dich nur ziemlich schnell hier. Ich kann dir das nicht am Telefon erklären. Kommst du?“
„Natürlich, Danny, ich bin schon unterwegs.“
Was ist da bloß los? überlegte ich, während ich mich auf der Route 6 einfädelte. Das hatte sich sehr merkwürdig angehört. Ging es um Trish? Ich überholte einen schwerfälligen Hummer mit New Yorker Kennzeichen, der anderthalb Spuren beanspruchte, raste durch den Kreisel und in die Bridge Road. Sams und Dannys Haus wirkte verlassen. Ich hielt in der Auffahrt, sprang aus dem Wagen und rannte die Eingangsstufen hinauf.
Ich stieß die Tür auf. „Danny!“
„Überraschung!“
Entsetzt wich ich zurück und hätte mir vor Schreck fast in die Hose gemacht. Du lieber Himmel, das war …
„Happy Birthday to you“, fing irgendwer an zu singen, und dann stimmten alle ein. Mit glühendem Gesicht sank ich gegen den Türrahmen.
Eine Überraschungsparty! Für mich!
Meine Eltern waren da und sangen mit, sie standen vorn in der Menge. Danny, mein verräterischer Neffe. Katie und ihre Söhne. Katies Eltern. Ach du meine Güte, und da war Joe. Und Jill, Mrs Doyle, Sienna und sogar Dr. Bala mit einer umwerfenden Frau, deren exotische Schönheit ihn als seine Ehefrau verriet. Dr. Whitaker grinste und nickte mir zu. Die Robinsons, lebenslange Freunde und Nachbarn meiner
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