Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall
ist die bewußte Erweiterung mit der Intention der leichten Bestrafung. Bestrafung für was? Daß man so etwas »Unanständiges« wie Sex tut? O yes, let's misbehave!
Das animalische Wesen Mensch, hier auch der werte Leser, fragt sich nun, was das ganze Getue soll, mit der Streckbank, den Spreizrohren, den Lederhalsbändern, Peitschen, Ketten, Schlagböcken und so weiter.
Nun, auch gut durchorganisierte Dominastudios oder der Vorgang einer Sklavenerziehung zeugen von einer gewissen warmen, vertrauten und geborgenen Atmosphäre. So sehr das auch eventuell den Vorstellungen widerspricht, die man unwillkürlich aufkommen läßt und bei S/M mit Brutalität und Kälte in Zusammenhang bringt.
Der Masochist will so behandelt werden, um sich frei zu fühlen, frei in seiner Sexualität. Der Sadist tut genau das, was der Masochist will, und geht die Fürsorge über das zu ertragende und erregende Maß hinaus, gibt es vorher vereinbarte Zeichen, die dem sofort ein Ende bereiten. Ob das Wort Gnade, ob eine Geste mit der Hand oder auch ein Stirnrunzeln; allein diese Beschränkung zu einer absoluten und bedingungslosen Auslieferung zeigt, daß bei S/M oder B/D eben nicht alles willkürlich und nur zur Befriedigung des Sadisten geschieht. Und was das Schöne an dem Ganzen ist: Man muß gar kein S/Mler sein, um sich in diesen Gefilden der Lust wohl zu fühlen. Doch auch hier ist eines wieder mal Grundvoraussetzung: Vertrauen.
Besonders, wenn man der empfangene Teil ist, sich fesseln oder leicht verdreschen läßt. Es ist nicht nur eine Frage der Neugier oder der unbekannten Lust, die einem den Griff zum schwarzen Seidentuch erleichtert, sondern die Intention muß zum großen Teil Vertrauen sein. Wenn man sich fallenlassen kann, alle Verantwortung für sein Tun abwirft, genießerisch die Verwöhnungen hinnimmt, die neue Erfahrung der Gefühle wohlig aufnimmt; eine neue Welt von Schmerz-Lust, ein Land, das geprägt ist von Strafung und Tröstung; so harmlos wie ein Spiel, so aufregend wie der erste Flug - man weiß nicht, was passiert, aber ohne ein Fünkchen Vertrauen hätte man sich nie in diesen Stahlvogel gesetzt, um 25000 Fuß über dem Erdboden seinen Tomatensaft zu süffeln und dabei über Ikarus nachzudenken. Der ausführende Part muß sich ebenfalls über seine Verantwortung klarsein. Die aktive Rolle zu spielen bedarf einer gewissen Erfahrung, sowohl auf technischer als auch zwischenmenschlicher Basis. Ebenso sind Selbstkontrolle und höchste Konzentration unabdingbar. Die Lust wird hier auf einer anderen Ebene ausgelebt. Manchmal ist es nicht nur die Lust, die aus der Tat entspringt, sondern aus der Befriedigung, seinem Partner Wünsche zu erfüllen, seiner Sexualität zu genü gen, ihn glücklich zu machen, ganz banal gesagt.
Die Gefahr steckt bei der Ausübung dieser prickelnden Praktiken im Klischee: Wenn eine Frau nein sagt, dann meint sie ja und will halt dazu gezwungen werden; der Widerspenstigen Zähmung. Das Element des Zwingens ist hier scharf zu differenzieren; meine Freundinnen und ich sagen dazu: Ein bißchen sträuben darf man sich doch wohl. Am liebsten sträubt man sich davor, was man ersehnt, dann ist die Erlösung um so intensiver. Da taucht natürlich die Frage auf, wie der Partner dies erahnen soll, was nein ist und was eigentlich ja. Wenigstens da sind sich übliche und S/M-Sexualität ähnlich: Es hilft, es vorher abzuklären. Ob man darüber redet oder sich Zettel schreibt oder ob man die Tücken des Objektes in der Situation klärt - so kann man Unsicherheit beseitigen, was denn nun »das Richtige für den anderen ist«.
Romantische Seelen - die wir eigentlich alle irgendwie sind monieren, daß es aber wunderschön sei, wenn der Partner all das tut, ohne zu fragen, es einfach weiß, ohne es ihm zu sagen. Daß man sich ohne Worte versteht, sich instinktiv erspürt. Sicher, das kann passieren, ohne Zweifel. Aber betrachten wir es mal so: Wenn Sie erwarten, daß Ihr Partner Sie erspürt, dann stellen Sie sich mal vor, daß er es auch von Ihnen erwartet. Und, wie einfach ist das? Eh man nun in Verzweiflung, Leistungsdruck und ähnliche Ängste ausbricht, hier eine kleine Liebesweisheit: Man kann nichts falsch oder richtig machen. Es gibt kein Recht oder Unrecht, Schuld oder Nichtschuld. Niemand hat sich hingestellt und gesagt: So Leute, wenn ihr das so macht, stimmt es, und so, das ist nicht richtig. Man steht auch nicht vor einem Publikum, das am Ende der Vorführung die Bewertungsschilder
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