Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall
fiel auf etwas Weiches, versuchte, mich auf den Rücken zu drehen, doch ich wurde festgehalten, die Beine gespreizt, die Augen verbunden, die Hände unbeweglich. Ich war in der Gewalt dieser Person, Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Oder was ich wollte.«
Was will die andere Person? Was wollen Sie? Überlegen Sie, spielen Sie mit den Möglichkeiten. Vergessen Sie logische Schlußfolgerungen oder Unmöglichkeiten, wenden und drehen Sie sich in allen Positionen, lassen Sie alles geschehen, tun Sie es. Was würde Sie jetzt erregen? Zärtliches Streicheln, wissendes Kneten, Massieren oder mehr? Was soll es sein? Sie sind jetzt allein mit sich; und niemand ahnt, an was Sie jetzt denken, was Sie in Gedanken durchspielen, wer Sie sind, ob die aktive Person oder die gefesselte. Niemand weiß, wen Sie in diesem Gedankenspiel als Partner auserkoren haben.
Und nun beantworten Sie mir und Ihnen selbst eine Frage: Ist das so schlimm? Ist das eklig, an was Sie gedacht haben? Oder ist es interessant, vielleicht sogar erregend?
Wenn es erregend ist, dann ist es nicht pervers, dann ist es nicht »falsch« oder »schlecht«.
Oder können Sie gar nichts damit anfangen? Dann lassen Sie es. Denn jedem, jedem steht es frei, etwas zu wollen, sich vorzustellen. Nichts davon ist abartig. Sie müssen sich selbst und Ihren Bedürfnissen treu bleiben, Sie müssen sich selbst zulassen. Wenn Sie Angst haben, dann ist das okay. Doch was überwiegt? Das Bedauern, etwas nicht ausprobiert zu haben, oder die Angst vor sich selbst, vor den eigenen Untiefen? Befürchten Sie, ein Ungeheuer zu entdecken? Würden Sie die Selbstachtung verlieren?
Dazu eins: Selbstachtung kann man nicht dadurch verlieren, daß man seinen Trieb kennt und auslebt. Im Gegenteil, das Wissen um Ihre Bedürfnisse und Ihre Grenzen macht Sie zu einem freien Menschen, der sich voller Einklang mit sich selbst in der Welt bewegt und dem niemand etwas eintrichtern kann. Zu wissen, was man will und was man nicht will, das eröffnet einem die Vielfalt der menschlichen Sexualität. Niemand soll sich deswegen hassen, nur weil er es genießt, geschlagen zu werden; niemand soll sich verachten, weil er gern Handschellen anlegt. Warum auch? Es steckt in uns drin, und eine Unterdrückung dieser Veranlagung kann traurig sein. Denn man besitzt eine Sehnsucht, ein Gefühl, ein Wollen, man begehrt. Begierde. Erfüllte Begierde ist ein Faktor zur Zufriedenheit, zum Selbstbewußtsein.
Doch bei aller Toleranz und Akzeptanz muß ich Sie warnen: Nicht jeder ist so mutig wie Sie. Wenn Sie Ihre Neigungen akzeptieren, heißt das nicht, daß Ihre tägliche Umwelt Sie nun begeistert beglückwünschen wird. Es ist Ihr ganz persönlicher Meilenstein, den Sie nur mit den Partnern teilen können, die sich selbst so erkannt haben. Andere würden es nicht verstehen aus einem einfachen Grund: Wie ich schon sagte, ist Ekel oder Abscheu eine persönliche Sache. Jeder muß selbst dahinterkommen, was für ihn gut und »richtig« ist.
Und jeder ist gefangen in dem Netz von gesellschaftlichen Werten und Normen, persönlichen oder abgeguckten Prinzip ien, jahrelangen Gewohnheiten oder partnerschaftlichen Zwängen. Lassen Sie sich und anderen Zeit, sich selbst, Sex, Liebe und Begierde wenigstens annähernd zu begreifen. Einfach ist es nicht, aber alles ist erlaubt, wenn man sich selbst treu bleibt.
Haben Sie einen Vertrauten, mit dem Sie das alles mal durchsprechen können? Interessehalber, was er oder sie darüber denkt? Wenn nicht - ich bin auch noch da. Und vergessen Sie nicht: Alles ist erlaubt zu sagen oder zu tun oder zu fühlen!
9. Kapitel
Die Sexwende der 90er
Manchmal wendet sich alles zum Guten, will man meinen, aber die medienmäßig hochgepushte und vielzitierte Sexwende der 90er - die übrigens ganze Bücher füllt - hat eher etwas Erschreckendes nach sich gezogen. Statistische Erhebungen wollen herausgefunden haben, daß die Menschheit im allgemeinen keine Lust mehr hat. Wie bitte? Dieser Wahnwitz kam natürlich aus den USA, dem weisen Land, das uns vom Krieg befreite und die Nylonstrumpfhose, Lucky Strikes und Jim Beam in das gebeutelte Deutschland brachte. Aus einem Land, das regiert wird von einer prüden Hillary mit zusammengekniffenen Pobacken und einem Typ namens Bill, der zwar mal Hasch geraucht hat, ihn aber nicht inhalierte. Ihm würde man auch glauben, wenn er sagen würde, er hätte ihn zwar reingesteckt, aber nicht abgespritzt. Dank sei Chelsea, er muß es wohl doch getan haben.
Weitere Kostenlose Bücher