Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall
berichten, und wenn auch nicht in eleganter Wortwahl, so fließen die Meinungen doch erheblich leichter über die Lippen als bei einem Shrink. Was sagt uns das? Psychologen sollten in öffentlichen Toiletten praktizieren und ihre Patientinnen empfangen? Oder einen Duftstein neben die Couch legen? Es wäre zumindest eine gute Idee, im Praxisklo zu plauschen. Schön warm ist es, und auf Damentoiletten riecht es meist angenehm, es ist sauber, wie damals, zu Hause.
In unserer Disco läuft jetzt Heavy Metal, und da die Ladies nicht so auf die lederbehosten Kerle stehen, die enthusiastisch auf ihrer Luftgitarre rodeln, stürmen sie alle in die ruhige Ecke Damenklo. Eine Schlange bildet sich vor den Türen - vier links, vier rechts, eins fallenlassen - und wer sich nicht kennt, beäugt sich ein bißchen von oben herab. Dort ein Lächeln, hier ein netter Blick, und plötzlich macht es nichts mehr, daß frau ihren PC-Muskel ziemlich überanstrengen muß.
Ein Mädel stürmt rein. »Lisa!«. Lisa steckt einen Fuß unter der Tür durch. Das andere Mädchen lehnt sich an die Tür. »Du glaubst nicht, wer gerade an mir vorbeigegangen ist.«
»Weiß nich. Tom Hanks?«
»Ehh, bist du doof. Nee, der mit den Giddelfingern, wie heißt der noch, weißt du, der in der Fahrschule immer hinter uns saß und immer die Beine so übereinander schlug, daß man seine weißen Beine sehen konnte.«
»Ach den, Na und? Hat er dich angegrabbelt?«
»Nee, wollt mir aber ein Gespräch aufzwingen, über den
Prüfer und so. Da meinte ich, daß ich jetzt kotzen gehen müßte.« »Ih, bist du fies. Ich wette, er hat's nicht verstanden.« Lisas Freundin kommt aus der Kabine, Als sie sich die Hände
waschen, meint sie: »Übrigens, Lilis Freund ist nicht so gut, wie sie behauptet«
»Hast du?«
»Hm.«
»Und? Mokkalöffel oder Vorleger?« »Zahnstocher.«
»Ach je.«
Auch andere Gesprächsfetzen dringen an das Ohr des errötenden Lauschers, zumindest würde er erröten, wenn ein Er überhaupt hier zugelassen wäre.
»O Gott, wie ich wieder aussehe.«
»Seit wann benutzt du deinen Vibrator zum Lockenwickeln?«
»Sehr witzig. Seit mein Freund ihn in meinem Nachttisch gefunden hat.«
»Ach, und jetzt denkt er, er würde dir nicht mehr genügen?«
»So ähnlich. Dabei macht er es sich selber auch oft genug.«
»Guckt er sich dabei irgendwas an?«
»Weiß nicht. Ich schätze nicht, denn er hat Schiß, daß ich ihm eine Szene machen würde.«
»Wow, hatte ich gestern eine tolle Nacht.« »Erzähl mir nichts, Michael geht mir seit einiger Zeit voll auf die Nerven. Dauernd steht er im Bad und patscht sich die Haare mit fünf Kilo Haarfestiger und Spray zu. Und überhaupt - immer im Bett, wenn er seine Beine zwischen mich schiebt, ritzt er mir mit seinen Fußnägeln die Haut auf. Wenn ich dann mal was sage, reißt er sie ab, statt sie zu schneiden. Und wie er sich in letzter Zeit gehenläßt - er ißt keine Vitamine mehr, bewegt sich nicht. Sein Bauch ist so richtig schwabbelig geworden. Und er ist so weiß.«
»Vielleicht hättet ihr nicht zusammenziehen sollen.«
»Ist ja auch egal. Ich laß mich jedenfalls jetzt von Andi verwöhnen. Der streichelt mich stundenlang und hat einen tollen Körper, Er weiß zwar nicht, daß ich einen Freund habe, aber das geht ihn auch nichts an.«
Sie werden jetzt sagen, daß Frauen nie so ordinär reden würden. Ach nein? Sie werden sich fragen, warum Frauen nicht so mit ihren Männern reden können. Und Sie werden sich wundern, bis zu welchem Alter wohl Frauen auf der Toilette ihre Meinungen austauschen? Bis ins hohe Alter.
Wir befinden uns nun auf einer Toilette eines Theaters. Sagen wir, es läuft gerade eine Premiere, Presse und Promis sind gut vertreten, In der Pause, wenn die Göttergatten, Hausfreunde und ständigen Begleiter der Damen ihren Diven ein Gläschen Schampus besorgen, ziehen die Ladies ihre Lippen nach, kontrollieren ihr Rouge und den Sitz ihres Minislips, ziehen den Bauch vor dem Spiegel ein und die Strumpfhosen mit spitzen Fingern zurecht, wenn sie sich auf der Schüssel niederlassen, Und dann reden sie. Bedauerlicherweise auch mit sich selbst, Bedauerlicherweise über Sie, meine Herren, »Gott, dieser Stümper. Der merkt nicht mal, daß er eine Frau an seiner Seite hat. Das nächste Mai gehe ich allein. Dann könnte ich wenigstens flirten, ohne daß mir sein nichtssagendes Gelaber den letzten Ohrnerv zerstört. Aber gut, durchatmen, nur noch eine Stunde, und dann nehme ich mir ein
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