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Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall

Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall

Titel: Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne West
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etwas anderes zu sehen, zu hören, zu fühlen. Das ist selten ein Gefühl, daß man mit jemand anderem schlafen möchte. Es ist nur anders. Anders, weil jetzt eine Zeit anbricht, in der aus frischverliebten Pärchen Liebespaare werden und zum Schluß einfach nur noch Ingo und Babs, Anja und Bernhard, x und y, Aronal und Elmex, Wash & Go. Aufregend wie ein Krankenhausfußboden. Man sagt »wir«, wenn man eigentlich »ich« meint, man sagt »ich«, wenn man die Vergangenheit beschreibt. Als Paar in der Zukunft zu enden macht plötzlich angst, an diesem Tag der dreizehnten Woche.
    Auch wenn es nicht bei allen immer so ist, nach den magischen drei Monaten heißt es hopp oder top, Tod oder Leutnant, du und ich oder wir. Nur die Harten kommen in den Garten, Leute. Und obwohl man viel besser schläft, seit es den anderen gibt, obwohl Sex mehr Spaß macht, als wenn man ihn allein begeht, obwohl es so schön ist, jemandem zu vertrauen der Point of no return ist nah.
    Jetzt erscheint das große P in den Augen. Panik. Vor zuviel Nähe. Vor zuviel Vertrauen. Vor zuviel Verpflichtung. Vor zuviel Liebe. Eintönigkeit, Langeweile, Gewissen, Enge. Davor, daß der andere zuviel von einem wissen will, etwas erfährt und vielleicht verurteilt. Prinzipien, die man hat, aburteilt, Dinge, die man getan hat, verurteilt, Sachen, die man denkt, nicht versteht, abstoßend findet, langweilig, nicht gerade spektakulär.
    PANIK, DASS DER ANDERE EINEN SO KENNENLERNT, WIE MAN WIRKLICH IST!!!!!!
    Natürlich geben wir das nicht zu. Warum auch? Medien sagen es uns, und ganze Bücher wurden vollgeschrieben zu dem Thema: Ich liebe mich, wie ich bin, und wenn es andere nicht tun, haben sie einen schlechten Geschmack. Tolle Wurst. Wir wollen aber nicht, daß die anderen bloß einen schlechten Geschmack haben. Wir wollen, daß sie uns TROTZDEM lieben. Aber:
    Wir wissen auch, wenn wir das so gern hätten, will es der andere auch. UND DAS KÖNNEN WIR VIELLEICHT NICHT!
    Jemanden trotzdem lieben? Wozu? Gibt es nicht einen anderen Menschen, bei dem das nicht so schwerfällt? Den wir nicht trotzdem, sondern weil lieben könnten? Und könnten wir den nicht zufällig gleich morgen treffen - wenn wir nicht schon leider, leider gebunden sind an ein Etwas, das wir trotzdem lieben müssen, weil es uns trotzdem liebt.
    Ach, wie fatal, daß wir selbst keine Hundertprozentmenschen sind und auch nie einen Hundertprozentmenschen treffen werden.
    Zurück zur Angst, sich zu binden. Man muß ja nicht alles heiraten, was ins Bett fällt.
Vor was fürchten wir uns? Wie wichtig sind die Antworten auf diese Frage? Welche Fragen müssen wir uns außerdem stellen? Wir fürchten uns, wenn wir kurz davor stehen, eine Beziehung als öffentlich anerkannt zu betrachten, davor:
• es nach zwei Kindern, einem Hund, fünf Wellensittichen und etlichen Krachs zu bereuen.
• nie wieder ohne Scheu das Bad benutzen zu können, um absonderliche Geräusche zu machen.
• dem Partner Gedanken mitzuteilen, die wir niemandem verraten würden, es jetzt aber müssen, weil der andere sonst beleidigt, verletzt, böse, unleidlich ist und sich allem verweigert und sich beim besten Freund beschwert.
    • nicht mehr, ohne uns beobachtet zu fühlen, in der Nase popeln, die Fußnägel schneiden, uns selbst befriedigen, Musik hören, Pizza im Bett essen und die Küche vollrauchen zu können; zumindest meinen wir das. Seltsamerweise scheint das Männer weniger zu belasten.
    • samstags Fußball zu schauen. Obwohl man keine Ahnung davon hat - ganz zu schweigen von Beckenbauers unverständlichen Kommentaren.
    • beim Sex jedesmal den Bauch einziehen zu müssen oder sich tatsächlich mehr damit zu beschäftigen, wie man aussieht.
    • die Familie des zukünftigen Lebensgefährten auf Zeit (was ist schon Zeit) am Hals zu haben, die man mit ziemlicher Sicherheit nicht ausstehen kann, die aber stets zum Kaffeekranz am heiligen Sonntagnachmittag eingeladen ist, zu dem man immer wieder so prickelnde Fragen zu beantworten hat wie: Und was haben Sie früher gemacht? Ach, und kennen Sie die Runges? Noch ein Plätzchen? Wann kommt ihr uns wieder mal besuchen? Wollen wir nicht zusammen in den Schwarzwald fahren? Was macht ihr beiden eigentlich den ganzen Tag? Kennen Sie eigentlich Karin (oder auch Ulf - die ganz reizenden, entzückenden Ex-Gefährten des Liebsten oder der Holden)?
    • Na ja, und man fürchtet sich natürlich davor, daß es einem eines Tages nicht mehr genügt. Und deswegen fängt man schon mal gar

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