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Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall

Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall

Titel: Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne West
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an, nie etwas mit verheirateten Männern. Warum? Weil seine Frau das nicht verdient hat - und ich auch nicht. Gestohlene Stunden, Minuten, Heimlichkeiten, Verstöße gegen die Moral. Moral?
    Ich schreibe das hier für all diejenigen, die eine Geliebte haben, und für Frauen, die mit einem Mann zusammen sind, der nicht mit ihnen verheiratet ist.
    Mit seiner Frau hat er Kinder, mit dir Stunden im Hotel. Er wohnt in einem gemeinsamen Haus, du teilst dir mit ihm ein Geheimnis. Statt beim Fußball zu sein, ist er bei dir, duscht, bevor er geht. Kann an deinem Geburtstag vielleicht eine halbe Stunde länger bleiben. Redet von »zu Hause«, wenn er nicht deine Wohnung meint. Redet von »uns«, wenn er von ihr spricht. Liebt dich, seine Gedanken wirbeln durcheinander. Kann man mit einem Geheimnis leben? Warum entscheidet er sich nicht für dich? Weil er viel Geld dadurch verlieren würde. Weil er viel Kraft brauchte für ein neues Leben. Weil ihr nicht wißt, ob es wirklich klappt mit euch. Weil er seinen Enkel liebt. Weil er seiner Frau irgendwo immer noch viel Gefühl entgegenbringt. Weil er nicht weiß, ob er mit dir zusammen auch den Alltag ertragen könnte. Weil seine Lebensspanne viel kürzer ist als deine. Wenn man so jung ist wie ich.
    Schlechtes Gewissen. Wem nehme ich den Mann weg? Stürze ich ihn in Konflikte? Wieviel bedeute ich ihm wirklich? Was kommt, wie lange kann oder will ich darauf warten? Ist ein geheimes Verhältnis nicht viel prickelnder als ein offenes, mit Diskussionen über eine gemeinsame Zukunft? Wir treffen uns in der Mittagspause, lieben uns in seinem Firmenauto, in der Tiefgarage. Lächeln uns im Büro kurz zu, vermeiden jede Berührung. Melden uns im Hotel unter seinem Namen an, verlangen eine Einzelzimmerrechnung. Erleben gefühlvollen, heißen Sex. Neue Unterwäsche führe ich vor, genieße sein Erstaunen, wenn ich wieder etwas neues im Bett mit ihm mache, genieße seine Bewunderung, seine Dankbarkeit - warum gerade ich?
    Er hat Schwierigkeiten, zu Hause. Er sagt nicht »meine Frau versteht mich nicht« - zum Glück, denn vor solchen Männern sollte man sich hüten. Riecht er nach mir? Er hat sich diesmal nicht die Hände gewaschen. Ob sie noch miteinander schlafen? Nicht fragen, weil die Antwort vielleicht weh tun würde. Sie fahren zusammen in den Urlaub. Er hat eine Handyrechnung von knapp 300 Mark.
    Kaum ist er wieder da, steht er vor der Tür. Sie weiß bestimmt, wie er seinen Kaffee trinkt, du nicht, weil er nicht über Nacht bleibt. Du machst ihm Probleme. Wie soll er seine leuchtenden Augen erklären? Laß es sein - du bist nicht stark genug, eine Liebe aufzugeben. Sagst nichts, verlangst nichts, bist lebensfroh, zuversichtlich. Das mag er an dir. Nicht so viele Probleme wie zu Hause. Aber für Streit, Unmut oder Melancholie ist auch keine Zeit.
    Ahnt jemand was? Könnte jemand ihn verraten? Was mische ich mich überhaupt in seine Ehe ein? Ich nehme einer anderen Frau den Mann weg.
    Und wofür will ich ihn haben? Ist es auch für etwas Gemeinsames? Oder sonne ich mich in dem Triumph, einen Mann verführt zu haben, der eigentlich unverführbar ist. Doch er gab meiner einstweiligen Verführung statt - seine Schuld?
    Wenn er seine Frau betrügt, wird er mal das gleiche mit mir machen? Wem erzählt er von mir? Und was? Hat er mir gegenüber ein schlechtes Gewissen?
    Mein Vater ist nicht gerade begeistert. Befürchtet er doch, sein kleines Mädchen wird ausgenutzt von einem geilen Knacker. Kann sein, ist aber nicht so.
    Die verlorene Jugend wieder aufholen - wer weiß. Etwas in mir wiederfinden, was er bei sich schon verloren geglaubt hatte.
Seine Tochter ist älter als ich.
Was hat er, was andere Männer nicht haben, die nicht verheiratet sind?
Sein Charme zum Beispiel ist gereift. Ohne die Jahre, die er mir und anderen voraushat, würde er nicht so überzeugen. Seine beschützende Art, die ich einem Jüngeren nicht abnehmen würde. Die Verantwortung, die er schon so lange geübt hat zu übernehmen. Diese gewisse Dankbarkeit, die nie penetrant, sondern respektvoll ist - für die Tatsache, daß ich ihm mit vollen Zügen das gebe, was mein Vorteil ist: Jugend.
Zunächst ist es ja beruhigend zu wissen, daß ich mich nicht völlig in dieser Beziehung verlieren muß, denn ein totales, tägliches Miteinander ist ausgeschlossen. Denkt man. Aber, was passiert, wenn das Sch-Wort eintritt - Scheidung? Drei von vier Geliebten warten darauf, daß er ganz für sie da ist, sich von seiner Frau trennt.

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