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Gute Nacht Jakob

Gute Nacht Jakob

Titel: Gute Nacht Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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ihre großen grünen Katzenaugen spöttisch an: Na warte mal, dir werd’ ich was zu knacken geben! schienen sie zu sagen.
    Und am nächsten Morgen ging es dann los. Während wir alle am Kaffeetisch saßen, sah sie erst auf meine Tasse und dann auf ihre. Ihre war eigentlich gar keine richtige Tasse, sondern ein großer Stampen, aus dem Valeska am Morgen ihren Malzkaffee trank. Ich weiß nicht, unter welchen teuflischen Vorspiegelungen sie ihn ihr abgeschwindelt hatte. Jedenfalls sagte sie mit honigsüßer Stimme: »Ich habe eine starke Tasse, und du hast eine schwache Tasse!«
    Bis dahin hatte ich mich noch nie um Tassen gekümmert. Überhaupt schon diese albernen böhmischen Ausdrücke >stark< und >schwach< statt groß und klein. Außerdem war ich gewöhnlich froh, wenn ich mit meinem Kakao oder meiner Milch fertig war. Nachdem sie aber ihre Überlegenheit in puncto Kubikinhalt der Frühstückstasse drei Morgen hintereinander wiederholt hatte, war ich genügend verblödet, um zu der Ansicht zu gelangen, daß mein Seelenheil von dem Besitz einer größeren Tasse als der Jessikas abhinge. Da ich von Natur einen ziemlich primitiven Charakter besitze und es keine größere Tasse in der Familie gab, löste ich das Problem, indem ich aufstand, zu ihr hinüberging, ihr eine klebte und ihr die Tasse wegnahm. Sie war einen Moment genau wie alle anderen versteinert, holte dann aber schnell auf, indem sie mir mit den Krallen wie eine Katze ins Gesicht fuhr. Ich packte sie an den Rattenschwänzen, und damit erledigte sich der Fall insofern, als die strittige Tasse zwischen uns zu Bruch ging. Es hagelte stundenlange Ermahnungen und erstaunte Ausrufe der Omama und Mama, abgestimmt auf die Melodie: Was hat bloß der Junge, so kennen wir ihn ja gar nicht!
    Nur Opapa lächelte still vor sich hin und weigerte sich strikt, irgend etwas von sich aus zu der Affäre beizutragen:
    »Pack schlägt sich, Pack verträgt sich!« sagte er nur und ging nach vorn an seinen Italienerschrank.
    Jessika indessen setzte ihren seelischen Zermürbungsfeldzug unverdrossen fort. Nach zwei weiteren Tagen hatte sie mich so weit, daß ich, der Kommandeur bedeutender Armeen und Indianerstämme und Verächter alles weiblichen Spiels, mir zu dem bevorstehenden Osterfest eine Puppennähmaschine wünschte. Opapa, dem ich dieses irrsinnige Begehren zu beichten wagte, sah mich mit einem Ausdruck tiefsten, gramvollen Verständnisses an und strich mir über den Kopf:
    »Weißt du«, sagte er mehr zu sich selbst, »was den Menschen vom Tier unterscheidet — er lernt nichts. Wenn unser Jakob zum Beispiel mit irgendeiner Sache ein paarmal schlechte Erfahrungen macht, dann läßt er sie. Der Mensch, besonders der Mann, heiratet immer wieder und fällt immer wieder auf die Frauen und ihre Launen ‘rein. Verstehst du das?«
    »Nein.«
    »Dann schenke ich dir die Messingkanone, aus der du richtig mit Erbsen schießen kannst. Du wünschst sie dir doch schon lange, nicht wahr? Vergiß diese blöde Puppennähmaschine!«
    Es war mir, als ob ich aus einem Fiebertraum erwachte, ich ging teils beglückt, teils beschämt von dannen und unterhielt mich mit Jakob über den Fall. Jakob hatte inzwischen auch schon seine Erfahrungen mit Jessika gemacht. Einerseits konnte er sie nicht leiden, vielleicht war es das Katzenhafte in ihr, andererseits — ewiger Zwiespalt der männlichen Natur — war er ihren Reizen gegenüber nicht ganz unempfindlich. Besonders ihre kleinen, braunen, strammen Waden hatten es ihm angetan. Vielleicht war er auch seelisch ausgehungert durch den völligen Mangel dieses Artikels auf meiner Seite. Jedenfalls hatte er sie gleich am zweiten Tag mit Genuß in diese Waden gezwickt. Es war eine genauso unschuldige Reflexbewegung wie damals bei Emil mit den dicken, roten Backen. Nur, daß ich Jessika nicht wie Emil einschüchtern konnte. Sie brüllte eine Stunde lang und mit Wonne, und Jakob mußte als gefährliches Untier einen ganzen Tag lang ihretwegen im Bauer bleiben.
    Dann kam das Osterfest und mit ihm die traditionelle Hasensendung von Onkel Felix aus Nürnberg. Wie ich schon erwähnte, sandte er mir immer zu Ostern einen Riesenhasen, wie es ihn in keinem Geschäft sonst gab. Es war der schönste Schokoladen-Osterhase weit und breit, eigentlich viel zu schön zum Essen, weshalb ich ihn auch viele Wochen nach Ostern aufhob. Als wir jedoch diesmal das Paket aufmachten, war er nicht darin, statt dessen aber zwei mittlere Hasen, einer für Jessika und einer für

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