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Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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ihre Hände zitterten so stark, dass sie die Tasse nicht hochheben konnte.
    »Darf ich … darf ich jetzt etwas fragen?«, sagte Martinas Vater. »Welche Laune hatte sie an diesem Tag? Ging es ihr gut oder war sie traurig … können Sie …?«
    »Niemand von uns ging es wirklich gut.«
    »Sie müssen bedenken, was im Dschungel geschehen war«, sagte Hans Nästman. »Die Gruppe musste sich vorzeitig auflösen, einer der Führer verschwand, wurde vermutlich das Opfer eines Unglücks, ist höchstwahrscheinlich tot.«
    »Dann hat man ihn nie gefunden?«
    »Nein. Was im Dschungel verschwindet, taucht fast nie wieder auf.«
    »Sie war ein unruhiger Geist, unser Mädchen. Ich habe mir immer Sorgen gemacht, wenn sie fort war und durch die Welt zog. Dass ihr etwas passieren könnte. Früher oder später, habe ich gedacht, früher oder später … Aber man kann es ihnen ja nicht verbieten.«
    »Nein. Das kann man nicht.«
    »Haben Sie Kinder, Herr Kommissar?«
    »Ja. Zwei Jungen, achtzehn und zwanzig Jahre alt.«
    »Mit Jungen hat man es leichter.«
    »Nicht unbedingt.«
    Die Frau stand auf. Sie ging zu dem Altar und zündete die beiden Kerzen an.
    »Sie können jetzt fahren, wenn Sie möchten«, sagte sie heiser. »Jetzt weiß ich, wie die Frau aussieht, die mit Martina das Zimmer geteilt hat. Mehr will ich nicht wissen. Es reicht.«
     
    »Was für eine seltsame und unangenehme Frau«, sagte Hans Nästman, als sie wieder im Auto saßen. »In meinem Beruf trifft man viele bizarre Persönlichkeiten. Aber jemand wie Marianne Andersson …«
    »Trauer kann einen Menschen verändern.«
    »Ich weiß nicht.«
    Sie schnallte sich an.
    »Was hat sie mit Ihnen gemacht?«, fragte er.
    »Nichts.«
    »Sie hat Ihnen wehgetan, das habe ich doch gesehen. Hat sie Sie etwa gebissen?«
    »Nein.«
    »Justine, jetzt hören Sie bitte auf mich. Sie müssen sich eine Tetanusspritze geben lassen, Menschenbisse sind das Gefährlichste, was es gibt.«
    »Ich bin geimpft.«
    »Ja, ja, stimmt natürlich. Wenn man so weit weg gewesen ist.«
    »Wir bekamen massenhaft Spritzen. Nathan auch. Aber gegen alles kann man sich nicht impfen lassen.«
    »Da ist was dran.«
    Er schwieg eine Weile. Dann sagte er:
    »Ich habe gesehen, dass sie Sie gebissen hat, Justine.«
    Sie seufzte.
    »Okay.«
    »Ich habe das Gefühl, dass Sie es einfach geschehen ließen.«
    »Okay, okay. Vielleicht geschah es mir ja auch recht. Vielleicht hätte ich ihre Tochter irgendwie beschützen müssen.«
    »Sehen Sie das wirklich so?«
    »Ich weiß nicht. Aber es ist wohl eher Sache eines Psychiaters, das herauszubekommen. Können Sie mich jetzt bitte nach Hause fahren. Es ist ein schrecklicher Tag gewesen.«
     
    Hans Nästman hielt auch danach noch Kontakt zu ihr.
    »Ich nehme an, dass Sie wissen wollen, was in Kuala Lumpur geschieht. Ob sie jemals Nathan Gendser finden. Der Mann, den sie verhaftet haben, gesteht jedenfalls nichts anderes als Hoteleinbrüche. Er behauptet darüber hinaus, er habe seinen Fuß nie in dieses Hotel gesetzt. Es lässt sich nichts beweisen. Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Fingerabdrücke auf dem Messer, aber nicht die seinen. Nun kann er natürlich Handschuhe benutzt haben … Obwohl es in diesem Land ziemlich heiß sein soll.«
    Sie wusste nicht, was sie antworten sollte.
    »Ich vermute, dass sie ihm trotzdem etwas anhängen können, das heißt, falls er kein wasserdichtes Alibi hat. Ein bettelarmer Gauner ohne Geld.«
    »Ich möchte nicht ständig darüber sprechen«, sagte sie. »Ich würde das Ganze am liebsten vergessen.«

2. KAPITEL
    Im Herbst und Winter ließ die Polizei sie in Ruhe.
    Es war nicht so, dass sie vergaß. Nathan kam weiterhin zu ihr. Nachts tauchte er in ihren Träumen auf, tagsüber konnte er sich dicht hinter ihr bewegen, so nahe, dass sie seinen Atem hörte. Aber sobald sie sich umdrehte, glitt er in die Ecke und verschwand.
    Doch, Nathan kam zu ihr, aber immer seltener.
     
    Dann war da die Sache mit Hans Peter. An diesem Wintertag mit Plusgraden und Regentropfen am Fenster hatten sie zum ersten Mal miteinander geschlafen. Sie wusste, dass er gehen musste, sie wollte ihn nicht gehen lassen.
    Er sagte, er müsse zur Arbeit ins Hotel.
    Sie waren in ihrer Küche. Er drückte sie an sich, zog sie auf seinen Schoß herunter.
    »Es ist so merkwürdig … Wir kennen uns doch gar nicht … und doch.«
    Sie schlang die Arme um ihn und bohrte ihr Gesicht in seinen Hals.
    »Ein kleines bisschen kennen wir uns jetzt doch schon?«
    »Jaaa

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