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Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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schmaler Ring. Sie warf das Haar zurück, gab seltsame Laute von sich.
    »Ein Kind zu verlieren«, sagte sie gebetsmühlenartig. »Sein geliebtes Kind zu verlieren.«
    »War sie Ihre einzige Tochter?«, fragte Hans Nästman.
    »Ja«, antwortete Mats Andersson. »Wir haben noch einen Sohn. Aber er lebt in Australien. Er kommt natürlich zur Beerdigung. Aber ansonsten sieht man sich nicht so oft. Entschuldigen Sie mich, ich will nur etwas holen, um das aufzuwischen.«
    »Die Beerdigung, ja … Wie ich gehört habe, ist sie inzwischen heimgebracht worden.«
    Die Frau blieb stehen.
    »In einem Sarg! Verpackt wie ein Stück Frachtgut!«
    Sie stand vor Justine, fiel auf dem weißen Teppich auf die Knie. Legte ihren Kopf auf Justines Schoß, sie war warm und zitterte, drehte den Mund nach unten und biss plötzlich zu. Justine gab einen keuchenden Laut von sich, hielt sich die Hand vor den Mund und starrte den Polizisten an. Er war sofort zur Stelle, hob Marianne Andersson hoch und half ihr in einen Sessel.
    »Alles in Ordnung, Marianne, alles in Ordnung?«
    Ihre schmalen Augen glänzten. Ihre Lippen öffneten sich, der Mund stand etwas offen, dann schloss sie ihn wieder.
    Ihr Mann kam mit einem Lappen zurück. Unbeholfen begann er, den verschütteten Kaffee aufzuwischen.
    Marianne Andersson sagte mit vollkommen normaler Stimme:
    »Und jetzt können wir vielleicht der Person, die unsere Tochter als Letzte lebend gesehen hat, ein paar Fragen stellen.«
    »Ja, Justine Dalvik«, sagte der Polizist.
    »Genau genommen habe nicht ich sie zuletzt lebend gesehen. Das war jemand, der noch in Kuala Lumpur ist, es war der Mann, der … sie getötet hat, er hat sie als Letzter lebend gesehen.«
    Die Frau hatte sich ihr zugewandt.
    »Seien Sie so gut, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Es ist so schon schlimm genug.«
    »Hören Sie«, sagte der Polizist. »Wir sind alle zutiefst betroffen angesichts dessen, was geschehen ist. Die Nerven liegen blank. Justine Dalvik teilte das Zimmer mit ihrer Tochter. Sie gibt an, dass sie in der Dusche war, als es geschah.«
    »Darf ich fragen, was ich will?«, sagte die Frau.
    »Ja?«
    »Es gibt da ein paar Dinge, über die man so nachgrübelt. Ein paar Details.«
    »Nur zu.«
    »Als Sie aus der Dusche kamen … Waren Sie da nackt?«
    »Nein … Ich hatte ein Handtuch um.«
    »Stand der Mann einfach da? Haben Sie nicht gehört, wie er kam?«
    »Nein. Ich stand ja unter der Dusche.«
    »Hat er Sie denn nicht in der Dusche gehört?«
    »Ich weiß nicht … Vermutlich dachte er, ich wäre allein, er hat bestimmt die Dusche gehört und wollte wahrscheinlich die Gelegenheit zu einem Einbruch nutzen, während ich unter der Dusche war.«
    »Und dann entdeckte er, dass dort noch jemand wohnte?«
    »Ja.«
    Die Fragen kamen wie aus der Pistole geschossen.
    »Versuchte meine Tochter, ihn an der Tat zu hindern?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und was glauben Sie?«
    »Ich glaube, dass sie einfach überrumpelt wurde. Sie haben gesagt, dass es keine Anzeichen eines Kampfes gab.«
    »Aber wenn er von der Tatsache überrascht wurde, dass sich jemand im Zimmer befand, hätte er dann nicht augenblicklich fliehen müssen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das wissen Sie nicht?«
    »Nein. Vielleicht war sie für einen Moment hinausgegangen, und als sie wiederkam, stand er da, vielleicht wollte sie nur kurz etwas holen.«
    »Sie haben nicht versucht, Martina zu verteidigen?«
    »Aber dazu war es doch zu spät. Es war doch schon passiert.«
    »Und was haben Sie getan?«
    Ihr wurde schwindlig, sie blickte zu dem Polizisten, er warf ihr einen aufmunternden Blick zu.
    »Was ich tat … Was hätten Sie denn getan?«
    »Ich hätte ihn getötet, ich hätte ihn erwürgt, ich hätte ihn mit meinen bloßen Fingern zerfetzt …«
    »Marianne …«, sagte Mats Andersson. »Marianne …«
    »Er war gefährlich«, flüsterte Justine. »Er hatte einen Menschen ermordet, dann konnte er ebenso gut auch zwei ermorden.«
    »Und was haben Sie getan?«
    »Ich lief zurück in die Dusche und schloss ab.«
    »Warum sind Sie nicht stattdessen hinausgelaufen? Um Hilfe zu holen. Das kommt mir doch sehr merkwürdig vor.«
    »Ich weiß nicht. Es war ein Reflex.«
    »Wenn sie in ein Krankenhaus gekommen wäre! Wenn sie rechtzeitig abtransportiert worden wäre!«
    »Aber es war doch schon zu spät!«
    »Woher wissen Sie das? Wie viele Tote haben Sie gesehen? Wie konnten Sie sich Ihrer Sache so sicher sein?«
    Sie griff nach ihrer Kaffeetasse, aber

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