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Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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in diesem Augenblick, ihn gegen einen neuen Wagen auszutauschen.
    Zu spät bemerkte sie, dass sie gar nicht auf dem Weg ins Stadtzentrum, nach Kungsholmen, waren.
    »Wohin fahren wir?«, fragte sie.
    »Sie wohnen in Djursholm. Sie wollten Sie bei sich zu Hause empfangen.«
    Die Schmerzen im Gehirn, sie hatte wieder das Gefühl, als würde ihr Kopf schrumpfen.
    »Stimmt was nicht? Sie haben doch nichts dagegen, oder?«
    »Nicht im Geringsten. Es ist nur dieser Geruch im Auto … Mir ist nur ein wenig schlecht. Könnten wir für einen Moment das Fenster öffnen?«
     
    Sie hießen Andersson. Ihr wurde schlagartig klar, dass sie nicht gewusst hatte, wie Martina mit Nachnamen hieß. Ihr Haus war grau wie ein Bunker, mit hohen, schmalen Fenstern.
    »Ich frage mich, ob es Ralph Erskine war«, sagte Hans Nästman.
    »Was war?«
    »Der den Schuppen da gebaut hat, meine ich.«
    »Keine Ahnung.«
    Er ging dicht hinter ihr, so dicht, dass er ihr fast in die Hacken trat.
    »Noble Gegend«, sagte sie, nur um etwas zu sagen.
    »Wohl wahr. Hätte nichts dagegen, hier zu wohnen. Obwohl Sie sich nicht beklagen können, Sie wohnen doch mindestens genauso schön.«
    Die Haustür war aus massivem Holz, versehen mit einem Türklopfer in Form eines Löwenhaupts. Hans Nästman griff nach ihm, aber ehe er klopfen konnte, wurde auch schon die Tür geöffnet. Ein Mann in einem dunklen Anzug stand auf der Türschwelle.
    »Den zu benutzen, ist sinnlos«, sagte er. »Man hört ihn doch nicht. Er ist mehr als Verzierung gedacht.«
    Er war hager und braun gebrannt; das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er drückte ihr fest die Hand.
    »Mats Andersson. Herzlich willkommen.«
    Hans Nästman hielt sie am Ellbogen, führte sie hinein. Sie ahnte eine Bewegung im Inneren des Hauses.
    »Bitte, treten Sie ein, meine Frau kommt gleich. Das hier ist, wie soll ich sagen … nicht leicht für sie, ja, für uns beide.«
    Der Raum, den sie betraten, war groß, lang gestreckt und ganz in Schwarz und Weiß eingerichtet. In der Mitte des Raums stand ein Flügel. Die Sonne flutete durch die schmalen Fenster herein, bildete ein Muster aus Stäben. An einer Wand stand eine Reihe schwarzer Ledersessel. Neben ihnen war eine Art Altar errichtet worden, mit Kerzen in silbernen Kerzenständern und einem Foto von Martina, fröhlich und lächelnd, die ein fliederfarbenes Nachthemd trug. Ihre Brustwarzen zeichneten sich durch den Stoff ab.
    Der Polizist ging zu dem Foto.
    »Ja«, sagte ihr Vater. »Das ist sie.«
    »Das habe ich mir gedacht. Von wann ist das Bild?«
    »Es ist letzten Sommer aufgenommen worden. An einem dieser richtig heißen Tage. Sie liebte die Wärme, sie hätte nie in einem Land wie diesem geboren werden dürfen.«
    »Demnach war sie vierundzwanzig, als die Aufnahme gemacht wurde?«
    Martinas Vater sagte:
    »Ja. Das müsste hinkommen. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, ich will nur …«
    Mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer.
    Sie setzten sich nebeneinander in die Sessel. Der Deckel des Flügels stand offen, es war ein Steinway.
    »Haben Sie eigentlich schon einmal von Mats H. Andersson gehört?«, fragte der Polizist. »Er ist ein ziemlich bekannter Konzertpianist. Oder interessieren Sie sich nicht für klassische Musik?«
    Ihre Augen studierten das Emblem auf dem Flügel, es war aus Gold, verschnörkelt und glich einem Kognakschwenker. Es war eine Art Harfe oder Lyra. Plötzlich bekam sie Lust auf ein Glas Portwein oder Sherry.
    In einem anderen Zimmer hörten sie Martinas Vater sprechen, mahnend, wie zu einem Hund. Dann stand er mit einem Tablett und ein paar Kaffeetassen im Türrahmen.
    »Meine Frau kommt gleich«, sagte er schrill.
     
    Sie kam mit gesenktem Kopf. Sie war jünger, als Justine gedacht hatte. Sie hatte Martinas dunkle Haare und irgendwie zwinkernde Augen. Die ganze Gestalt hatte etwas Träges und Langsames.
    »Marianne«, sagte sie und streckte ihnen die Hand entgegen. »Ich nehme zur Zeit Valium. Ich denke, das lässt sich so oder so nicht verbergen.«
    Ihr Mann kam mit einer Kaffeekanne herein. Als er begann, Kaffee einzugießen, fiel der Deckel von der Kanne und kippte eine der Tassen um. Ihr Gesicht glich dem eines Iltis.
    »Ich ertrage diese Geräusche nicht, das habe ich dir doch gesagt«, jammerte sie.
    Er bekam rote Ohren.
    »Meine Finger sind einfach nicht praktisch veranlagt«, sagte er in einem Versuch zu scherzen.
    Seine Frau ging im Zimmer umher, sie war barfuß, an einem der Zehen saß ein sehr

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