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Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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Berges verschwanden.
    Wieder einmal erwachte seine Sehnsucht nach einem Hund.
    Wenn er einen gehabt hätte, ja, dann hätten sich die beiden Tölen jetzt eine Weile beschnuppert, am Hintern, wie Hunde das so machten, und dann wäre er weitergegangen, genau wie er es jetzt tat. Oben rechts lag jetzt Riddersviks gård und unterhalb davon die ganzen Schrebergärten, Bella hätte von hier an ohne Leine laufen dürfen, sie wäre den Hügel hoch- und wieder hinuntergelaufen wie eine Verrückte und hätte sich im Schnee gewälzt. Vielleicht hätte er einen Stock geworfen, den sie dann geholt hätte.
    Er kämpfte sich den Hügel hinauf, auf dem der eigenartige Pavillon mit seinen Säulen stand, der wie ein Tempel aus einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht wirkte. Schwarze Eisengitter versperrten die Eingänge, es sang und pfiff in ihnen wie ein Orchester, wenn der Wind vom Mälareis her auffrischte. Es klang schön und ein wenig verlassen. In der Mitte der Decke hing ein schwerer Haken. Hatte sich dort jemand erhängt? Er konnte es fast vor sich sehen, ein baumelnder, schaukelnder Körper.
    Er entdeckte sie ein Stück unterhalb des Hügels. Sie lag halb hinter einem großen und hohlen Baumstamm verborgen, und später dachte er, dass er sie sofort aufgespürt hätte, wenn er einen Hund dabei gehabt hätte. So hätte er sie fast übersehen.
    Sie lag gegen den Baumstamm gelehnt, und der Schnee fiel auf sie herab, sie hatte ihn weggebürstet, solange sie konnte, aber jetzt hingen die Arme auf die Erde herunter, und ihr Kopf war ein wenig zur Seite gekippt.
    Zuerst glaubte er, sie wäre tot. Er hockte sich neben sie und berührte vorsichtig ihr Kinn. Es war kalt, aber sie atmete. Dann legte er sie in den Schnee und hob ihre Beine. Er erinnerte sich dunkel, dass man es so machen musste, jedenfalls wenn es um jemand ging, der ohnmächtig geworden war.
    Nach kurzer Zeit gab sie Laute von sich und öffnete die Augen. Ihr Gesicht war weiß wie der Schnee.
    »Oh, Sie leben, Gott sei Dank!«, rief er und fiel neben ihr auf die Knie. Sie schmatzte trocken mit den Lippen, schluckte mehrmals.
    »Sie müssen ohnmächtig geworden sein, ich habe Sie hier an diesen Stamm gelehnt gefunden.«
    »Ich bin gelaufen …«, sagte sie heiser, und jetzt sah er, dass sie Joggingschuhe trug und eine Art Overall.
    »Was ist passiert? Sie müssen gestürzt sein.«
    Sie versuchte, sich aufzurichten, und er packte sie an den Armen und half ihr.
    »Vorsichtig, sonst liegen Sie gleich wieder auf der Erde.«
    Sie stöhnte und fasste sich an den linken Fuß, stand mühsam auf, seinen Anorak die ganze Zeit über fest im Griff.
    »Es ist der Fuß … Ich erinnere mich jetzt, er ist einfach umgeknickt.«
    »Können Sie auftreten?«
    »Nein, vielleicht doch …«
    »Wahrscheinlich ist er verstaucht.«
    »Es ist eine alte Verletzung. Der Fuß knickt einfach um, ich hätte daran denken müssen.«
    »Sie müssen in ein Krankenhaus.«
    »Aber nein. Es reicht, wenn ich irgendwie nach Hause komme.«
    Sie war in seinem Alter, vielleicht etwas älter. Ihre Stimme war hell und mädchenhaft. Er dachte, dass er nicht genug Kraft hatte, sie zu tragen.
    »Wenn ich mich an Ihnen festhalten darf …?«, sagte sie.
    »Wo wohnen Sie?«
    »Ein Stückchen weiter. Man sieht das Haus, wenn man auf die Brücke kommt.«
    Sie legte einen Arm um seinen Hals, und sie machten sich schleppend und humpelnd auf den Weg. Es war sehr mühsam. Ab und zu, wenn sie aus Versehen mit dem Fuß auftrat, stöhnte sie auf.
    »Wenn er gebrochen ist, muss er gegipst werden«, sagte er.
    »Er ist nicht gebrochen.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«
    »Ich bin es einfach.«
    »Ich sollte mich vielleicht vorstellen. Hans Peter Bergman. Ich wohne in Hässelby Strand, dachte, ich mache mal einen Spaziergang.«
    »Da ist jetzt wohl nichts draus geworden.«
    »Das macht nichts.«
    »Ich heiße Justine Dalvik.«
    »Kristin?«
    »Nein. Justine.«
    Sie waren zu ein paar Gebäuden und einer Koppel mit Pferden gekommen. Die Tiere trugen feuchte Decken, scharrten mit den Hufen im Schnee und sahen so aus, als wollten sie in den Stall.
    »Sollen wir bei dem Haus anklopfen und fragen, ob wir von dort aus einen Krankenwagen rufen können?«
    »Bloß nicht … Man muss es ja nicht dramatisieren …«
    In diesem Moment trat ein Mann auf die Treppe hinaus. Er warf ihnen einen gleichgültigen Blick zu, ging anschließend zu einem Auto, das vor dem Tor geparkt stand.
    »Hallo?«, rief Hans Peter.
    Der Mann blieb

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