Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
Vom Netzwerk:
sie breitete Arme und Beine aus, komm und nimm mich noch einmal, mein Geliebter, säe in mir, bring mich dazu, Frucht zu tragen.
     
    »Sie hört doch, was man sagt, das tut sie doch, Schwester?«
    »Das kann man nie wissen. Trotzdem ist es das Beste, sich in Acht zu nehmen, was man sagt.«
    »Wussten Sie eigentlich, Schwester, dass sie eine gute Freundin meiner Schwester Siv war?«
    Nein, in Wirklichkeit waren wir nie gute Freunde. Nur locker befreundet, falls du das mit deinem armen, verkrüppelten Hirn verstehen kannst. Sie war grobschlächtig und ungelenk, genau wie du, wie eure ganze Familie, und jetzt sehe ich euren Vater vor mir, wie er am Samstagnachmittag nach Hause torkelte, dieser ruckende, zuckende Gang … und wie ihr wie kleine Ratten das Haus verließt. Manchmal schlug er Siv, sie lief dann zu uns nach Hause und weinte. Allein schon, dass sie so etwas überhaupt erzählte. Sie gab fast damit an, zeigte uns ihre blauen Flecken. Aber als dann diese Sache passierte, ihre Schwangerschaft, ja, da hat er es trotz allem ganz anständig aufgenommen. Es war eine Art religiöser Erweckung, er war wie ausgewechselt, wurde der Lieblingsopa des Jungen.
    Vorher dagegen. Raus in die Kälte mit euch, Frau und Kinder, hier komme ich, der große Herrscher. Meine Mutter hätte sich nie, nie damit abgefunden, so hinausgeworfen zu werden. Aus ihrem eigenen Haus. Wenn mein Vater Schnaps getrunken hätte, nur um voll zu werden … Ich glaube, sie hätte ihn in einem der Beete vergraben.
    Deine Mutter hatte Landstreicherblut in sich. Deswegen hatte sie ihm wahrscheinlich nichts entgegenzusetzen. Die Schuld steckte in ihr, der Stempel des Hausierens. Er schlug ihr einmal dermaßen auf den Mund, dass ihre Lippen blutend aufplatzten. Wir sahen es durchs Fenster, Siv und ich. Schlampe, schrie er sie an, sie war barfuß und nur halb angezogen. Dass sie sich so etwas gefallen lässt, sagte ich später zu Siv. Daraufhin bekamen wir wirklich Krach.
     
    »Dann hast du den feinen Direktor und Witwer Dalvik geheiratet, ihn dir einfach so gekrallt. Hast unsereins dann kaum noch gegrüßt. Meine Tochter Rosmarie ging in die Klasse seiner Tochter. Wir sahen euch manchmal auf Elternabenden. Du hattest dich so süß an seinem Arm eingehängt. Du hast so getan, als würdest du mich nicht wiedererkennen. Aber ich hatte mich nicht besonders verändert, Flora, du warst es, die sich verändert hatte. Trotzdem hatte ich keine Probleme, dich zu erkennen. Man kann sich nie verstecken, verstehst du, egal, in welch feine Stoffe man sich hüllt. Seide oder Samt oder Stofffetzen oder Lumpen.«
    Sie ähnelten ihrem Vater, hatten seinen grobschlächtigen Körperbau, fettige Haut und Schuppen. Flora war so zierlich.
    »Du bist so klein wie ein Mädchen«, sagte Sven Dalvik und zog sie in seine Arme. Da schlief seine Tochter endlich, jetzt widmete er sich ganz seiner Frau. Fasste ihre schmalen Hüften an, würde dort Platz für ein Kind sein? Ihre kleinen, rosigen Brustwarzen, flach wie bei einem Jüngling. Sie trug ihr Haar damals kurz, er nannte sie seinen Jungen.
    Das Mädchen schlief, aber man konnte nie sicher sein. Sie konnte aufwachen und in der Tür stehen, mit hellwachen Augen stieren, mit ihrem Was-machst-du-mit-meinem-Papa-Blick.
    Sie bekam keinen Orgasmus mehr.
    Doch das kümmerte ihn wenig. War er sich dessen überhaupt bewusst?
    »Ich kann mich nicht entspannen, etwas verkrampft sich, alles in mir verkrampft sich.«
    »Denk nicht so viel daran. Weil du so viel daran denkst, geht es nicht.«
    »Lass uns wieder verreisen, unsere Reise nach London wurde doch unterbrochen. Lass uns die Reise fortsetzen, lass uns diesmal nach Paris fahren.«
    Er wollte das Mädchen nicht wieder allein lassen, nicht nach so kurzer Zeit. Er war sowieso schon so oft unterwegs. Später, Flora, später.
    Die Zeit verging, und Justine kam in die Schule.
    »Wer sollte sich um sie kümmern?«, fragte er. »Wenn wir verreisen würden, du und ich? Wer würde sie anziehen und mit der Schultasche auf den Weg schicken?«
    »Dafür hast du doch früher eine Lösung gefunden.«
    »Das ist jetzt etwas anderes. Ich kann sie nicht noch mehr enttäuschen.«
    Er reiste allein, kehrte heim mit teuren Geschenken, einem Versöhnungsring mit Brillanten und für die Kleine eine Art Trompete.
    »Wenn du im Haus darauf spielst, ziehe ich aus!«
    Überhaupt, spielen?
    Das Mädchen ging ans Ufer hinunter und strengte sich so sehr an, dass ihr ganzer Körper sich krümmte. Die Enten schwammen

Weitere Kostenlose Bücher